Gestrandete Urlauber aus Asien heimgebracht
Rückholaktion des Auswärtigen Amtes und der Deutschen Botschaft
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Zwei Wochen hat es gedauert – nun haben es die beiden auf den Philippinen gestrandeten VS-Touristen Paul Kammerer (19) und sein Kumpel Lars Rohrer (20) wieder in ihre Heimat geschafft. Kurz nachdem das Schicksal der beiden bekannt wurde, durften die beiden Freunde an einer Rückholaktion des Auswärtigen Amtes und der Botschaft teilnehmen. Zuvor waren bereits mehrere Aktionen gescheitert, während sich die Lage aufgrund der Corona-Krise auf den Philippinen weiter zuspitzte.
„Wir haben das irgendwie alles noch gar nicht so richtig realisiert“, erklärte Paul Kammerer gegenüber unserer Zeitung. Noch am Freitag hätte die Botschaft einen Rückreisetermin am Samstagabend bestätigt, sodass die beiden Urlauber, welche sich bereits seit Januar auf Reisen befinden und unterwegs von der Corona-Krise überrascht wurden, am Samstagmorgen den Weg zum Flughafen in Lapu-Lapu City in der Provinz Cebu antraten. „Dort war die Hölle los, da waren einige hundert Urlauber“, berichtet Kammerer und betont: „Aber von der Botschaft war niemand da.“
Stattdessen habe einer der gestrandeten deutschen Touristen das Ruder übernommen und über ein ihm zur Verfügung gestelltes Megafon die deutschen Staatsbürger darüber informiert, wer auf den Passagierlisten stehe und wer für welchen der beiden gecharterten Flüge vorgesehen sei.
Über Stunden hinweg habe sich die Check-In-Prozedur gezogen, „rein durfte natürlich nur, wer auf der Liste stand – die anderen hatten keine Chance“, berichtet der 19-Jährige. Mit einigen Stunden Verspätung seien dann beide Flüge fast zeitgleich gestartet. „Die Flieger waren zum Glück voll besetzt – wir hatten nämlich von anderen Rückholaktionen gehört, dass dort unverständlicherweise zum Teil noch Plätze frei waren“, berichten die Urlauber.
Nach einem Zwischenstopp in Katar sei man schließlich nach rund 20 Stunden Reisezeit in Frankfurt angekommen. Über die Vorkehrungen am dortigen Flughafen war man dann aber überrascht – denn besondere Überprüfungen für die Einreisenden gab es nicht.
Die beiden Freunde waren es von den Philippinen gewohnt, dass an den Eingängen der Supermärkte Kontrollen stattfanden und beispielsweise Fieber gemessen wurde, um so möglicherweise mit dem Coronavirus Infizierte zu stoppen. „Aber das wurde am Flughafen in Frankfurt nicht gemacht“, so Kammerer. Stattdessen habe man die Touristen dann um den in Deutschland notwendigen Sicherheitsabstand gebeten, „aber das halt, nachdem wir mit ein paar hundert Leuten in einem Flieger saßen – das war witzlos.“
Viel Platz hatten die gestrandeten Urlauber dann hingegen in den Zügen der Deutschen Bahn, mit denen sie schließlich am Sonntagmittag in der Doppelstadt ankamen. „Wir sind natürlich überglücklich, dass wir es geschafft haben“, erzählen die beiden. Von anderen Touristen haben sie aus diversen Whatsapp-Gruppen erfahren, dass es für einige der Urlauber auf den Philippinen immer noch keine Rückholaktionen gab. Manche, so auch Bekannte von Kammerer, würden gar auf kleineren Inseln festsitzen und gar nicht zum
Flughafen kommen. Wie sich diese Situation weiter entwickelt, sei daher absolut unsicher.
Die beiden Freunde werden sich nun aus Sicherheitsgründen zunächst mal, obwohl von niemand angeordnet, für 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben, um ihr Umfeld zu schützen. „Uns mit Freunden treffen können wir ja ohnehin nicht“, meint Kammerer.
Anschließend gehe für sie der Ernst des Lebens weiter. Denn dann wollen sie ihre Studienplätze antreten – wenn die Corona-Krise ihnen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.