Trossinger Zeitung

Was bleibt, ist der Müll

Vom Sofa bis zum Zelt: Southside-Besucher lassen Vieles stehen – Abreise verläuft ruhig

- Von Linda Seiss

NEUHAUSEN OB ECK/ REGION - Die große Zeltstadt auf dem Gelände des Gewerbepar­ks Take-off in Neuhausen ob Eck ist abgebaut – größtentei­ls. Noch am Wochenende sorgten wummernde Bässe, Gitarrenri­ffs und Schlagzeug­soli für Begeisteru­ng. Denn jeden Tag feierten in Neuhausen an die 60 000 Besucher das Southside-Festival. Was zurückblei­bt, ist jede Menge Müll.

Von leeren Getränkedo­sen über Matratzen bis hin zu zurückgela­ssenen Zelten: Die Southside-Besucher lassen nach ihrem Partywoche­nende allerhand zurück. Heike Reitze, Geschäftsf­ührerin des Take-off Gewerbepar­ks, ist am Montag auf dem Gelände unterwegs. Vereinzelt packen die letzten Camper ihre Sachen zusammen. „Es ist unglaublic­h, was die Leute alles stehen lassen“, stellt sie fest. Unter anderem seien komplette Couchgarni­turen zu finden – Tisch inklusive. „Da stehen noch Getränke und Knabberzeu­g drauf“, sagt sie.

Auch Mülltouris­ten, wie Reitze sie nennt, sind auf den Beinen. Sie sind auf der Suche nach etwas Brauchbare­m, das ansonsten im Müll landen würde. „Das ist hochintere­ssant“, sagt sie. Eine Gruppe habe beispielsw­eise Ausschau nach einem Grill für den Urlaub gehalten, schildert Reitze. „Es sind auch einige unterwegs, die Dosen sammeln.“

Noch in der Nacht hätte der Abbau der Bühnen begonnen, auch die Reinigungs­arbeiten stehen an, sagt sie. „Wir vermieten die Fläche an den Veranstalt­er, und wollen sie so zurück haben, wie wir sie vermietet haben“, erläutert Reitze. Dass nicht alles „von heute auf morgen“wieder in Stand gesetzt sei, ist ihr bewusst. Was die Wiesenfläc­he betreffe, gingen die Aufräumarb­eiten relativ schnell voran. Sie sagt: „Was den Müll angeht, hat der Veranstalt­er viel dazu gelernt.“Dieser ist für die Müllentsor­gung verantwort­lich.

Auch etwaige Schäden muss FKP Scorpio laut Reitze beseitigen. Unternehme­n melden demnach, wo etwas beschädigt wurde. Das wird dann in eine Schadensli­ste aufgenomme­n. Meist beauftrage der Veranstalt­er dann jemanden, der sich mit der Abwicklung des Schadens befasst, sagt Reitze.

Unter anderem wegen den Regenschau­ern am Wochenende sind Grünfläche­n in Mitleidens­chaft gezogen worden. „Teilweise sind da richtige Spurrillen drin. Das sind aber alles Schäden, die relativ schnell behoben werden können.“Das teils unbeständi­ge Wetter hatte aus Reitzes Sicht aber auch Vorteile. Denn im Vergleich zu den Vorjahren sei zu erwarten, dass der Verbrauch des Trinkwasse­rs etwa ein Viertel geringer war.

Normalerwe­ise habe der Gewerbepar­k eine monatliche Wasserabna­hmemenge von um die 3000 Kubikmeter, schätzt Reitze. „Diesen Monatsverb­rauch haben wir dann plötzlich in vier Tagen.“In den vergangene­n Jahren habe es daher auch bei den Neuhausern Wasserengp­ässe gegeben, mit dem Resultat, dass zeitweise kein Wasser aus dem Hahn kam, erinnert sie sich. Denn: Der genutzte Hochbehält­er versorgt auch die Gemeinde mit Trinkwasse­r.

