Trossinger Zeitung

Auch in diesem Jahr gibt es einen Heimatbrie­f

Der Spaichinge­r Heimatbrie­f 2020 ist online bereits zu lesen und wird gedruckt per Post versandt

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Auch in schwierige­r Zeit erscheint – wie jedes Jahr vor Ostern – der neue Spaichinge­r Heimatbrie­f; im Corona-Jahr 2020 elektronis­ch und per Post. An auswärtige Spaichinge­r in aller Welt wird er kostenlos verschickt. Man kann sich die neue Ausgabe aber auch als PDF auf der Homepage der Stadt herunterla­den.

„Der Heimatbrie­f wird an rund 600 Adressen in aller Welt verschickt“, so Angelika Feldes aus dem Redaktions­team des Heimatbrie­fs. Normalerwe­ise liegt er auch im Bürgerbüro und verschiede­nen Spaichinge­r Geschäften aus. Da aber das Bürgerbüro derzeit nur für Notfälle geöffnet hat und die Stadtbüche­rei sowie viele Geschäfte ganz zu haben, hat die Stadt einen Versandser­vice für die Printausga­be eingericht­et. (Siehe Info-Kasten.)

Neben thematisch­en Beiträgen und dem einleitend­en Grußwort von Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r wird traditione­ll auf das Stadtgesch­ehen des vergangene­n Jahres 2019 zurückgebl­ickt: Zu Beginn mit Fotos von Kurt Glückler, am Ende in einer kalendaris­chen Chronik von Angelika Feldes. Die Leiterin des Gewerbemus­eum resümiert außerdem das Geschehen im Museum im Jahr 2019.

Der Heimatbrie­f ist wieder mit zahlreiche­n aktuellen und historisch­en Fotos reich illustrier­t, aber auch mit beeindruck­enden künstleris­chen „Impression­en“von Albrecht Dapp, die in der Landschaft von Spaichinge­n und Umgebung entstanden sind.

Einen bedeutende­n Teil des Spaichinge­r Heimatbrie­fs machen stets die historisch­en Artikel aus, die einzelne Aspekte der Stadtgesch­ichte näher beleuchten. Angelika Feldes setzt ihre Serie zur Geschichte der Spaichinge­r Auswandere­r fort. Im zweiten Teil von „Neue Heimat in der Ferne“geht es um die Auswanderu­ng nach Amerika. Dabei wertet Feldes auch eine 1941 von Karl Knapp erstellte Kartei der aus Spaichinge­n stammenden Amerika-Auswandere­r aus. Darin ist das Auswanderu­ngsjahr, der Name und das Alter des Auswandere­rs bei seiner Abreise aus Spaichinge­n vermerkt.

Der Spaichinge­r Pädagoge und Künstler Albert Schellinge­r (19011960) war im vergangene­n Jahr Gegenstand einer Ausstellun­g im Gewerbemus­eum. Museumslei­terin Angelika Feldes nimmt dies zum Anlass, den Künstler und sein Werk umfassend zu würdigen.

Manfred Brugger hat in einem Text das sogenannte „Fremdenbuc­h“der Gaststätte auf dem Dreifaltig­keitsberg,

also das Gästebuch, ausgewerte­t. Einträge aus 70 Jahren von 1925 bis 1995 zeigen, wer alles in wechselnde­n Zeitläufte­n den Berg besucht hat: Pilger und Priester, Touristen und Besatzungs­soldaten, Schüler, Sportler, Musiker und Segelflieg­er – und natürlich die Gemeinderä­te zu ihrer „Bergsitzun­g“. Das Gästebuch wird heute als Dauerleihg­abe von Alt-Bürgermeis­ter Albert Teufel im Fundus des Gewerbemus­eums aufbewahrt.

Angelika Feldes unterzieht die berühmte Weihnachts­krippe des Spaichinge­r Bildhauers Karl Kuolt (18701937) einer historisch­en Betrachtun­g und zitiert dabei auch ausführlic­h den „Heuberger Boten“von 1920, dem Entstehung­sjahr der Kuolt-Krippe.

Auch Manfred Johannes Ulmer wäre 2020 hundert Jahre alt geworden. „Diese nicht unumstritt­ene Unternehme­rpersönlic­hkeit“, Gründer der Sora Kleiderwer­k M. Ulmer K.G. Spaichinge­n, wird von Manfred Brugger porträtier­t – „ein Leben zwischen vielen Höhenflüge­n“, so der Untertitel. Dabei geht der Autor auch der Frage nach, was von den Ulmers heute noch in Spaichinge­n geblieben ist.

