Ölkartell zieht die Notbremse
Die Opec und seine Partner streichen die Förderquoten drastisch zusammen
WIEN/MEXIKO-STADT (dpa) - Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner wollen angesichts der Corona-Krise deutlich weniger Erdöl fördern. Die Opec+ genannte Runde mit den Schwergewichten Saudi-Arabien und Russland hat am Freitag nach stundenlangen Verhandlungen eine Produktionskürzung um zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag für Mai und Juni angekündigt – das entspricht rund zehn Prozent der weltweiten täglichen Rohölproduktion. Nach anfänglichem Zögern stimmte auch Mexiko, das zu der Staatengruppe gehört, der Vereinbarung zu. Zunächst blieb aber offen, ob der von Mexiko zugesagte Anteil den anderen Ölförderstaaten genügt.
Nach dem Opec+-Beschluss soll die Produktion von Juli bis Dezember dann um täglich acht Millionen Barrel Öl gesenkt werden, zwischen Januar 2021 und April 2022 dann noch um sechs Millionen Barrel. Als Ausgangsniveau wurde jeweils die Produktionsmenge im Oktober 2018 festgelegt, für Saudi-Arabien und Russland gilt ein eigenes Ausgangsniveau von elf Millionen Barrel pro Tag. Ob die Entscheidung den Ölpreis und damit auch die Preise an den Tankstellen wieder steigen lässt, ist deshalb noch nicht klar.
Eine schnelle Kürzung um zehn Millionen Barrel Öl pro Tag und mehr schien zuletzt aber unumgänglich, da die Corona-Krise und ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland den Ölpreis haben abstürzen lassen. Die Opec+ erwartet nun von anderen großen Öl-Nationen wie den USA, dass auch sie künftig deutlich weniger Öl aus dem Boden holen als bisher.
Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte am Freitag vor Journalisten mit, die Einigung sei dank der Vermittlung von US-Präsident Donald Trump zustande gekommen. Mexiko habe sich bereit erklärt, seine Ölproduktion um 100 000 Barrel am Tag zu reduzieren. Der Forderung einer Kürzung um täglich 400 000 Barrel habe das Land allerdings nicht zugestimmt, weil es gerade erst mit großer Anstrengung seine Produktion erhöht habe. Trump habe zugesagt, dass die USA zusätzlich zu ihrer bisherigen Zusage ihre Produktion um weitere 250 000 Barrel am Tag kürzen würden, sagte López Obrador.
Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent lag am 19. Februar noch bei fast 60 US-Dollar – am 30. März kostete das Fass dann nicht einmal mehr 22 US-Dollar. Am Donnerstag kletterte der Brent-Preis zeitweise wieder auf rund 33 Dollar, ließ während des Opec-Meetings aber wieder nach.
Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo erklärte in seiner Eröffnungsrede am Donnerstag, dass die Organisation für das Jahr 2020 von einem Nachfrage-Rückgang beim Rohöl um 6,8 Millionen Barrel pro Tag ausgehe. Im zweiten Quartal dürfte der Rückgang laut Barkindo sogar rund zwölf Millionen Barrel täglich betragen. „Das sind atemberaubende Zahlen. Beispiellos in der Neuzeit“, so Barkindo.
Beim Opec+-Treffen Anfang März hatten sich Saudi-Arabien und Russland noch zerstritten und konnten sich nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen. Seit Jahren versucht die Opec+, mit Förderlimits den Ölpreis zu stabilisieren – durch das Fehlen eines neuen Deals liefen diese Beschränkungen aber Ende März aus.