Vorerst keine Lockerungen in der Corona-Krise
Schwarzwald-Baar-Kreis ist an allen Fronten aktiv, um der Situation Herr zu werden
SCHWARZWALD-BAAR-KREIS (sbo) - Die Zahl der Corona-Fälle steigt immer weiter – 254 Fälle sind jetzt im Schwarzwald-Baar-Kreis registriert und ein dritter Todesfall ist zu beklagen. Für alle Verantwortlichen ist daher klar: Eine Lockerung der Verordnungen kommt aktuell noch nicht in Frage.
In einer Pressekonferenz informierten Arnold Schuhmacher von der Unteren Katastrophenschutzbehörde, Kliniksprecherin Sandra Adams, der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallund Schmerzmedizin, Sebastian Russo, sowie die Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, Oxana Brunner, über die aktuelle Lage in der Region.
52 mit dem Coronavirus infizierte Patienten werden derzeit stationär im Schwarzwald-Baar-Klinikum behandelt, hinzu kommen vier Verdachtsfälle, so Kliniksprecherin Sandra Adams. 16 dieser Patienten müssen beatmet werden – wobei der Intensivmediziner Sebastian Russo mit einem häufigen Irrtum aufräumte: Nicht jeder Patient, der beamtet wird, hat gleichzeitig einen ganz schweren Verlauf der Lungenkrankheit. Insgesamt seien es nur etwa fünf Prozent der Corona-Infizierten, die tatsächlich ganz schwer erkrankten. In den allermeisten Fällen gelinge die Genesung. Fünf Menschen mit Covid-19 starben bereits am Schwarzwald-Baar-Klinikum – zwei davon aus dem Raum Rottweil, die anderen aus dem SchwarzwaldBaar-Kreis und damit in die Kreisstatistik von Gesundheitsamtsleiter Jochen Früh einfließend.
Doch ist das Personal am Klinikum überhaupt noch ausreichend mit Schutzkleidung versorgt? „Es ist einfach knapp“, so Sandra Adams, wenngleich aktuell noch ausreichend Masken, Schutzkittel und Co. vorhanden seien. Der Bestand entwickle sich dynamisch, viele Nachbestellungen laufen – doch ob und wann tatsächlich geliefert wird, steht in der aktuellen Situation nie wirklich ganz klar fest.
Auf die wachsende Zahl der Infektionen im Kreis hat man auch seitens des Klinikums reagiert. Die im Normalbetrieb 70 Intensivbetten, davon zehn in Donaueschingen, können im Extremfall auf etwa 100 aufgestockt werden. Gleiches gilt für die Beatmungsplätze – hier kann man im Notbetrieb mit 133 Plätzen dienen, wovon 90 für die invasive Beatmung geeignet seien, so Adams. Der Arbeitsalltag am Klinikum ändere sich laufend und werde den aktuellen Gegebenheiten angepasst, machten Russo und Adams klar.
Und auch im Landratsamt ist kaum mehr etwas, wie es vorher war im Arbeitsalltag. Deutlich machte das vor allem Arnold Schuhmacher von der Unteren Katastrophenschutzbehörde. Die komplette Stabsarbeit
musste bedarfsgerecht neu organisiert werden – Krisenpläne gibt es freilich, doch die Coronakrise ist offenbar mit keinem bislang vorstellbaren Krisenszenario wirklich vergleichbar.
Der Verwaltungsstab 6, der sich dem Thema Gesundheit widmet, ist derzeit extremst belastet. Viele Mitarbeiter der Behörde wurden deshalb angesichts der besonderen Lage diesem zugeteilt. Das A und O bei all dem: die Kommunikation und die enge Verzahnung mit allen möglichen Organisationen, der Klinik, und den Rettungsdiensten. Verbindungspersonen wirken hier als Bindeglied. Und die täglichen Besprechungen, anfangs im Sitzungssaal mit dem gebührenden Abstand, jetzt häufig digital und telefonisch, ist unverzichtbar geworden. Denn täglich wird nachjustiert.
Wie eng und notwendig diese Zusammenarbeit ist und sein muss, betonte auch Landrat Sven Hinterseh. Froh ist er, dass in dieser seltsamen Zeit auch ein Großteil der Bürger des Landkreises einsichtig ist und sich an die erlassenen Verordnungen hält.
Das verdeutlichte für die Stadt Villingen-Schwenningen auch Pressesprecherin Oxana Brunner. Sie allerdings wusste auch von Ausreißern zu berichten – und nicht alle wurden geahndet, da in die Kontrolle auch Security-Dienste eingebunden sind, deren Mitarbeitern ein solches Mittel nicht zur Verfügung steht. Ebenso bemerkenswerte Vorfälle: Ein Friseur auf Hausbesuchen oder ein Nagelstudio, das trotz entsprechender Verordnung noch Kunden bedient haben soll.
Wie schwer die Verordnungen gerade Unternehmer und dabei besonders auch kleine Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomen und Dienstleister trifft, ist der Stadtverwaltung bewusst. Mit der Internetseite www.handeln-fuer-vs.de und entsprechender Menpower an der Telefonzentrale davon seitens der Stadt versucht Villingen-Schwenningen deren Not zu lindern. Gleichzeitig kümmert sich eine Plattform für Nachbarschaftshilfe darum, Helfer und Bedürftige zusammenzubringen – das Ungleichgewicht ist noch hoch, auf die 70 Helfer, die sich gemeldet haben, kamen bislang nur neun Abrufe. Gut möglich jedoch, dass diese Zahl in den kommenden Wochen noch steigt – abhängig dürfte das auch von der weiteren Entwicklung der Fallzahlen in der Region sein.
Und wie kommt man jetzt raus aus diesem ganzen Ausnahmezustand, hin in den „ganz normalen“Alltag? Landrat Sven Hinterseh konnte in Sachen „Exit-Strategie“noch keinen Plan präsentieren – um diesen festlegen zu können, müsse man erst einmal die aktuelle Entwicklung in der nächsten Zeit abwarten, machte der Landrat, mitten im Krisenmodus, deutlich.