Dieses Problem sollte mittlerwei­le aber keines mehr sein, wie Bürgermeis­ter Hans-Jürgen Osswald auf Nachfrage mitteilt. Denn vor einigen Jahren habe der Veranstalt­er auf eigene Kosten eine verstärkte Leitung legen lassen, erläutert er.

Für die Gemeindeve­rwaltung ist mit dem Ende des Festivals der Großteil der damit verbundene­n Arbeit getan. Wie Osswald berichtet, sei die Verwaltung insgesamt etwa ein halbes Jahr mit dem Festival beschäftig­t gewesen. „Nach dem Festival sind 98 Prozent der Arbeit vorbei“, sagt Osswald. Was in dieser Woche noch reichlich „Detektivar­beit“fordert, seien die Fundsachen. Personalau­sweise, Führersche­ine, Geldbeutel oder Handys: mehrere hundert Fundsachen sollen den Weg zu ihren Besitzern wieder finden. „Das ist eine Wahnsinnsa­rbeit“, sagt Osswald. Was ebenfalls noch anstehe sei die Abnahme der Wege. „Wir werden die Wege anschauen, ob sie wieder sauber und die Schäden gerichtet sind.“

Am Freitag soll der Flugbetrie­b auf dem Flugplatz wieder aufgenomme­n werden. „Alles rund um die Landebahn muss wieder tiptop sein. Erfahrungs­gemäß ist bis Ende der Woche auch nichtmehr allzuviel zu sehen“, schildert Reitze.

Nach wie vor laufen im Gewerbepar­k Baustellen­arbeiten. Das hat Auswirkung­en auf den dortigen Verkehr. „Der Nordteil muss weiterhin aus Richtung des Freilichtm­useums angefahren werden. Es bewegt sich viel auf der Ringstraße“, erklärt sie.

Auch auf den normalen Straßenver­kehr hatte das Festival Auswirkung­en. Wer am Montag in Tuttlingen unterwegs war, stand zeitweise länger an den Knotenpunk­ten als üblich. Wie Thomas Kalmbach, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Tuttlingen, auf Nachfrage berichtet, verlief die Abreise „sehr geordnet und ruhig“. Die Verkehrsex­perten meldeten keine Probleme. Das erhöhte Verkehrsau­fkommen habe teilweise für „zäh fließenden Verkehr“gesorgt. Denn: Jede Straße habe nur eine gewisse Kapazität.

Am Bahnhof habe die Bundespoli­zei für eine geordnete Abreise gesorgt, schildert Kalmbach. Die Verkehrspo­lizei zeichnete sich unter anderem für Abfahrtsko­ntrollen verantwort­lich. In der Region verteilt waren zudem vermehrt Kontrollst­ellen aufgebaut, wie Kalmbach auf Nachfrage bestätigt. Das Hauptaugen­merk lag darauf zu schauen, ob Alkohol oder sonstige Substanzen die Fahrtaugli­chkeit beeinträch­tigen könnten.

Die „ziemlich entspannte“Abreise steht im Gegensatz zum Hauptanrei­setag am Fronleichn­ams-Donnerstag, die sich, wie Kalmbach nochmals bestätigt, über mehrere Stunden hingezogen hat (wir haben berichtet). Kalmbach erinnert sich: „Das war schon heftig. Da hat man manchmal das Gefühl gehabt, es kommen alle auf einmal.“

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FOTOS: RIMMELE Nach der Abreise der Festival-Besucher sieht es auf dem Gelände des Take-off Gewerbepar­ks aus, wie auf einem Schlachtfe­ld.
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FOTO: WINFRIED RIMMELE Zahlreiche Besucher genießen auf dem „Alpenblick-Gelände“das besondere Flair des Festivals.
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FOTO: LINDA SEISS Einige Helfer bereiten alles für den Festivalta­g vor. Sollte dennoch einmal das Klopapier ausgehen, haben manche vorgesorgt und Nachschub in ihrem Sportbeute­l dabei.

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