Corona als Mitbringsel aus Ischgl?
Infektionen in Trossingen steigen: Das Landratsamt Tuttlingen will sich zu drängenden Fragen nicht äußern
TROSSINGEN - 14 Personen sind, Stand Mittwochabend, in Trossingen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Unklar ist, ob sich die Betroffenen unabhängig voneinander ansteckt haben. Denn der erste Corona-Fall scheint auf eine Busfahrt nach Ischgl zurückzuführen zu sein. Nun fragen sich viele Trossinger, ob weitere Teilnehmer der Busreise unwissend infiziert sein könnten. Das Landratsamt hüllt sich zu diesen und anderen Fragen in Schweigen.
Zwei Busse waren am 7. März von Trossingen aus nach Ischgl und ins Montafon in Österreich gefahren. Bereits am 5. März hatten die isländischen Gesundheitsbehörden Ischgl zum Risikogebiet erklärt. Das Robert-Koch-Institut entschied sich erst am 13. März dazu, Tirol in die Liste der Risikogebiete aufzunehmen. Die Trossinger Skifahrer waren also zu einem Zeitpunkt dort, als noch alles in Ordnung schien.
Als nach ihrer Rückkehr das Ausmaß des Ansteckungsrisikos in Tirol bekannt wurde, ließ sich mindestens ein Mitfahrer auf Corona testen und war tatsächlich positiv. Aus dem Kreis der Mitfahrer ist zu hören, dass das Gesundheitsamt keinen Kontakt zu ihnen aufgenommen habe, sie hätten durch private Kontakte von der Erkrankung erfahren. Ob die Skifahrer nach dem 13. März in die Selbstisolation gingen, wie es das Robert-Koch-Institut für Menschen aus Risikogebieten empfiehlt, ist unklar.
Ein anderer Landkreis hat das gleiche Problem völlig anders behandelt. Denn ebenfalls am 7. März waren Skifahrer aus dem Ostalbkreis nach Ischgl gefahren. Das dortige Landratsamt startete am 12. März einen dringenden Aufruf, dass sich alle Teilnehmer der Fahrt beim Gesundheitsamt melden und bis dahin Zuhause bleiben sollten. Tatsächlich fiel bei mehreren Personen dieser Gruppe der Test positiv aus.
Auch Trossingens Bürgermeister Clemens Maier war bei der Trossinger Fahrt nach Ischgl dabei. Er selbst zeigte nach eigenen Angaben keine Symptome, begab sich aber auch nicht in Selbstisolation. Diesen Umstand kritisierten nun die Fraktionssprecher, da Maier weiterhin Kontakt zu ihnen und den Rathausmitarbeitern gehabt hatte. Er selbst entschuldigt sich dafür in einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt und räumte ein, die Situation falsch eingeschätzt zu haben.
Seit Montag verzichtet der Bürgermeister nun aber doch auf Kontakte, da er vergangene Woche mit einem positiv Getesteten zusammengetroffen ist. Dieser Fall steht wohl nicht in Zusammenhang mit der Skiausfahrt.
Nun stellt sich die Frage, ob ein Vorgehen wie im Ostalbkreis im Fall der Trossinger Skifahrer nicht sinnvoll gewesen wäre, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern? Warum wurden die Skifahrer nach Bekanntwerden des positiven Tests nicht informiert, um in Selbstisolation zu gehen oder um das Augenmerk für Symptome zu schärfen? All dies hätte unsere Zeitung gerne vom Landratsamt Tuttlingen erfahren. Doch trotz mehrfacher Nachfrage wurde eine Auskunft mit Hinweis auf angebliche datenschutzrechtliche Bedenken abgelehnt.