Senioreneinrichtungen schotten sich ab
Massive Schutzvorkehrungen sollen Heime vor Corona schützen - Kreative Ideen für die Bewohner gefunden
TROSSINGEN - Um Bewohner und Mitarbeiter vor einer Virusinfektion zu schützen, schotten sich Altenund Pflegeheime nach außen ab. Mit besonderen Angeboten sollen die alten Menschen dennoch Kontakt zu ihren Angehörigen haben können. Notfalls werden Geburtstagsständchen auch vor dem offenen Fenster gesungen.
Die Corona-Krise und die damit verbundenen Herausforderungen verlangen derzeit von allen viel ab. So kommt es auch, dass Harald Blocher, Pressesprecher der Stiftung St. Franziskus, die Fragen der Presse gefühlt im Laufschritt beantwortet. „Wir treffen uns vier Mal pro Woche zum Krisenstab, um möglichst auf jedes Problem vorbereitet zu sein“, sagt er. „Wir bereiten uns präventiv darauf vor, Isolierstationen aufzubauen. Unser oberstes Ziel ist es, das Virus aus den Heimen raus zu halten. Deshalb gilt jetzt das Motto 'Die Tür ist generell offen’ nicht.“
Auch wenn viel Energie für die Umsetzung der Sicherheitsvorkehrungen aufgewendet werden müsse, arbeiteten alle Beteligten daran, den Bewohnern so viel Abwechslung wie möglich zu bieten. „Im Dr.-KarlHohner-Heim hat es bereits ein Flötenkonzert, das auf die Wohnbereiche übertragen wurde, gegeben, außerdem gemeinsames Kinoschauen, Bingospiele und eine Blumenpflanzaktion“, zählt er auf. Denn auch wenn die einzelnen Wohnbereiche nun voneinander isoliert seien, um das Infektionsrisiko zusätzlich zu minimieren, so gehe das Leben in den einzelnen Gruppen natürlich weiter. Ergänzend zu den Programmpunkten „haben wir auch ein Telefon auf jeder Station installiert“.
Denn auch wenn Bewohner schon von jeher telefonieren konnten, so sei ein zusätzlicher Apparat nun besonders wichtig. „Außerdem sind wir dabei, Skype zu installieren“, sagt Blocher. Damit können die Bewohner dann Videoanrufe tätigen. Besuche hätten im Einzelfall auch schon am offenen Fenster stattgefunden - natürlich mit entsprechendem Sicherheitsabstand. „Wir versuchen gemeinsam, den Kopf und die Stimmung oben zu halten“, fasst der Pressesprecher die Bemühungen zusammen.
Das Sterben gehört in Alters- und Pflegeheimen dazu, ganz unabhängig von der Pandemie. Was also, wenn ein Bewohner in seinen letzten Stunden noch einmal seine Familie sehen möchte? „Dann versuchen wir im Einzelfall alles Mögliche zu machen. Die Lösungen für den Einzelfall müssen natürlich mit Blick auf Corona ungefährlich sein“, so Blocher.
Auch im Seniorenzentrum Bethel dreht sich alles um die Pandemie und ein generelles Besuchsverbot soll die Infektionsgefahr abschwächen. Carina Schumpp, Assistentin der der Geschäftsführung, berichtet von den
Ideen, wie die alten Menschen weiterhin Kontakt nach außen halten können. „Aufgrund des aktuellen Besucherstopps haben wir bei uns in der Rehaklinik und im Seniorenzentrum die Möglichkeit der Kontaktaufnahme über digitale Bild- und Anrufmedien eingerichtet, sodass die Angehörigen wenigstens darüber Kontakt knüpfen können.“Und mancher erinnere sich wieder an fast Vergessenes: „Viele Bewohner haben angefangen wieder Briefe zu schreiben. Sie haben die Möglichkeit, ihre Briefe täglich unserem Postboten mitzugeben, Briefmarken können bei uns im Hauskiosk gekauft werden“, so Schumpp weiter.
Zusätzlich könne jeder Bewohner vorübergehend einen eigenen Telefonanschluss bekommen, sofern er kein Handy hat, „um mit den lieben Menschen telefonieren zu können“, zählt die Assistentin der Geschäfsführung auf.
Für Angehörige besteht außerdem die Möglichkeit, persönliche Dinge wie Bilder oder Briefe am Haupteingang des Bethels abzugeben. Die Einrichtungsmitarbeiter verteilen dann im Haus alles an die jeweiligen Empfänger.