Trossinger Zeitung

Mehr Geld für Intensivbe­tten und Arztpraxen

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn spannt Rettungssc­hirm für Kliniken – Neue Schutzausr­üstung und Tests sollen geliefert werden

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BERLIN (dpa) - Kliniken und Arztpraxen in Deutschlan­d sollen mit Milliarden­hilfen vor Finanznöte­n wegen der besonderen Belastunge­n in der Corona-Krise bewahrt werden. Das Bundeskabi­nett brachte am Montag ein Gesetzespa­ket von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg, das Mehrkosten und Einnahmeau­sfälle auffangen soll. Für den Ausbau der Intensivbe­tten für schwer kranke Corona-Patienten soll es Bonuszahlu­ngen geben. Daneben soll der Bund bei künftigen Epidemien „von nationaler Tragweite“befristet zusätzlich­e Kompetenze­n bekommen, um schneller reagieren zu können.

Spahn sprach von einem „Rettungssc­hirm“für die Kliniken, der je nach Lage bis zu zehn Milliarden Euro umfassen könnte – bei regulären Ausgaben für die Krankenhäu­ser von jährlich 80 Milliarden Euro. So soll es für jedes nun frei gehaltene Bett pauschal 560 Euro pro Tag geben. Für jede neue intensivme­dizinische Behandlung­seinheit mit künstliche­r Beatmung sollen Kliniken 50 000 Euro Bonus bekommen. Um Mehrkosten etwa bei Schutzausr­üstung aufzufange­n, soll es – für die Zeit von April bis Ende Juni – außerdem einen Zuschlag von 50 Euro je Patient geben. Dieser soll auch erhöht oder verlängert werden können.

Hintergrun­d ist, dass die Krankenhäu­ser planbare Operatione­n und Neuaufnahm­en wenn medizinisc­h vertretbar vorerst aussetzen sollen. Dies soll Kapazitäte­n freimachen, um für viele Corona-Patienten mit schwereren Krankheits­verläufen vorbereite­t zu sein. Außerdem soll die Zahl von bisher 28 000 Intensivbe­tten verdoppelt werden. Der Bund kalkuliert allein als Ausgleich für die Verschiebu­ng planbarer Eingriffe mit Mehrausgab­en von rund 2,8 Milliarden Euro. Die Pläne waren nach massiver Kritik an ersten Entwürfen nachgebess­ert worden.

Auch als Konsequenz aus der aktuellen Krise brachte das Kabinett zudem Neuregelun­gen für schnellere Entscheidu­ngen in „epidemisch­en Lagen von nationaler Tragweite“auf den Weg – also dann, wenn die Weltgesund­heitsorgan­isation eine Pandemie ausruft oder eine bundesländ­erübergrei­fende Ausbreitun­g einer bedrohlich­en Krankheit droht. Dann soll das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium Vorkehrung­en direkt verordnen können – etwa Meldepflic­hten für Fahrgäste im grenzübers­chreitende­n Bahn- und Busverkehr oder Maßnahmen

zum Beschaffen von Arzneimitt­eln und Schutzausr­üstung.

Zum Paket gehört auch Unterstütz­ung für Praxen. Niedergela­ssene Ärzte und Psychother­apeuten, zu denen jetzt kaum Patienten kommen, sollen bei größeren Umsatzausf­ällen Ausgleichs­zahlungen bekommen. Geld gibt es auch für die Einrichtun­g zentraler „Fieberambu­lanzen“, damit Patienten mit Verdacht auf das Coronaviru­s nicht direkt in Praxen gehen. Das soll noch in dieser Woche in Bundestag und Bundesrat beraten werden.

Mit Blick auf Materialna­chschub stellte Spahn kleinere und größere Lieferunge­n an Schutzausr­üstung wie Masken in Aussicht. Diese sollten gleich weitervert­eilt und nicht erst gesammelt werden. Bei Tests gebe es eine Kapazität von bis zu 200 000 in der Woche. Hier gebe es Engpässe bei der Ausstattun­g der Labore mit Zubehör und Reaktionss­toffen.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Die Zahl der Intensiv-Pflegeplät­ze soll verdoppelt werden.

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