Abschlussschüler bekommen mehr Zeit für Prüfungsvorbereitung
Verschiebung der Prüfungen stellt die Schulen vor organisatorische Herausforderungen
SPAICHINGEN - Das Kultusministerium hat angesichts der Corona-Krise die Abschlussprüfungen für die weiterführenden Schulen von der Zeit unmittelbar nach den Osterferien auf die Zeit nach dem 18. Mai verlegt. Schüler haben somit noch etwas mehr Zeit, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Für die Schulen selbst wird es allerdings dann am Ende des Schuljahres organisatorisch eng.
„Die Verschiebung ist insofern gut“, findet Jürgen Pach, Schulleiter des Gymnasiums Spaichingen, „weil es jetzt nach Ostern – sollten die Schulen dann wieder geöffnet sein – den Schülern noch möglich ist, mit ihren Lehrern zu lernen.“Komplexer wird dagegen die Organisation für die Schulen selbst, da die AbiturPrüfungsarbeiten nach der Erstkorrektur in der jeweiligen Schule selbst in zwei weiteren Schulen zweit- und drittkorrigiert werden. Hier werde vor allem das Regierungspräsidium noch viel organisieren müssen.
Für die Schule stellt sich ein anderes organisatorisches Problem, weil die Prüfungen jetzt bis weit ins Ende des Schuljahres hineinreichen. „Wir müssen daher unser ganzes Schuljahr umplanen, denn die Abiturprüfungen müssen vor allem anderen stehen,“betont Pach. Auch die Frage, ob es einen Abi-Ball geben kann, sei noch „spannend“, so Pach.
Die Verschiebung bedeutet aber auch, gibt Pach zu bedenken, dass die Universitäten ihre Einschreibetermine entsprechend nach hinten verschieben müssen. Ähnliches gilt für berufliche Schulen, ergänzt der Schulleiter der Gemeinschaftsschule Aldingen, Bernhard Straile.
Dieses Problem wird auch in der Pressemitteilung des Kultusministeriums angesprochen: Man habe sich in der Kultusministerkonferenz darüber verständigt, dass auch mit dem neuen Zeitplan für die Abschlussprüfungen eine termingerechte Bewerbung für zulassungsbeschränkte Studiengänge und zur beruflichen Ausbildung möglich sein soll.
Kultusministerin Eisenmann gibt in der Pressemitteilung zu, „dass die Verschiebung der Prüfungen noch offene Fragen aufwirft. So müssen wir den Detailplan der Prüfungen in den einzelnen Fächern noch konkret ausarbeiten und Lösungen für eine pragmatische Regelung der anstehenden Korrekturverfahren finden.“
„Wir wissen ja noch nicht, ob der Unterricht nach den Osterferien tatsächlich planmäßig anlaufen wird“, gibt sich Michael Kasprzak, Schulleiter des Gymnasiums Gosheim-Wehingen (GGW) vorsichtig. Sollte es hoffentlich so kommen, so bedeute das für die 45 Abiturienten am GGW zusätzliche Vorbereitungszeit, der Schuljahresplan dagegen „verdichtet“sich gegen Ende entsprechend.
Am GGW wird es noch eine – digitale, nicht persönliche – Schulleitungskonferenz geben, um den Schuljahresplan ganz neu zu erstellen. Auch der Klausurenplan muss neu geschrieben werden. Das geplante Sommerkonzert und ähnliche Veranstaltungen am GGW sind ohnehin bereits abgesagt.
„In der jetzigen Zeit ist das die richtige Entscheidung“, kommentiert Bernhard Jäger, Leiter der Realschule Gosheim-Wehingen, die Verschiebung der Prüfungstermine. Es gibt den Schülern nach den Osterferien Gelegenheit, im direkten Gespräch mit den Lehrern Stoff nachzuarbeiten. „Der direkte Kontakt zwischen Schülern und Lehrern ist durch nichts zu ersetzen“, findet Jäger. An der Realschule Gosheim-Wehingen wird es in diesem Jahr 96 Prüflinge geben.
„Ich gehe aber davon aus“, so Bernhard Jäger, „dass es das Ministerium schafft, die Detailplanung noch rechtzeitig vorzulegen, damit wir mit der Organisation im Hintergrund anfangen können.“
Patricia Staron von der freien katholischen Rupert-Mayer-Schule in Spaichingen sieht das Ganze von zwei Seiten aus: Zum einen als Klassenlehrerin einer Abschlussklasse, zum anderen als stellvertretende Schulleiterin. Für die Schüler sei die Verschiebung „ein Segen“, weil sonst die Prüfungen schon zwei Tage nach den Osterferien begonnen hätten. Auch sie findet, dass der direkte Unterricht „von Angesicht zu Angesicht“
effektiver ist als der virtuelle Unterricht über E-Mail und Lernplattformen. Für die Schulleitung aber wird es organisatorisch „spannend“.
An der Gemeinschaftsschule Aldingen wartet das Schulleitungsteam bewusst damit ab, die Prüfungen schon im Einzelnen zu planen. „Es hat gerade keinen Wert, jetzt schon zu planen“, findet Rektor Bernhard Straile, „wir wissen ja nicht, was noch kommt.“
„Eine absolute Notwendigkeit für eine Verschiebung sehe ich nicht“, meint Straile. Die Hauptschulprüfungen seien ohnehin erst im Juni gewesen und für die Realschulprüfung habe man die Schüler so weit vorbereitet und sich mit ihnen abgesprochen, dass sie eigentlich auch direkt nach den Osterferien bereit gewesen wären.
Ein größeres Problem sei vielmehr, dass die Anmeldungen für die Grundschüler jetzt mancherorts ausfielen, so Straile. In Baden-Württemberg laufen die Anmeldungen für Schulanfänger im Schuljahr 2020/21 von Februar bis April, sind also noch nicht überall abgeschlossen. Dazu kämen weitere kleine Probleme, wie etwa, wann man dann die Abschlussfeier macht, da die mündlichen Prüfungen jetzt erst sehr spät, direkt vor den Sommerferien, anstünden.