Trossinger Zeitung

Die Bremse gegen den Abschwung

- Von Finn Mayer-Kuckuk

Das Corona-Hilfspaket hat von Anfang auch die Zustimmung der marktorien­tierten Ökonomen erhalten. Keiner zweifelt daran, dass bei einer Katastroph­e der Staat helfen muss. Und selbst die FDP kommt jetzt nicht auf die Idee, die Situation einfach dem Markt zu überlassen. Das betrifft im zweiten Schritt auch die Nutzung der Sozialsyst­eme, um die Wirtschaft zu stabilisie­ren. Der Wohlfahrts­staat kann hier zeigen, was er kann. Denn nur, wenn die Strukturen schon da sind, ist eine so blitzschne­lle Reaktion möglich wie jetzt bei der Kurzarbeit und der Grundsiche­rung. Sie ergänzen derzeit perfekt die direkte Wirtschaft­sförderung.

Es ist bemerkensw­ert, wie zügig die Arbeitsage­nturen jetzt die Anträge abarbeiten. In den vereinfach­ten Verfahren fallen Fragen nach der Zustimmung der Betriebsrä­te, nach der Größe der Wohnung, nach Erspartem einfach weg. Die Angst der Verantwort­lichen vor dem Missbrauch der Zahlungen steht im Hintergrun­d. Es stellt sich sogar die Frage, ob ein unbürokrat­ischeres Verfahren nicht auch jenseits der Krise allen Beteiligte­n einen Gefallen täte.

Mit der Kurzarbeit hat Deutschlan­d derzeit eine Bremse für den Abschwung zur Verfügung, die gleich mehrfach wirkt. Von der Stabilisie­rung des Arbeitsmar­ktes hängt zudem ab, wie schnell die Erholung nach der Krise gelingt. Wenn die Konten der Betroffene­n sich jetzt völlig leeren, fällt der aufgeschob­ene Konsum komplett aus. Familien stehen unter Stress, müssen aus teuren Wohnungen ausziehen, können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Billig wird das trotzdem nicht: Statt Kurzarbeit­ergeld müssen die Arbeitsage­nturen das Arbeitslos­engeld zahlen. Darunter leiden am Ende alle. Die Firmen verlieren kostbare Facharbeit­er und deren Wissen.

Doch so muss es nicht kommen. Ganz entscheide­nd ist hier: Alle wissen, dass das Leben eben doch eines Tages weitergeht wie vorher. Die Firmen wollen nicht entlassen, und der Staat steht mit dem größten Auffangnet­z der deutschen Wirtschaft­sgeschicht­e bereit. Gut, dass wir diese eingespiel­ten Mechanisme­n haben.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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