Kirchen feiern Ostern – „aber anders“
Schwenninger Pfarrer und Pastoren haben einige Ideen für das Fest
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Wie soll eigentlich ein religiöses Fest richtig gefeiert werden, wenn keine Gottesdienste besucht werden dürfen? Die Schwenninger Pfarrer und Pastoren haben da einige Ideen für Ostern.
„Wir feiern Ostern – aber anders“, kündigt Pfarrer Michael Schuhmacher an. So geht es nicht nur der katholischen Kirchengemeinde in Schwenningen, sondern auch der evangelischen und der evangelischmethodistischen. Wie das genau aussehen wird, haben die Pfarrer und Pastoren unserer Zeitung erklärt:
Evangelische Kirche:
Audio-Andacht an jedem Sonntag und unter der Woche ein täglicher Newsletter mit einem Impuls – so sieht momentan das Gemeindeleben in der evangelischen Kirche in Schwenningen aus. Doch auch wenn der zwischenmenschliche Kontakt derzeit fehlt und viele diese Begegnungen vermissen, freuen sich die Gemeindemitglieder sehr über die tägliche Botschaft, erklärt Pfarrer Klaus Gölz.
Besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen – das gilt auch für das anstehende Osterfest. Und weil die Zeiten so besonders sind, haben sich die evangelischen Kirchengemeinden in Villingen und in Schwenningen gedacht, dass sie dieses Osterfest gemeinsam zelebrieren. „Die eigentliche Feier findet in der Villinger Johanneskirche statt. Die wird dann live um 10 Uhr übers Internet übertragen“, erklärt Gölz. Zuvor solle ein Video davon gedreht werden, wie das Osterlicht in die dunkle Schwenninger Johanneskirche hereingetragen wird. Dieser Kurzfilm soll dann während der Live-Übertragung eingespielt werden. „Das Hoffnungslicht soll damit symbolisch durch die Stadt getragen werden“, erklärt der Pfarrer weiter. Ansonsten soll während des Live-Gottesdienstes natürlich noch gebetet und gesungen werden. Die Texte sollen den Zuschauern zu Hause eingeblendet werden. Dekan Wolfgang Rüther-Ebel wird außerdem die Osterpredigt halten. Am frühen Morgen können Gläubige von 6 bis 12 Uhr ein Osterlicht in der Schwenninger Johanneskirche abholen – unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften, wie Pfarrer Gölz betont. An Karfreitag gab es wie jeden Sonntag einen Audio-Impuls.
Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde stellt momentan jeden Sonntag ebenfalls Video-Gottesdienste online. Und nicht nur das: „Für Kinder unter sechs Jahren
Evangelisch-methodistisch:
macht eine Mitarbeiterin von uns Videogeschichten mit selbstgenähten Figuren. Interaktive Bibelgeschichten über PowerPoint gibts für ältere Kinder“, erklärt Pastorin Elisabeth Kodweiß. Indem die Kinder mit der Computer-Maus über den Bildschirm fahren, reden die Figuren, erklärt die Pastorin weiter. Die Internet-Angebote kommen sehr gut an: „Wir haben über 200 Zugriffe, sonst in der Regel aber nur etwa 50 Besucher im Gottesdienst“– das Angebot spreche sich herum, freut sich die Pastorin. Alle, die keinen Internetzugang haben, bekommen außerdem die Predigt und eine Anleitung dazu, wie man einen Gottesdienst zu Hause mit der Familien feiern könne, in den Briefkasten geworfen, erzählt Kodweiß.
An Ostern will die Gemeinde per Video einen Familiengottesdienst feiern. Zuvor seien die Gemeindemitglieder angeschrieben und um kurze Video-Botschaften und Bilder gebeten worden, um sich gegenseitig zu grüßen. Diese würden dann im Gottesdienst eingespielt werden. Um den Gottesdienst außerdem familiär und interaktiv zu gestalten, werde das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“und ein Wimmelbild integriert – gefolgt von klassischen Liedern, Gebeten und der Predigt.
Katholische Kirche:
Die katholische Kirchengemeinde Schwenningen nimmt ihre Gottesdienste zwar nicht auf, „aber natürlich feiern Pfarrer Andreas Schulz und ich jeden Tag Gottesdienst“, erzählt Pfarrer Michael Schuhmacher. Sie wollen vor allem in der Krise für ihre Gemeinde beten. Per E-Mail senden sie Tagesimpulse an alle, die das wollen. Per Post komme auch immer die „Gemeinde aktuell“. Für einen Gottesdienst zu Hause geben die Pfarrer außerdem Anleitungen und Tipps. Am Ostersonntag können die Gläubigen das Osterlicht in der Kirche abholen und mit nach Hause nehmen. Allgemein seien die katholischen Kirchen momentan geöffnet. „Wir halten dennoch natürlich die Hygienevorschriften ein“, sagt der Pfarrer. Jede zweite Kirchenbank habe man gesperrt. „Vor allem in Krisenzeiten suchen die Menschen Antworten“, meint Schuhmacher. Kirchen deshalb zu schließen, halte er für nicht richtig.
Hoffnung in schweren Zeiten: Darum soll es auch in seiner Osterpredigt gehen. Denn Hoffnung wälze vieles weg, meint er. Außerdem sollten die Menschen überlegen, ob es nach Ostern so weitergehen kann, wie vorher – immerhin habe Jesus nach seiner Auferstehung auch ein völlig anderes Leben gehabt.