Appelle an die Geduld der Bürger
Kretschmann ruft an Ostern zu Besonnenheit auf – Wirtschaft fordert rasche Exit-Strategie
BERLIN (dpa/sz) - Im Kampf gegen die Corona-Krise haben sich Politiker von Grünen und Union der Mahnung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Geduld über die Osterfeiertage angeschlossen. Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Mittwoch nach Ostern die Pandemie-Lage bewerten und am 19. April über mögliche Lockerungen der seit vier Wochen andauernden Beschränkungen entscheiden.
Merkel hatte am Donnerstag gesagt, die Zahlen zur Ausbreitung des Virus gäben „Anlass zu vorsichtiger Hoffnung“, es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig, die Vorgaben weiter zu verschärfen. Beim Lockern der strengen Regeln für Menschen und Wirtschaft müsse man aber in kleinen Schritten vorgehen und die Folgen beobachten.
Baden-Württemberg ist nach den Worten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Bekämpfung des Coronavirus auf dem richtigen Weg, aber noch nicht über den Berg. „Mir ist völlig bewusst, dass Sie sich nach einer Rückkehr in Ihr normales Leben sehnen“, sagte Kretschmann in einer Rede, die am Freitagabend im SWR gesendet wurde. „Doch zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Ihnen noch keinen seriösen Vorschlag für Lockerungen machen, auch wenn wir selbstverständlich intensiv an Lösungen arbeiten.“Der Rückgang der Neuinfektionen
sei noch nicht stabil genug. Und man benötige größere Kapazitäten, um Menschen auf das Virus zu testen, sowie ausreichend Schutzausrüstung. Auch zu Ostern gelte deshalb: Jeder Kontakt, der vermieden werde, helfe bei der Eindämmung der Epidemie.
Nach Ansicht von Bayerns Regierungschef Markus Söder müssen die Strategien der Bundesländer für den Weg aus dem Corona-Ausnahmezustand nicht zwingend komplett deckungsgleich sein. „Tatsächlich ist die Situation regional unterschiedlich – in Bayern und Baden-Württemberg ist sie anders als in Mecklenburg-Vorpommern oder SchleswigHolstein“, sagte der CSU-Chef in
München. „Insofern muss auch das gemeinsame Konzept in Deutschland den unterschiedlichen Situationen gerecht werden.“
In Industrie, Mittelstand und Handel wächst derweil die Sorge vor massenhaften Pleiten. In einem Schreiben des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft an Merkel, Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und die Mitglieder des Bundestags heißt es: „In einer gemeinsamen Kraftanstrengung muss es gelingen, die Wirtschaft so schnell wie möglich nach Ostern schrittweise wieder hochzufahren.“Es bestehe die akute Gefahr, dass die „Nebenwirkungen der Medizin“mehr Schaden anrichteten als die Krankheit. LEITARTIKEL