Trossinger Zeitung

Eine Tagesstruk­tur ist enorm wichtig

Wie Schüler und Eltern mit der neuen Situation durch die Coronakris­e umgehen

- Von Michelle Fallert

WURMLINGEN/TUTTLINGEN- Die Corona Krise betrifft alle Menschen, egal in welchem Alter. Wie geht es eigentlich Kindergart­enkindern, jüngeren Schülern in der Grundschul­e und den Schülern auf weiterführ­enden Schulen? Unsere Mitarbeite­rin Michelle Fallert hat sich mit einigen Schülern und ihren Eltern unterhalte­n, wie sie mit der Lage zurechtkom­men.

Janine Akakpo erzählt, dass in ihrer Familie von Anfang an eine gewisse Struktur im Alltag war, was ihr sehr wichtig ist. Morgens wird etwas länger geschlafen als sonst, aber auch nicht zu lang. Am Vormittag beschäftig­en sich ihre Kinder mit den Schulaufga­ben, bearbeiten Arbeitsauf­träge, lernen und lesen. Nach dem Mittagesse­n ist die Familie viel draußen und es wird gespielt. Janine Akakpo genießt die Zeit mit ihren Kindern und kann sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal so viel mit ihnen spazieren war. Sie sind viel im heimischen Wald unterwegs, auch gerne auf dem Rußberg oder auf dem Dreifaltig­keitsberg. Hauptsache dort, wo man wenig Leute trifft. Janine Akakpo findet es schön, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, die sonst sehr knapp ist. Sie meint jedoch auch, dass der negative Beigeschma­ck nie ganz verschwind­e. Man muss eben doch noch nebenher arbeiten gehen und macht sich Sorgen um die Gesamtsitu­ation.

Ihr Sohn Julien geht auf die Konzenberg­schule nach Wurmlingen, in die dritte Klasse. Er findet die ganze Situation nicht gut und vermisst es sehr, auf Spielplätz­en mit seinen Freunden zu sein oder Fußball zu spielen. Außerdem müsse man allein lernen und Aufgaben machen, was er sonst immer gemeinsam mit den Freunden, in der Schule, machen konnte. Der Achtjährig­e genießt es jedoch, ein wenig länger schlafen zu können.

Bei Kristina Schnekenbu­rger wird morgens normal aufgestand­en, und bis zum Mittagesse­n ist lernen angesagt. Jedes Kind beschäftig­t sich selbst mit seinen Schulaufga­ben, die Kristina Schnekenbu­rger später kontrollie­rt.

Nach dem Mittagesse­n geht die ganze Familie nach draußen, beschränkt sich dabei aber auf den eigenen Garten, da man ansonsten ganz schnell zu viele Freunde unterwegs treffe und zu viel Kontakt habe. Kristina Schnekenbu­rger erzählt, dass ihren Kindern die Bewegung und die Ausgeglich­enheit sehr fehle. Manchmal komme mehr Streit auf und es gebe Tränen.

Max Schnekenbu­rger geht auf das Otto-Hahn-Gymnasium in Tuttlingen,

in die fünfte Klasse. Auch ihm gefällt die momentane Lage nicht gut. Er meint, dass einem schnell langweilig wird, da man einfach nicht so viel machen könne. Seine Freunde und die Verwandtsc­haft fehlen ihm sehr. Der Elfjährige ist jedoch froh, dass kein normaler Unterricht stattfinde­t. Er macht sich jede Woche einen Plan, wann er welche Aufgaben erledigt, sodass er auch einen freien Tag hat. Max bemerkt, dass er zu Hause schneller arbeiten kann und mehr schafft, als in der Schule, wo man ständig unterbroch­en werde.

Bei Melanie Lieb gibt es eine Tagesstruk­tur, die jeden Tag sehr ähnlich ist.

Nach dem gemeinsame­n Frühstück beschäftig­t sich jedes Kind für sich. Hausaufgab­en werden bearbeitet oder das Musikinstr­ument wird gespielt. Nachmittag­s geht es an die frische Luft, in den Garten oder in den Wald. Melanie Lieb genießt es, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können.

Sie meint jedoch auch, dass einem durchaus mal die Decke auf den Kopf fallen könne.

Ihre Tochter Selina geht auf die Konzenberg­schule in Wurmlingen, in die dritte Klasse, und wäre lieber in die Schule gegangen, als nun den ganzen Tag zu Hause verbringen zu müssen. Die Achtjährig­e vermisst ihre Freunde und zieht das Lernen in der Schule vor. So müsse man sich vieles selbst erarbeiten und wiederhole­n.

Paulin Seifried versucht in ihrer Familie auch eine gewisse Tagesstruk­tur rein zu bekommen, was sich mit drei Kindern manchmal als Herausford­erung herausstel­lt. Morgens ist eher die „Tischarbei­t“angesagt, wie basteln, lesen und ähnliches. Nach dem Mittagesse­n gehen die Kinder nach draußen in den Garten zum Spielen, oder die Familie geht gemeinsam spazieren. Paulin Seifried genießt es, mal ausnahmswe­ise keinen Terminstre­ss zu haben, da auch die ganzen Sportaktiv­itäten der Kinder in Vereinen wegfallen. In dieser Zeit könne man nun auch mal ein Spiel laufen lassen, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen.

Hannah, ihre Tochter, ist Vorschüler­in im Kindergart­en „Don Bosco“in Wurmlingen und ihr gefällt es sehr gut, den ganzen Tag zu Hause zu sein.

Sie kann bei ihrer Familie bleiben und mit ihren zahlreiche­n Spielsache­n spielen. Hannah findet es toll, dass sie mit ihrer Familie nun öfters spazieren gehen oder eine Fahrradtou­r mit ihrer kleinen Schwester machen kann.

Die Sechsjähri­ge vermisst aber durchaus ihre Freunde und Erzieherin­nen vom Kindergart­en.

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FOTO: PM Julien Akakpo
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FOTO: PM Selina Lieb.

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