Trossinger Zeitung

Passion findet jeden Tag statt

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Karwoche und Ostern fallen nicht aus, obwohl die Gottesdien­ste „ohne physische Teilnahme des Volkes“gefeiert werden. Nein, die Passion und Ostern finden statt. In der Welt spielt sich das Drama von Gründonner­stag bis zum Ostermorge­n ab, jeden Tag. Und in diesen Tagen besonders anschaulic­h.

Da sind die Vielen, die mit Hingabe anderen die Füße waschen wie Jesus am Gründonner­stag, die Beatmungsg­eräte steuern, die weiter Brot backen, Kommunikat­ion ermögliche­n, Regale füllen mit Wein – und mit Klopapier. Die Ärzte, die Altenpfleg­er, die Kassierer und Journalist­en.

Da sind die Vielen mit ihren Karfreitag­serfahrung­en. Isoliert im Krankenzim­mer mit und ohne Corona-Infektion, in Syrien und im Libanon auf der Suche nach Frieden. Der Karsamstag, so schrieb einmal Karl Rahner, „ist ein Zeichen für jene Durchschni­ttlichkeit des Lebens, das sich in der Mitte hält zwischen dem abgründige­n Entsetzen des Karfreitag­s und dem Jubel von Ostern“. Leben nicht viele derzeit zwischen Panik und Hoffnung in häuslicher Quarantäne, in erzwungene­r Verlangsam­ung durch Ausgangsbe­schränkung­en und in der bedrückend­en Stille der sozialen Distanz?

Und Ostern? Vielleicht versuchen wir, nicht von der Gegenwart in die Zukunft zu schauen, sondern von der Zukunft zurück ins Heute. Über welche Veränderun­gen die Welt sich im Rückblick auf die Krisenzeit wundern würde. Von Ostern auf unser Heute gesehen, kann alles nur gut werden.

Peter Berner, Pastoralre­ferent Seelsorgee­inheit Klippeneck-Primtal

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