Kontakte nach China machen es möglich
Marquardt beliefert drei Landkreise mit Schutzmasken – 1,5 Millionen Stück bestellt
RIETHEIM-WEILHEIM - Zunächst sollte die Bestellung vor allem die eigenen Mitarbeiter schützen – doch nun versorgt das Rietheimer Unternehmen Marquardt Kliniken in drei Landkreisen mit hunderttausenden Schutzmasken. Während die Krankenhäuser oft unter Lieferengpässen leiden, scheint Marquardt bei der Beschaffung der Masken offenbar von seinen Beziehungen nach China zu profitieren. Rund 1,5 Millionen Masken sind bestellt.
„Dadurch, dass Marquardt in China zwei Standorte hat, haben wir relativ früh beobachten können, was passiert“, sagt Pressesprecher Ulrich Schumacher. Das Verhalten in der Krise, die Schutzmaßnahmen – durch die Lage in China sei man bereits sensibilisiert gewesen. „Das hat sicher dazu beigetragen, dass wir recht früh aktiv geworden sind“, sagt Schumacher.
Zunächst habe das Unternehmen rund 300 000 sogenannter MundNasen-Schutzmasken bestellt. „Das sind die dreilagigen Masken, die allgemein auch als OP-Masken bekannt sind“, erklärt Ludger Schöcke, Leiter der Personalentwicklung. Nachdem das Unternehmen dann aber gesehen habe, dass es immer mehr Bedarf nach Schutzmasken gibt, habe man weitere Exemplare bestellt – in den vergangenen sechs Wochen insgesamt 1,5 Millionen Stück.
Nach einem Gespräch zwischen Geschäftsführer Harald Marquardt und Tuttlingens Landrat Stefan Bär habe Schöcke schließlich Kontakt zu den Kliniken der Landkreise Tuttlingen, Sigmaringen und Konstanz aufgenommen. „Ich kam mir so ein bisschen vor, wie ein Retter in der Not.
Die Kliniken brauchen die Masken und sind heilfroh, dass wir ihnen liefern können“, berichtet Schöcke.
Mittlerweile sei er täglich mit den Einkäufern der Kliniken im Gespräch, versuche herauszufinden, wie viele Masken sie brauchen. Pro Klinik liege die Nachfrage im sechsstelligen Bereich. „Und dann sind wir natürlich bemüht, die entsprechende Anzahl auch weiterzugeben. Das machen wir zum Selbstkostenpreis“, sagt Schöcke.
Noch sind aber nicht alle Schutzmasken in Deutschland eingetroffen. Rund zwei Drittel seien bereits angekommen oder im Flugzeug, das verbleibende Drittel geordert. Doch wie gelangt das Rietheimer Unternehmen
an derartige Mengen, während viele Kliniken scheinbar händeringend versuchen, Schutzkleidung zu organisieren?
„Das sind alles Masken aus China“, sagt Schöcke. Da die Kliniken in der Regel nicht selbst in China einkaufen, sondern Zwischenhändler nutzten, die teilweise noch weitere Zwischenhändler haben, sei Marquardt diesbezüglich offenbar im Vorteil. „Wir sind in China vor Ort“, erklärt Schöcke. Die Einkäufer des Unternehmens sprechen dort direkt die Kollegen in den Herstellerfirmen an, auch persönliche Beziehungen seien da wichtig. „Die Hauptarbeit wird in China geleistet. Die sind unheimlich hinterher, diese Masken zu bekommen“, betont Schöcke.
So würden alle Unternehmensstandorte – aufgrund des Handelskriegs ausgenommen der USA – von China aus mit den Masken versorgt. Alle Masken seien außerdem nach europäischen Standards zertifiziert, so Schöcke. Auch wenn das Unternehmen nun die Kliniken beliefert, ist er zuversichtlich, dass auch die Schutzkleidung für die eigenen Mitarbeiter nicht ausgehen wird. „Wenn wir erfahren, dass die Kliniken oder wir noch mehr brauchen, dann werden wir natürlich noch mehr besorgen“, sagt Schöcke. Im Moment sei man aber gut aufgestellt und habe einen Puffer, der auch mögliche Lieferverzögerungen abmildern sollte.