Trotz Krise kein Verlust
Zeppelin legt Rekordbilanz vor und will profitabel bleiben
FRIEDRICHSHAFEN - Erstmals mehr als drei Milliarden Euro Umsatz, erstmals mehr als 10 000 Mitarbeiter, mit 134 Millionen Euro vor Steuern der höchste Ertrag der Unternehmensgeschichte – trotzdem fallen beim telefonischen Pressegespräch zur Jahresbilanz der Zeppelin GmbH nicht die Worte „Stolz“, „Rekord“oder „Wachstum“. Stattdessen ist von „Wohlergehen der Mitarbeiter“, „Unternehmen sichern“und „Arbeitsplätze erhalten“die Rede. Auch der Baumaschinenhändler und Anlagenbauer ist im Corona-Krisenmodus. Peter Gerstmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung, geht aber davon aus, dass der Konzern, der der Friedrichshafener Zeppelin-Stiftung gehört, auch 2020 keine roten Zahlen schreiben wird und keinen staatlichen Schutzschirm braucht.
Die Pandemie hat Zeppelin nicht völlig unvorbereitet getroffen. „Wir hatten einen Katastrophenplan aus der SARS-Zeit“, berichtet Gerstmann – und räumt ein, dass die Realität den Plan an einigen Stellen überrannt hat. „Krisenmanagement ist Chefsache bei Zeppelin“, sagt der Manager. Die anderen drei Mitglieder der Geschäftsführung leiten verschieden Krisenstäbe, bei Gerstmann laufen die Fäden zusammen. Die Ziele heißen: Gesundheit der Mitarbeiter bewahren, Existenz des Unternehmens erhalten, Arbeitsplätze sichern. Punkt eins sei unter anderem durch Hygienevorschriften, getrennte Schichten und Homeoffice zu bewerkstelligen, trotzdem gebe es mehrere Infektions- und Verdachtsfälle in der Belegschaft, die alle in Quarantäne sind.
Das Unternehmen wird vor allem dadurch gesichert, dass die Zahlungsfähigkeit erhalten bleibt. Hierbei
helfen laut Zeppelin-Finanzchef Christian Dummler „hohe Kreditlinien, die langfristig zugesagt sind“und 850 Millionen Euro Eigenkapital. Man nehme das Angebot von Steuerstundungen gerne an und habe vorsorglich staatlich gestützte Kredite im Volumen von 200 Millionen Euro bei der KfW beantragt. Größte Herausforderung seien die vor der Krise bestellten Baumaschinen und Motoren des US-Konzerns Caterpillar, die Zeppelin als exklusiver Verkaufspartner in Deutschland, weiteren europäischen Ländern und Teilen Russlands verkauft, vermietet und wartet. Hat der Konzern im vergangenen Jahr noch fast 370 Millionen Euro investiert (unter anderem für die Cat-Verkaufsrechte in Schweden, Dänemark und Grönland), ist jetzt ein Investitionsstopp verhängt worden. Man werde aber alle Leistungsversprechen an Kunden einhalten, betont Peter Gerstmann.
Um die rund 10 000 Arbeitsplätze weltweit zu erhalten, hat der Konzern mit dem Betriebsrat ein Maßnahmenbündel geschnürt. Es umfasst Kurzarbeit, das Abschmelzen von Zeitkonten, aber auch einen zehnprozentigen Gehaltsverzicht des Topmanagements und zwei Wochen Betriebsruhe am Standort Friedrichshafen, wo Zeppelin Schüttgutanlagen für die chemische und die Lebensmittelindustrie plant und baut.
Bei einem Handelsunternehmen schlage ein Umsatzrückgang nicht so stark auf den Gewinn durch wie bei produzierenden Betrieben. „Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass wir mit einem negativen Ergebnis aus dem Jahr rausgehen“, hofft Gerstmann auf ein zeitnahes Ende der Krise. Man werde nach Lage der Dinge „keine staatlichen Hilfen über die Kurzarbeit hinaus in Anspruch nehmen“und folglich auch nicht „unter einen Rettungsschirm schlüpfen müssen“, wenn sich die Situation nicht dramatisch verschärft.
Von solchen Szenarien war Zeppelin im Jahr 2019 weit entfernt. Der Umsatz kletterte von 2,9 Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,1 Milliarden, das Ergebnis vor Steuern stieg zum dritten Mal in Folge auf jetzt fast 134 Millionen Euro. Der Vermietbereich des Konzerns hat erstmals über eine halbe Milliarde Euro umgesetzt, auch der in Friedrichshafen beheimatete Anlagenbau war im Jahr 2019 profitabel und hat laut Gerstmann immer noch volle Auftragsbücher.