Was bleibt, ist der Müll
Vom Sofa bis zum Zelt: Southside-Besucher lassen Vieles stehen – Abreise verläuft ruhig
NEUHAUSEN OB ECK/ REGION - Die große Zeltstadt auf dem Gelände des Gewerbeparks Take-off in Neuhausen ob Eck ist abgebaut – größtenteils. Noch am Wochenende sorgten wummernde Bässe, Gitarrenriffs und Schlagzeugsoli für Begeisterung. Denn jeden Tag feierten in Neuhausen an die 60 000 Besucher das Southside-Festival. Was zurückbleibt, ist jede Menge Müll.
Von leeren Getränkedosen über Matratzen bis hin zu zurückgelassenen Zelten: Die Southside-Besucher lassen nach ihrem Partywochenende allerhand zurück. Heike Reitze, Geschäftsführerin des Take-off Gewerbeparks, ist am Montag auf dem Gelände unterwegs. Vereinzelt packen die letzten Camper ihre Sachen zusammen. „Es ist unglaublich, was die Leute alles stehen lassen“, stellt sie fest. Unter anderem seien komplette Couchgarnituren zu finden – Tisch inklusive. „Da stehen noch Getränke und Knabberzeug drauf“, sagt sie.
Auch Mülltouristen, wie Reitze sie nennt, sind auf den Beinen. Sie sind auf der Suche nach etwas Brauchbarem, das ansonsten im Müll landen würde. „Das ist hochinteressant“, sagt sie. Eine Gruppe habe beispielsweise Ausschau nach einem Grill für den Urlaub gehalten, schildert Reitze. „Es sind auch einige unterwegs, die Dosen sammeln.“
Noch in der Nacht hätte der Abbau der Bühnen begonnen, auch die Reinigungsarbeiten stehen an, sagt sie. „Wir vermieten die Fläche an den Veranstalter, und wollen sie so zurück haben, wie wir sie vermietet haben“, erläutert Reitze. Dass nicht alles „von heute auf morgen“wieder in Stand gesetzt sei, ist ihr bewusst. Was die Wiesenfläche betreffe, gingen die Aufräumarbeiten relativ schnell voran. Sie sagt: „Was den Müll angeht, hat der Veranstalter viel dazu gelernt.“Dieser ist für die Müllentsorgung verantwortlich.
Auch etwaige Schäden muss FKP Scorpio laut Reitze beseitigen. Unternehmen melden demnach, wo etwas beschädigt wurde. Das wird dann in eine Schadensliste aufgenommen. Meist beauftrage der Veranstalter dann jemanden, der sich mit der Abwicklung des Schadens befasst, sagt Reitze.
Unter anderem wegen den Regenschauern am Wochenende sind Grünflächen in Mitleidenschaft gezogen worden. „Teilweise sind da richtige Spurrillen drin. Das sind aber alles Schäden, die relativ schnell behoben werden können.“Das teils unbeständige Wetter hatte aus Reitzes Sicht aber auch Vorteile. Denn im Vergleich zu den Vorjahren sei zu erwarten, dass der Verbrauch des Trinkwassers etwa ein Viertel geringer war.
Normalerweise habe der Gewerbepark eine monatliche Wasserabnahmemenge von um die 3000 Kubikmeter, schätzt Reitze. „Diesen Monatsverbrauch haben wir dann plötzlich in vier Tagen.“In den vergangenen Jahren habe es daher auch bei den Neuhausern Wasserengpässe gegeben, mit dem Resultat, dass zeitweise kein Wasser aus dem Hahn kam, erinnert sie sich. Denn: Der genutzte Hochbehälter versorgt auch die Gemeinde mit Trinkwasser.
Dieses Problem sollte mittlerweile aber keines mehr sein, wie Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald auf Nachfrage mitteilt. Denn vor einigen Jahren habe der Veranstalter auf eigene Kosten eine verstärkte Leitung legen lassen, erläutert er.
Für die Gemeindeverwaltung ist mit dem Ende des Festivals der Großteil der damit verbundenen Arbeit getan. Wie Osswald berichtet, sei die Verwaltung insgesamt etwa ein halbes Jahr mit dem Festival beschäftigt gewesen. „Nach dem Festival sind 98 Prozent der Arbeit vorbei“, sagt Osswald. Was in dieser Woche noch reichlich „Detektivarbeit“fordert, seien die Fundsachen. Personalausweise, Führerscheine, Geldbeutel oder Handys: mehrere hundert Fundsachen sollen den Weg zu ihren Besitzern wieder finden. „Das ist eine Wahnsinnsarbeit“, sagt Osswald. Was ebenfalls noch anstehe sei die Abnahme der Wege. „Wir werden die Wege anschauen, ob sie wieder sauber und die Schäden gerichtet sind.“
Am Freitag soll der Flugbetrieb auf dem Flugplatz wieder aufgenommen werden. „Alles rund um die Landebahn muss wieder tiptop sein. Erfahrungsgemäß ist bis Ende der Woche auch nichtmehr allzuviel zu sehen“, schildert Reitze.
Nach wie vor laufen im Gewerbepark Baustellenarbeiten. Das hat Auswirkungen auf den dortigen Verkehr. „Der Nordteil muss weiterhin aus Richtung des Freilichtmuseums angefahren werden. Es bewegt sich viel auf der Ringstraße“, erklärt sie.
Auch auf den normalen Straßenverkehr hatte das Festival Auswirkungen. Wer am Montag in Tuttlingen unterwegs war, stand zeitweise länger an den Knotenpunkten als üblich. Wie Thomas Kalmbach, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, auf Nachfrage berichtet, verlief die Abreise „sehr geordnet und ruhig“. Die Verkehrsexperten meldeten keine Probleme. Das erhöhte Verkehrsaufkommen habe teilweise für „zäh fließenden Verkehr“gesorgt. Denn: Jede Straße habe nur eine gewisse Kapazität.
Am Bahnhof habe die Bundespolizei für eine geordnete Abreise gesorgt, schildert Kalmbach. Die Verkehrspolizei zeichnete sich unter anderem für Abfahrtskontrollen verantwortlich. In der Region verteilt waren zudem vermehrt Kontrollstellen aufgebaut, wie Kalmbach auf Nachfrage bestätigt. Das Hauptaugenmerk lag darauf zu schauen, ob Alkohol oder sonstige Substanzen die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen könnten.
Die „ziemlich entspannte“Abreise steht im Gegensatz zum Hauptanreisetag am Fronleichnams-Donnerstag, die sich, wie Kalmbach nochmals bestätigt, über mehrere Stunden hingezogen hat (wir haben berichtet). Kalmbach erinnert sich: „Das war schon heftig. Da hat man manchmal das Gefühl gehabt, es kommen alle auf einmal.“