Mühlheim will mehr als 1000 Bäume pflanzen
Wegen unsicherer Corona-Lage und der nahenden Trockenzeit wird Aktion auf Herbst verschoben
MÜHLHEIM - Am Samstag hätten im Mühlheimer Gebiet „Kehlen“in Zusammenarbeit von Forstarbeitern und dem Schäferhundeverein eigentlich 1200 Bäume gepflanzt werden sollen. Wegen des Coronavirus wurde diese Aktion aber in den Herbst verschoben. Bürgermeister Jörg Kaltenbach und Forstrevierleiter Sebastian Dreher haben im Gespräch mit unserer Zeitung aber erklärt, was es mit der Aufforstungsaktion auf sich hat.
„Die Aktion wird hoffentlich im Herbst stattfinden können“, sagt Bürgermeister Jörg Kaltenbach. Eigentlich war angedacht, dass Forstrevierleiter Sebastian Dreher in Zusammenarbeit mit zwei Forst-Mitarbeitern sowie mehreren Freiwilligen des Schäferhundevereins am 4. April 1200 Setzlinge im Gebiet „Kehlen“beim Skihang pflanzt. „Am Montag haben wir die Aufforstungsgenehmigung bekommen. Soweit ist also alles vorbereitet“, erläutert der Mühlheimer Schultes.
Das Vorhaben nun wegen des Coronavirus vorerst um vier bis sechs Wochen nach hinten zu verschieben, mache keinen Sinn, so Kaltenbach. Denn zum einen sei dann immer noch nicht garantiert, dass die Aktion mit den Freiwilligen des Schäferhundevereins umgesetzt werden kann. Und zum anderen besteht dann die Gefahr, bereits in die Trockenzeit zu kommen und so den Erfolg zu gefährden.
Bereits im Sommer 2018 seien die Weichen für die Umsetzung dieses Projekts gestellt worden. „Das war noch vor Fridays for Future, Greta Thunberg und der Aktion 1000 Bäume für 1000 Kommunen“, erinnert sich Kaltenbach. Bei der Klimaschutzaktion des Gemeindetags Baden-Württemberg haben sich die Kommunen landesweit verpflichtet, in tausend Städten und Gemeinden je mindestens 1000 Bäume zu pflanzen. So auch im Landkreis Tuttlingen.
Um die große Anzahl an Bäumen anpflanzen zu können, hat die Stadt im Gebiet „Kehlen“gut einen halben Hektar an Flächen von Privateigentümern gekauft. Die Gemeinderatsentscheidung dafür hatte laut Kaltenbach zwei maßgebliche Gründe. „Zum einen hat es aus ökologischer Sicht Sinn gemacht“, sagt er und spielt auf das Thema Klimawandel an. Insgesamt steht für das Vorhaben eine Fläche von etwa einem Hektar zur Verfügung, also 10 000 Quadratmeter. Zum anderen habe auch die ökonomische Sicht zur Entscheidung beigetragen. Beispielsweise, um Ausgleichsflächen für Bauvorhaben vorweisen zu können. „Sehr langfristig gesehen, bringt der Wald natürlich auch einen zusätzlichen Ertrag.“
Sebastian Dreher, Mühlheims Forstrevierleiter, erklärt, dass der Kauf der Flächen wichtig war, um diese aufforsten und damit auch bewirtschaften zu können. „Das waren relativ schmale Flurstücke mit etwa 0,15 Hektar, die im Privateigentum nicht hätten aufgeforstet werden können“, sagt er. „So hätten sie nicht bewirtschaftet werden können.“
Nun ist vorgesehen, dass im Herbst ein „klimastabiler Block“gepflanzt wird. Dieser soll zur Hälfte aus Laubholz-Setzlingen – beispielsweise Eichen wie die Roteiche oder Stileiche, Hainbuchen sowie Linden – und zur anderen Hälfte aus einer Mischung aus Nadel-Laubholz-Setzlingen – wie Douglasien, Schwarzund Nordmanntannen – bestehen. „An der Traufe sind blühende Bäume wie Kirschbäume vorgesehen“, sagt Dreher. Seine Bestellung von insgesamt 1200 Setzlingen hat er nun erst einmal storniert. Pro Baum rechnet er im Herbst dann mit etwa zwei bis drei Euro. „2000 bis 3000 Euro wird die Maßnahme kosten“, sagt Dreher.
Die Freiwilligen des Schäferhundevereins sollen dann von Waldarbeitern fachmännisch angeleitet werden, so Dreher weiter. Um das
Pflanzen zu vereinfachen, soll dann ein sogenannter Erdlochbohrer gemietet werden. Mit einem benzinbetriebenen Motor bohre sich die montierte Schnecke in die Erde ein, sodass Humus nach oben gelangen kann, beschreibt der Forstrevierleiter den Prozess. Dadurch werde die Pflanzung vereinfacht, die Bäume könnten dadurch auch besser anwachsen, schildert er weiter. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Bäume an einem Samstag gepflanzt bekommen“, sagt Dreher. Vermutlich wird das im Oktober soweit sein.
Der Grund, warum er sich für einen Mischwald entschieden habe, sei, dass die Alternativen beim Laubholz größer als beim Nadelholz seien, so der Fachmann. „Die Baumarten eignen sich in Bezug auf den Klimawandel relativ gut“, sagt er. Bei Nadelhölzern sei das schwer abzuschätzen. „Außerdem ist ein Mischwald weniger anfällig für Schädlinge“, erläutert Dreher. „Die Schädlinge haben es deutlich schwerer, von Baum zu Baum zu kommen“, sagt er. Dadurch fällt ihnen die Ausbreitung schwerer.
Dass am Waldrand blühende Baum- arten gepflanzt werden, hat zum einen Insekten wie Bienen als Auslöser. Diese kommen von den Feldern her besser an den Waldrand. „Kirschbäume sind für Insekten auch interessanter als beispielsweise eine Fichte“, sagt Dreher. An der Traufe mache man das gerne. „Das ist auch sehr sinnvoll.“Zum anderen habe es einen optischen Grund. Denn blühende Bäume würden das Landschaftsbild verschönern.