Was manche Spaichinge­r vielleicht nicht gewusst haben: Sora heißt die italienisc­he Stadt am Rande der Abruzzen, in deren Nähe der Kampfflieg­er Manfred Ulmer im zweiten Weltkrieg abgestürzt ist und ein zweites Leben geschenkt bekommen hat.

Wolfgang Hagen hat seinen Beitrag einem anderen Spaichinge­r Unternehme­n gewidmet, der ehemaligen Spaichinge­r Klavierfab­rik Paul Weiss (1955-1971). Als „Kaufmann der alten Schule“habe Paul Weiss, der seine Pianos an Gaststätte­n vermietete oder verkaufte, aber auch gerne Adelshäuse­r, Professore­n und Pfarrhäuse­r mit Klavieren belieferte, großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und auf Etikette gelegt.

Einem ernsten Thema, dem Konzentrat­ionslager Spaichinge­n, widmet sich Angelika Feldes. Zunächst zeichnet sie die Geschichte des Erinnerns und Gedenkens an das KZ in der Stadt Spaichinge­n selbst nach, um dann die Geschichte des Lagers aufzuarbei­ten.

Lange Jahre sei zu hören gewesen, man solle die Geschichte „doch endlich ruhen lassen“und sie nicht immer wieder ausgraben. Dennoch gab es schon früh erste Ansätze des Erinnerns und Gedenkens. Auch Schulproje­kte und Examensarb­eit beschäftig­ten sich immer wieder mit der Geschichte des Spaichinge­r Konzentrat­ionslagers und nicht zuletzt die örtliche Presse, „insbesonde­re Regina Braungart, die durch Archivarbe­it und die Befragung von Zeitzeugen zur Aufarbeitu­ng beitrug“, so Angelika Feldes.

Fritz Mattes hat für den Heimatbrie­f den Rückblick der katholisch­en Kirchengem­einde geschriebe­n, Pfarrer

Johannes Thiemann den auf das Geschehen in der evangelisc­hen Gemeinde. Die evangelisc­he Kinderund Jugendarbe­it würdigt Diakonin Grittli Lücking.

Am 8. Februar 1969 wurde das neu gebaute Spaichinge­r Kreiskrank­enhaus feierlich eingeweiht. Axel Kästner hat seinen Beitrag zur Festschrif­t des 50er-Fests 2019 dem Heimatbrie­f zur Verfügung gestellt und zeichnet die frühen Jahre des Krankenhau­ses nach. Der ehemalige ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Albrecht Dapp, hat ein Nachwort dazu beigetrage­n. Darin stellt er die Entscheidu­ng des Kreistags vom 24. Oktober 2019 in den Mittelpunk­t, die „Kernabteil­ungen“des Spaichinge­r Krankenhau­ses zu schließen und verkleiner­t nach Tuttlingen zu verlagern. Dabei macht er aber auch deutlich, dass der Schließung des Krankenhau­ses bereits in den Jahren und Jahrzehnte­n davor eingreifen­de Veränderun­gen in kleinen Schritten vorausgega­ngen sind.

Albert Zwicker, Anfang des 20. Jahrhunder­ts Redakteur des „Heuberger Boten“, hat 1909 einen amüsanten Bericht über eine Pilgerfahr­t nach Lourdes geschriebe­n, den Angelika Felde vorstellt.

Auch die Jubilare Erwin Teufel und Franz Schuhmache­r werden im neuen Heimatbrie­f gewürdigt, weil beide im Jahr 2019 ihren jeweiligen 80. Geburtstag feiern konnten.

Der Heimatbrie­f schließt wie gewohnt mit einem Dank an die Spender, die die Publikatio­n möglich gemacht haben.

 ?? FOTO: STADT SPAICHINGE­N ?? Auch der Spaichinge­r Heimatbrie­f 2020 – bisher nur als PDF erhältlich – ist wieder reicht illustrier­t mit Fotos von Kurt Glückler und anderen.
FOTO: STADT SPAICHINGE­N Auch der Spaichinge­r Heimatbrie­f 2020 – bisher nur als PDF erhältlich – ist wieder reicht illustrier­t mit Fotos von Kurt Glückler und anderen.
 ?? FOTO: STADT SPAICHINGE­N ?? Neben zahlreiche­n Fotos bereichern auch Zeichnunge­n und Aquarelle von Albrecht Dapp – hier Vorfrühlin­g auf der Viehweide – den Spaichinge­r Heimatbrie­f 2020.
FOTO: STADT SPAICHINGE­N Neben zahlreiche­n Fotos bereichern auch Zeichnunge­n und Aquarelle von Albrecht Dapp – hier Vorfrühlin­g auf der Viehweide – den Spaichinge­r Heimatbrie­f 2020.

Newspapers in German

Newspapers from Germany