Wegen Corona: Rettungskräfte sichern sich zusätzlich ab
Mehr oder weniger Einsatzkräfte, mit oder ohne Schutzmaske: Das Vorgehen von Polizei, Feuerwehr und DRK ist unterschiedlich
TUTTLINGEN - Sie sind unentbehrlich: Ohne die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr, Polizei oder der Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wäre die öffentliche Ordnung nicht zu gewährleisten. Damit sie trotz des Coronavirus auch in Zukunft ihre Arbeit erledigen können, haben sie weitere Vorsichtsmaßnahme ergriffen.
„Das Feuer bleibt gleich“, sagt Tuttlingens Feuerwehrkommandant Klaus Vorwalder. Heißt: Die Alarmierung erfolgt genauso wie vor dem Auftreten des Coronavirus. Erst am Einsatzort greifen die besonderen Vorsichtsmaßnahmen. So schnell wie möglich, erklärt Vorwalder, sollen die Brandbekämpfer die Feuerwehrautos verlassen, um nach dem beengten Sitzen im Fahrzeug wieder genug Abstand einhalten zu können.
Eine weitere Maßnahme ist die, dass abgeklärt wird, ob wirklich alle Feuerwehrleute im Einsatz benötigt werden. „Wir wollen so wenig Einsatzkräfte wie möglich binden“, sagt er. Wer nicht in der Situation benötigt wird, fährt wieder zurück. Die Feuerwehrwache, erklärt Vorwalder, dürfe derzeit ohnehin nur im Einsatzfall betreten werden. „Alle Arbeiten auf der Wache und auch die Übungen sind eingestellt.“
Sind bei einem Einsatz Atemschutzmasken notwendig, wird das Aufziehen eigens und möglichst „in begrenzter Zahl“angeordnet, meint der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Das liege daran, weil die Filter – wegen der Weitergabe des Coronavirus über die Tröpfcheninfektion – ein Gesundheitsrisiko darstellen. Nach dem Einsatz legt jeder Atemschutzträger seinen Filter selbst in einen Müllbeutel und bringt ihn in die Feuerwache zur Desinfektion.
Sollte die Feuerwehr aber gemeinsam mit dem Rettungsdienst einen Patienten betreuen müssen, gelten „einheitliche Sicherheitsstandards“, sagt Vorwalder. „Wir stimmen uns ab“, meint er. Die Rettungskräfte des DRK würden immer, wenn sie zu einem Patienten mit Husten oder einem Atemwegsinfekt kommen, eine Mundschutzmaske überziehen, erklärt Oliver Ehret, Geschäftsführer des DRK im Landkreis Tuttlingen. So soll die Gefahr, sich über abgehustetes Sekret anzustecken, vermieden werden. Seit dem Auftreten des Coronavirus besteht beim DRK die Devise,
dass sich erst ein Mitarbeiter mit Mundschutz den Patienten ansieht und die Patientendaten aufnimmt, ob ein Verdacht auf die Lungenkrankheit erkennbar sein könnte.
Auf die Alarmierung der freiwilligen Helfer-vor-Ort-Gruppen verzichtet das DRK derzeit weitgehend, um die Ehrenamtlichen nicht zu gefährden. Ihrer Arbeit werden die Retter weiter nachgehen. „Eine Reanimation über das Telefon geht nicht“, sagt Ehret. Das regelmäßige Desinfizieren im Auto gehört ebenso dazu wie die Schließung der Dienststelle für die Öffentlichkeit. „Die Menschen können klingeln, dann besprechen wir das Anliegen zunächst über die Sprechanlage“, meint Ehret. Ihm ist es wichtig, die Verwaltung von übrigen Personen fernzuhalten.
Während die Feuerwehr erst einmal auf zusätzliche Hilfskräfte verzichtet, kann die Polizei ihre Kapazitäten trotz Krisensituation ausweiten. So müssten derzeit keine Einsatzkräfte Fußballspiele oder sonstige Veranstaltungen absichern, erklärt Pressesprecher Dieter Popp.
Die Polizei benötigt die Kräfte, um zu überprüfen, ob sich alle an die Verordnungen zum Infektionsschutz halten. Damit die Polizei einsatzfähig bleibt, gelten intern verschärfte Hygienevorschriften. Autos und Ausrüstung müssen regelmäßig desinfiziert werden, ebenso die Büros. „Da wir im Schichtbetrieb arbeiten, nutzen mehrere Beamte ein Büro“, erklärt Popp. Für den Fall, dass mehrere Beamte ausfallen, gebe es Notfallpläne. In manchen Dienststellen habe man Kollegen der Bundespolizei rekrutiert, in Tuttlingen noch nicht.
Untereinander halten die Polizisten Abstand. Im Einsatz, zum Beispiel bei einer Festnahme sei das nicht immer möglich, betont Popp. Wo es geht, wolle man Personenkontakte vermeiden. Bürger sollten nur noch in dringenden Fällen persönlich in die Dienststelle kommen. „Zum Beispiel, wenn Spurensicherung nötig ist. Eine Beleidigung lässt sich auch Online anzeigen“, sagt Popp. Es sei wichtig, das sich jeder daran halte.
Popp zeigt sich zuversichtlich. Die große Mehrheit halte die Vorschriften ein, bis auf ein paar Ausnahmen: Bei Kontrollen von Sonntag- bis Montagmorgen zählte die Polizei 28 Verstöße. 14 Menschen müssen ein Bußgeld zahlen, in sieben Fällen leitete die Polizei ein Strafverfahren ein.