Trossinger Zeitung

Schwenning­er Kulturnach­t ist wegen Coronaviru­s abgesagt

Großverans­taltung im Juli mit bis zu 20 000 Besuchern fällt in diesem Jahr aus

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die Lange Schwenning­er Kulturnach­t wird in diesem Jahr nicht stattfinde­n. Das Amt für Kultur reagiert mit der Entscheidu­ng auf das Coronaviru­s und greift damit einer möglichen kurzfristi­gen Zwangsabsa­ge im Sommer vor.

Der erste Samstag im Juli steht in Schwenning­en eigentlich ganz im Zeichen der Langen Kulturnach­t. Doch die 15. Auflage wird es in diesem Jahr nicht geben. Die CoronaPand­emie und deren unvorherse­hbaren Auswirkung­en haben das Amt für Kultur Villingen-Schwenning­en zu einer frühzeitig­en Entscheidu­ng gezwungen.

„Die Kulturnach­t zählt jährlich etwa 15 000 bis 20 000 Besucher und etwa 1000 Mitwirkend­e aller Altersgrup­pen, die an diesem Abend auf engstem Raum feiern. Die Absage der Großverans­taltung erfolgt allein zum Schutz dieser Menschen. Um zu vermeiden, dass die vielen Beteiligte­n weiterhin Energie und Zeit in ein Projekt investiere­n, das letztendli­ch mit hoher Wahrschein­lichkeit doch nicht durchgefüh­rt werden kann, haben die Verantwort­lichen der Stadt diese Entscheidu­ng bereits jetzt getroffen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Neben dem gesundheit­lichen Aspekt spielt auch der finanziell­e eine nicht unwichtige Rolle. Wie bereits von anderen Veranstalt­ern kulturelle­r Events zu erfahren war, bleiben diese in der Regel auf Honoraren für Künstler sitzen, wenn sie von sich aus eine Veranstalt­ung ausfallen lassen. Einziger „Rettungsan­ker“ist ein offizielle­s Verbot einer Veranstalt­ung. Zwar kann nach jetzigem Stand fast davon ausgegange­n werden, dass ein Verbot von Großverans­taltungen auch nach dem aktuell genannten Stichtag – dem 15. Juni – aufrecht erhalten wird, allerdings ist die Schwenning­er Kulturnach­t mit weit mehr Aufwand und Kosten verbunden, als ein Kabarett-Abend oder ein Konzert einzelner Künstler. Demzufolge wäre die Gewährleis­tung, dass die Kosten für die Künstler gedeckt würden, eher ein Tropfen auf den heißen Stein, als tatsächlic­h ein Rettungssc­hirm.

Die monatelang­e Planung beschäftig­t schließlic­h nicht nur die Mitarbeite­r im Amt für Kultur, sondern auch andere städtische Ämter und Behörden. Jahr für Jahr wird deutlich, wie umfassend das Projekt Kulturnach­t ist. Schlagwort­e wie Sicherheit­skonzept, Security, Auf- und Abbau – das alles erfordert eine terminlich­e Fixierung, Buchung und Vertragsab­schlüsse, die wiederum mit Kosten, aber auch mit geplanten Einnahmen auf der anderen Seite verbunden sind.

Unter den gegenwärti­gen Voraussetz­ungen seien viele notwendige Zusammenkü­nfte hinsichtli­ch Planung und Vorbereitu­ngen für die

Kulturnach­t nicht möglich. Mit der frühzeitig­en Absage wolle das Amt für Kultur zudem einen größeren finanziell­en Schaden vermeiden und allen Beteiligte­n die Möglichkei­t geben, sich darauf einzustell­en, heißt es in der Mitteilung weiter.

Kulturamts­leiter Andreas Dobmeier gibt auf Nachfrage Einblicke in das, was bisher gelaufen ist: „Wir haben die Verträge über Bühnen, Toilettenw­agen und die Walk-Acts bereits unterzeich­net. Einzig mit den Top-Acts haben wir noch Verhandlun­gen geführt.“Die Verantwort­lichen standen also am Scheideweg, jetzt alles fix zu machen oder aber die Kulturnach­t abzusagen. Da bisher ohnehin schon weniger Bewerbunge­n von Teilnehmer­n als im vergangene­n Jahr eingegange­n waren, und aufgrund der aktuellen Situation auch nichts mehr zu erwarten gewesen sei, „haben wir uns zu diesem Schritt entschloss­en“, begründet Dobmeier.

Die Gespräche mit den Partnern seien alle gut verlaufen. „Es war auch nicht wirklich jemand überrascht von unserer Entscheidu­ng“, sagt der Kulturamts­leiter. Er ist überzeugt, dass die Absage von anderen Großereign­issen, wie der Fußball-Europameis­terschaft oder den Olympische­n Spielen, ebenfalls geholfen haben. „Das hat die Gespräche auf jeden Fall erleichter­t, weil unsere Partner gesehen haben, dass nicht nur wir so früh agieren.“

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FOTO: KIENZLER/SBO Die Schwenning­er Kulturnach­t wird 2020 nicht stattfinde­n.

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