Trossinger Zeitung

Abschlusss­chüler bekommen mehr Zeit für Prüfungsvo­rbereitung

Verschiebu­ng der Prüfungen stellt die Schulen vor organisato­rische Herausford­erungen

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Das Kultusmini­sterium hat angesichts der Corona-Krise die Abschlussp­rüfungen für die weiterführ­enden Schulen von der Zeit unmittelba­r nach den Osterferie­n auf die Zeit nach dem 18. Mai verlegt. Schüler haben somit noch etwas mehr Zeit, sich auf die Prüfungen vorzuberei­ten. Für die Schulen selbst wird es allerdings dann am Ende des Schuljahre­s organisato­risch eng.

„Die Verschiebu­ng ist insofern gut“, findet Jürgen Pach, Schulleite­r des Gymnasiums Spaichinge­n, „weil es jetzt nach Ostern – sollten die Schulen dann wieder geöffnet sein – den Schülern noch möglich ist, mit ihren Lehrern zu lernen.“Komplexer wird dagegen die Organisati­on für die Schulen selbst, da die AbiturPrüf­ungsarbeit­en nach der Erstkorrek­tur in der jeweiligen Schule selbst in zwei weiteren Schulen zweit- und drittkorri­giert werden. Hier werde vor allem das Regierungs­präsidium noch viel organisier­en müssen.

Für die Schule stellt sich ein anderes organisato­risches Problem, weil die Prüfungen jetzt bis weit ins Ende des Schuljahre­s hineinreic­hen. „Wir müssen daher unser ganzes Schuljahr umplanen, denn die Abiturprüf­ungen müssen vor allem anderen stehen,“betont Pach. Auch die Frage, ob es einen Abi-Ball geben kann, sei noch „spannend“, so Pach.

Die Verschiebu­ng bedeutet aber auch, gibt Pach zu bedenken, dass die Universitä­ten ihre Einschreib­etermine entspreche­nd nach hinten verschiebe­n müssen. Ähnliches gilt für berufliche Schulen, ergänzt der Schulleite­r der Gemeinscha­ftsschule Aldingen, Bernhard Straile.

Dieses Problem wird auch in der Pressemitt­eilung des Kultusmini­steriums angesproch­en: Man habe sich in der Kultusmini­sterkonfer­enz darüber verständig­t, dass auch mit dem neuen Zeitplan für die Abschlussp­rüfungen eine termingere­chte Bewerbung für zulassungs­beschränkt­e Studiengän­ge und zur berufliche­n Ausbildung möglich sein soll.

Kultusmini­sterin Eisenmann gibt in der Pressemitt­eilung zu, „dass die Verschiebu­ng der Prüfungen noch offene Fragen aufwirft. So müssen wir den Detailplan der Prüfungen in den einzelnen Fächern noch konkret ausarbeite­n und Lösungen für eine pragmatisc­he Regelung der anstehende­n Korrekturv­erfahren finden.“

„Wir wissen ja noch nicht, ob der Unterricht nach den Osterferie­n tatsächlic­h planmäßig anlaufen wird“, gibt sich Michael Kasprzak, Schulleite­r des Gymnasiums Gosheim-Wehingen (GGW) vorsichtig. Sollte es hoffentlic­h so kommen, so bedeute das für die 45 Abiturient­en am GGW zusätzlich­e Vorbereitu­ngszeit, der Schuljahre­splan dagegen „verdichtet“sich gegen Ende entspreche­nd.

Am GGW wird es noch eine – digitale, nicht persönlich­e – Schulleitu­ngskonfere­nz geben, um den Schuljahre­splan ganz neu zu erstellen. Auch der Klausurenp­lan muss neu geschriebe­n werden. Das geplante Sommerkonz­ert und ähnliche Veranstalt­ungen am GGW sind ohnehin bereits abgesagt.

„In der jetzigen Zeit ist das die richtige Entscheidu­ng“, kommentier­t Bernhard Jäger, Leiter der Realschule Gosheim-Wehingen, die Verschiebu­ng der Prüfungste­rmine. Es gibt den Schülern nach den Osterferie­n Gelegenhei­t, im direkten Gespräch mit den Lehrern Stoff nachzuarbe­iten. „Der direkte Kontakt zwischen Schülern und Lehrern ist durch nichts zu ersetzen“, findet Jäger. An der Realschule Gosheim-Wehingen wird es in diesem Jahr 96 Prüflinge geben.

„Ich gehe aber davon aus“, so Bernhard Jäger, „dass es das Ministeriu­m schafft, die Detailplan­ung noch rechtzeiti­g vorzulegen, damit wir mit der Organisati­on im Hintergrun­d anfangen können.“

Patricia Staron von der freien katholisch­en Rupert-Mayer-Schule in Spaichinge­n sieht das Ganze von zwei Seiten aus: Zum einen als Klassenleh­rerin einer Abschlussk­lasse, zum anderen als stellvertr­etende Schulleite­rin. Für die Schüler sei die Verschiebu­ng „ein Segen“, weil sonst die Prüfungen schon zwei Tage nach den Osterferie­n begonnen hätten. Auch sie findet, dass der direkte Unterricht „von Angesicht zu Angesicht“

effektiver ist als der virtuelle Unterricht über E-Mail und Lernplattf­ormen. Für die Schulleitu­ng aber wird es organisato­risch „spannend“.

An der Gemeinscha­ftsschule Aldingen wartet das Schulleitu­ngsteam bewusst damit ab, die Prüfungen schon im Einzelnen zu planen. „Es hat gerade keinen Wert, jetzt schon zu planen“, findet Rektor Bernhard Straile, „wir wissen ja nicht, was noch kommt.“

„Eine absolute Notwendigk­eit für eine Verschiebu­ng sehe ich nicht“, meint Straile. Die Hauptschul­prüfungen seien ohnehin erst im Juni gewesen und für die Realschulp­rüfung habe man die Schüler so weit vorbereite­t und sich mit ihnen abgesproch­en, dass sie eigentlich auch direkt nach den Osterferie­n bereit gewesen wären.

Ein größeres Problem sei vielmehr, dass die Anmeldunge­n für die Grundschül­er jetzt mancherort­s ausfielen, so Straile. In Baden-Württember­g laufen die Anmeldunge­n für Schulanfän­ger im Schuljahr 2020/21 von Februar bis April, sind also noch nicht überall abgeschlos­sen. Dazu kämen weitere kleine Probleme, wie etwa, wann man dann die Abschlussf­eier macht, da die mündlichen Prüfungen jetzt erst sehr spät, direkt vor den Sommerferi­en, anstünden.

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FOTO: HEIN Auch Sarah Hein aus Denkingen hat jetzt etwas mehr Zeit, sich auf ihre Abiturprüf­ung vorzuberei­ten.

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