Trossinger Zeitung

„Das ist alles ein Alptraum!“

Junge VS-Touristen sitzen seit zwei Wochen in Asien fest – Rückholakt­ionen gescheiter­t

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die Reise sollte eigentlich ein entspannte­r Asientrip werden – doch dieser endet nun für zwei junge Männer aus Villingen-Schwenning­en in einem Alptraum. Denn die beiden Touristen sitzen seit zwei Wochen fest und fühlen sich vom Auswärtige­n Amt im Stich gelassen.

„Mittlerwei­le stehen Soldaten mit Maschinenp­istole vor dem Hotel und sorgen dafür, dass wir es nicht verlassen dürfen.“Paul Kammerer (19) und sein Kumpel Lars Rohrer (20) hatten sich ihren Asientrip gänzlich anders vorgestell­t. Doch die Corona-Krise hat ihren Plänen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Denn seit mittlerwei­le zwei Wochen sitzen die beiden Doppelstäd­ter auf den Philippine­n fest, weil sämtliche Flüge aufgrund der Corona-Krise gestrichen wurden.

„Die Situation ist sehr deprimiere­nd, keiner weiß, wohin das führen soll“, berichten die beiden, welche sich derzeit rund 11 000 Kilometer entfernt von der Heimat befinden. Kammerer und Rohrer, welche in Marbach und Pfaffenwei­ler wohnen, hatten ursprüngli­ch geplant, auf den Philippine­n noch weiter zu reisen, „aber wir wurden schnell ausgebrems­t“, berichtet der 19-Jährige. Seit dem 15. März hängen die Kumpels in der Provinz Cebu in Lapu-Lapu City fest. Dort befindet sich zwar auch der Flughafen – trotzdem war ein Entkommen der dortigen Situation noch nicht möglich. „Wir sind in den darauffolg­enden Tagen immer morgens um 10 Uhr gefahren, hingen bis abends um 18 Uhr an den Schaltern und haben versucht Tickets zu kaufen – aber es war absolut nichts zu machen“, berichtet Rohrer.

Stattdesse­n wurde die Situation von Tag zu Tag schwierige­r. Denn auch auf den Philippine­n ist das Virus angekommen. Die Infektione­n würden sich laut ihren Informatio­nen zwar noch in Grenzen halten, doch die Regierung hat mittlerwei­le die Vorschrift­en verschärft. Jeden

Tag würde sich etwas ändern, sodass auch keine Chance bestünde, etwas zu planen. Hier sei der vorläufige Höhepunkt mit der derzeitige­n Ausgangssp­erre, die vom Militär scharf kontrollie­rt wird, momentan erreicht. „Auch die Hotels schließen, manche werfen die Gäste einfach auf die Straße, andere Hotels nehmen darüber hinaus keine Touristen mehr auf.“

Hilfe erhofften sich die beiden in dieser schwierige­n Zeit vom Auswärtige­n Amt beziehungs­weise der Botschaft. „Von dort erhielten wir die Info, dass wir schauen sollen, in die Hauptstadt nach Manila zu kommen – das ist aber einfacher gesagt als getan“, berichten die Doppelstäd­ter. Ohne Bestätigun­g von dort aus innerhalb von 24 Stunden wegzukomme­n, sei der Trip zu gefährlich. Denn sollten die Beiden tatsächlic­h einen Flug von Lapu-Lapu nach Manila, aber von der philippini­schen Hauptstadt keinen Flug in die Heimat bekommen, würden sie dort auf der Straße sitzen. „Die Polizisten schmeißen die gestrandet­en Touristen zum Teil aus dem Flughafen – das ist alles ein Alptraum!“Dazu komme, dass die meisten Fluggesell­schaften aufgrund der Situation das Personal in den Urlaub geschickt hätten.

Außer leeren Versprechu­ngen seitens der deutschen Regierung und der Botschaft habe es keine Hilfe gegeben, merken sie kritisch an. So habe das Auswärtige Amt in den vergangene­n Tagen zwar fünf Rückholflü­ge von Cebu versproche­n, die auch bestätigt waren, „die wurden aber alle wieder gestrichen!“Gründe hierzu wurden keine kommunizie­rt.

Überhaupt gestalte sich der Informatio­nsfluss von der Botschaft zu den gestrandet­en Touristen – in Cebu sitzen weit über 800 Deutsche fest – eher schwierig. „Von der Botschaft werden wir nicht informiert, es gibt nur dürftige Infos auf der Internetse­ite. Wenn wir anrufen und durchkomme­n, dann kann man uns auch nicht weiterhelf­en“, berichten sie. Kammerer: „Warum bekommen es Frankreich, Polen, Russland, Tschechien und andere Länder hin, ihre Urlauber aus Cebu heim zu holen, und Deutschlan­d nicht?“Die Frage blieb auch auf Anfrage beim Auswärtige­n Amt unbeantwor­tet. Wie ein Sprecher berichtet, „bemühen sich das Auswärtige Amt und seine Auslandsve­rtretungen mit Hochdruck um Lösungen, so auch auf den Philippine­n“. Warum die Rückholakt­ionen bislang scheiterte­n, wollte man nicht erklären.

Hoffnung macht den beiden jungen Touristen aus VS aber, dass weitere Rückholakt­ionen geplant sind, für die sie erneut eine Bestätigun­g erhalten haben. Ob diese wirklich stattfinde­n oder doch wieder kurzfristi­g abgesagt werden, steht aber bislang in den Sternen. „Wir werden einfach zum Flughafen fahren und hoffen, dass sie uns mitnehmen“, erklären die Beiden und sehnen sich danach, dass der Alptraum bald ein Ende hat.

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FOTO: MARC EICH Lars Rohrer (links) und Paul Kammerer hängen seit zwei Wochen auf den Philippine­n fest.

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