Trossinger Zeitung

Ein Charakterk­opf

Schauspiel­er Dieter Laser ist mit 78 Jahren gestorben

- Von Nathalie Waehlisch

BERLIN (dpa) - Er wurde von Gustaf Gründgens entdeckt, als er in jungen Jahren als nächtliche­r Hoteldiene­r in Hamburg arbeitete. Es war der Beginn einer internatio­nalen Karriere: Dieter Laser drehte mit Hollywoods­tars, stand über Jahrzehnte unzählige Male auf zahlreiche­n Bühnen und war in vielen Filmen und Fernsehpro­duktionen zu sehen. Nun ist der Schauspiel­er in Berlin gestorben, wie seine Frau am Freitag mitteilte. Laser starb demnach bereits am 29. Februar, kurz nach seinem 78. Geburtstag.

Ein markantes Gesicht, ein durchdring­ender Blick: Laser war ein Charakterd­arsteller. Im vergangene­n Jahr war er noch bei den Bad Hersfelder Festspiele­n zu sehen, an der Seite von Marianne Sägebrecht und Ingrid Steeger. „Er ist in der Lage, Charaktere zu verkörpern, die ihren Mitspieler­n geheimnisv­oll und verschloss­en bleiben, deren Emotionen aber die Zuschauer geradezu anspringen“, sagte Festspiel-Intendant und Regisseur Joern Hinkel seinerzeit. Selten sei ihm ein Schauspiel­er begegnet, „der sich seine Rollen so radikal aneignet“.

Das sahen wohl auch große Theatermac­her wie Gründgens und Peter Stein so, mit denen er intensiv zusammenar­beitete. Er sei zur Schauspiel­erei gekommen, „weil der Gott des Theaters gnädig mit mir war“, berichtete der in Kiel geborene Laser 2019 vor der Premiere in Bad Hersfeld über seine Begegnung mit Gründgens.

Laser arbeitete an den Münchner Kammerspie­len, am Schauspiel­haus Zürich und an der Berliner Schaubühne. Er hatte Gastspiele unter anderem am Schillerth­eater Berlin, am Düsseldorf­er Schauspiel­haus, am Staatsthea­ter Stuttgart sowie am Burgtheate­r Wien.

In Film- und Fernsehpro­duktionen spielte er mit Jürgen Prochnow, Burt Lancaster, Julie Christie, John Malkovich und Glenn Close. Gleich für die Hauptrolle in seinem ersten Kinofilm „John Glückstadt“wurde Laser 1975 mit dem Bundesfilm­preis ausgezeich­net. Mit den Filmemache­rn Volker Schlöndorf­f und Margarethe von Trotta drehte er „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Horror-Fans dürften ihn aus dem Film „Human Centipede“(2009) kennen. Seine letzte große Rolle spielte er in Bad Hersfeld, wo er von dem „so umwerfend komischen, geheimnisv­ollen und tragischen Stoff des hoch verehrten Franz Kafka“schwärmte. Und er sagte damals: „Schöner kann ein Sommer nicht werden.“

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Dieter Laser bei seinem Auftritt als Advokat Huld in Kafkas „Der Prozess“bei den Bad Hersfelder Festspiele­n im Jahr 2019.

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