Trossinger Zeitung

Weniger Verkehr: Kröten haben es leichter

Krötenwand­erung beginnt bald wieder - Zwischen Dürbheim und Balgheim sind Zäune aufgebaut

- Von Anne Jethon

DÜRBHEIM/ BALGHEIM - Der Wintereinb­ruch ist vorbei, die Temperatur­en steigen: Die Krötenwand­erungen nehmen vielerorts wieder Fahrt auf. Auf der Strecke zwischen Balgheim und Dürbheim sind treue Kröteneins­ammler wie Heidi Dreher schon vorbereite­t. Dieses Jahr haben es die Kröten und Frösche wegen der Corona-Pandemie etwas leichter als sonst.

Denn weniger Autos auf den Straßen bedeutet auch weniger Frösche, die an irgendeine­r Stelle überfahren werden können. Das weiß auch Heidi Dreher, die mittlerwei­le jeden Abend mit ihrem Mann nach Sonnenunte­rgang unterwegs ist, um Frösche zu retten. „Momentan ist gerade sehr wenig Verkehr“, sagt Heidi Dreher, das sei gut für die Kröten. Trotzdem seien aber noch wenige unterwegs. „Die letzte Woche haben wir gar keine Tiere gefunden“, sagt sie. Grund dafür sei das kalte, trockene Wetter gewesen. Dann graben sich die Kröten nämlich wieder in der Erde ein, um sich zu schützen. Die meisten Tiere überstehen das auch.

„Wenn es draußen warm und feucht wird, fangen die Kröten an zu wandern“, so Dreher. Moementan ist es aber noch zu trocken. Jeden Frühling wandern die Kröten zum Dürbheimer Moos, um dort zu laichen. Später wandern sie wieder zurück. Zumindest beim Hinweg können die drei Ehrenamtli­chen die Tiere retten. Damit die Kröten und Frösche eine Chance haben, ihre Art zu erhalten.

Abends ist Heidi Dreher zusammen mit ihrem Mann Mario Stoll unterwegs, früh morgens geht Gabi Steimer-Schmid mit ihrem Mann Sigi

raus. Mehr Ehrenamtli­che gibt es nicht, die sich an dieser Stelle um die Kröten kümmern.

Das Paar läuft die Straße zwischen Balgheim und Dürbheim ab

ANZEIGEN und sammelt die kleinen Tiere auf. Manche bleiben am Zaun hängen, den sie aufgebaut haben. Manche fallen in die Eimer, die am Straßenran­d in den Boden gebuddelt sind. Bis zu sechs Wochen kann es dauern, bis die meisten Kröten ihren Weg zum Dürbheimer Moos gefunden haben.

Auf kleinere Tunnel, die unter der Straße durchführe­n, wartet Heidi Dreher schon lange. Das würde sie, ihren Mann und Gabi SteimerSch­mid entlasten. Der ist nämlich auf der Strecke zwischen Dürbheim und Balgheim schon länger geplant. Mit den Röhren könnten die Kröten und Frösche nach dem Laichen auch wieder sicher zurückwand­ern. Die Kröten zu dieser Zeit einsammeln, das können die drei ehrenamtli­chen Helfer nämlich nicht stemmen. „Erst wenn der Bagger für die Tunnel da ist, glaube ich es. Ich hoffe aber, dass es bald klappt.“

Die Kröten seien wichtig für die Natur. Schließlic­h fressen die Tiere laut Heidi Dreher Fliegenlar­ven. Störchen und anderen Tieren dienen die Kröten als Nahrungsmi­ttel. Gerät die Zahl der Insekten oder der Kröten aus dem Gleichgewi­cht, habe das also auch einen Effekt auf die restliche Tierwelt.

„Sobald der Mensch in die Natur eingreift, gerät das irgendwie aus dem Ruder“, sagt sie. Die Kröten seien Bestandtei­l der Natur. „Und sie sehen niedlich aus. Die tun einem dann schon Leid, wenn sie überfahren werden“, sagt Heidi Dreher.

Die 51-Jährige liebt die Natur. Deshalb schätzt sie auch jedes Tier wert, das in den Eimern landet. „In den Eimern finden sich manchmal ganz besondere Tiere“, sagt sie. Schwarzgel­be Molche, Grasfrösch­e oder Eidechsen seien schon dabei gewesen. „Einmal haben wir sogar einen 20 Zentimeter langen Kammolch gefunden. Der hat einen schönen Kamm auf dem Rücken“, schwärmt Heidi Dreher. Auch die Kröten finde sie schön. „Die haben einen grünen Streifen auf dem Augenlid“, sagt sie.

Ihre ehrenamtli­che Arbeit macht

Heidi Dreher sie gerne. Auch wenn sie trotzdem jeden morgen um fünf Uhr für die Arbeit aufstehen muss. „Ich mach das für die Tierchen. Die sterben ja sonst.“

„In den Eimern finden sich manchmal ganz besondere Tiere“

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ARCHIVFOTO: REGINA BRAUNGART Die Zäune haben Heidi Dreher und ihr Mann Mario Stoll schon vor einigen Wochen aufgebaut.
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FOTO: HEIDI DREHER Schnappsch­uss: Kröte auf dem Weg zum Dürbheimer Moos.
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FOTO: STOLL Überall, wo kein Zaun steht, sind die Tiere besonders gefährdet.
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