Trossinger Zeitung

Zehn Regeln fürs Homeoffice

Küchentisc­h statt Großraum – Von zu Hause aus zu arbeiten, ist nicht für jeden ein Selbstläuf­er

- Von Elena Zelle

Da sitzt man nun, an einem Wochentag, zu Hause. Von Urlaub kann aber keine Rede sein: Viele Menschen sind während der Corona-Krise angehalten, im Homeoffice zu arbeiten, um die Ausbreitun­g des Virus zu verlangsam­en. Und was im Büro Routine ist, stellt einen in den eigenen vier Wänden plötzlich vor ungeahnte Herausford­erungen. Was jetzt hilft:

Arbeiten am festen Platz

Zunächst einmal sollte man sich zu Hause nach Möglichkei­t einen festen Arbeitspla­tz einrichten. Optimal wäre ein eigenes Zimmer, notfalls kann man sich auch mit einer Stellwand behelfen. „Sonst fällt das Abschalten schwerer“, erklärt Karriereco­ach Ute Bölke. Das gilt sowohl für Pausen sowie für den Feierabend zu Hause.

Ordnung ist das halbe Leben

Auch die Arbeit zu Hause braucht eine Struktur. Diese muss nicht so starr sein, wie bisher im Büro, sagt Psychologi­n und Coach Kristine Qualen. Aber ohne Plan in den Tag hineinlebe­n beziehungs­weise -arbeiten wird nicht funktionie­ren.

Daher sollte man sich zu Beginn ein paar Dinge überlegen – und sich möglichst auch daran halten. Zum Beispiel: Was ist für mich ein guter Start in den Arbeitstag? Wie möchte ich meine Pausen verbringen? Und natürlich: Wann mache ich Feierabend?

Im Schlafanzu­g am Schreibtis­ch

„Jeder wie er mag, das ist ja der große Vorteil im Homeoffice“, betont der Kölner Karriereco­ach Bernd Slaghuis. „Manche Menschen können zu Hause nur konzentrie­rt arbeiten, wenn sie sich morgens so anziehen, als würden sie ins Büro gehen – andere wiederum genießen die Freiheit, auch mal entspannt in Jogginghos­e am Schreibtis­ch zu sitzen.“

Noch eben die Spülmaschi­ne ausräumen: Lieber nicht, meint Psychologi­n und Coach Kristine Qualen. Auch die Wäsche oder das vermeintli­ch schmutzige Bad sind hervorrage­nde Möglichkei­ten, um nicht mit der Arbeit anzufangen. Die Psychologi­n empfiehlt loszulegen und den

„Störfaktor Haushalt“in geplanten Unterbrech­ungen zu erledigen.

Auch Pausen planen

Wer im Homeoffice arbeitet, für den sind Pausen keine Selbstläuf­er, denn es kommen keine Kollegen, die einen zum Mittagesse­n abholen, wie Slaghuis aus eigener Erfahrung weiß: „Die größte Gefahr ist, den ganzen Tag ungestört durchzuröd­eln und Pausen zu vergessen.“Er empfiehlt daher, diese bewusst in den Tagesablau­f einzuplane­n. Wie man seine

Auszeiten plant, sei Typsache: „Wem Struktur wichtig ist, der kann zum Beispiel alle zwei Stunden einen freien Zeitraum für sich blocken. Andere gehen entspannte­r in eine Pause, nachdem sie einen Aufgabenbl­ock erledigt haben.“

Freizeit nicht verdaddeln

„Viele neigen dazu, in ihren Pausen einfach am Schreibtis­ch sitzen zu bleiben“, warnt Bölke. Das sollte man nicht tun, denn dann bekommt man den Kopf nicht frei. „Im Homeoffice kann man sich in der Pause etwas gönnen, was man sonst eher nicht macht“, sagt Psychologi­n Qualen.

Sich mit einer Tasse Kaffee auf den Balkon setzen und mit Freunden telefonier­en oder gemeinsam mit der Familie essen zum Beispiel. Wer ungestört von Nachrichte­n, beispielsw­eise aus sozialen Netzwerken, bleiben möchte, könne sein Handy zudem auf Flugmodus stellen, empfiehlt Slaghuis.

Den Tag durchtakte­n

Damit man nicht vor einer endlosen To-do-Liste sitzt und nicht weiß, wo man anfangen soll, sollte man sich morgens hinsetzen und überlegen, was heute gemacht werden muss. Diese Dinge arbeitet man dann der Reihe nach ab. Manche legen auch feste Zeiten für bestimmte Tätigkeite­n wie etwa Telefonier­en oder Schreiben fest, erklärt Bölke. Auf jeden Fall sollte man am Ende des Arbeitstag­es kurz innehalten und sich fragen: Wie effizient war ich? Wo kann ich was verbessern?

Mit den Kollegen abstimmen

Bei der Strukturie­rung müssen Angestellt­e sich mit ihren Kollegen abstimmen, wie Qualen betont. Das beinhaltet Fragen wie: Wie viel Arbeitszei­t muss synchron laufen? Wie viel Freiräume, zum Beispiel früher Schluss oder eine ausgedehnt­e Mittagspau­se machen, sind möglich? Grundsätzl­ich sollte man auch absprechen, was zum Beispiel in Sachen Erreichbar­keit oder Antwortzei­t erwartet wird.

Homeoffice heißt nicht Isolation

Damit der persönlich­e Austausch mit Kollegen nicht zu kurz kommt, sollte man dafür feste Zeiten einplanen. Ein regelmäßig­er Videocall sei eine gute Möglichkei­t, sagt Slaghuis. Außerdem sei wichtig, den digitalen Zugang zu zentralen Informatio­nen und wichtigen Unterlagen zu besitzen, um effizient arbeiten zu können.

Jetzt ist aber Feierabend

„Feierabend im Homeoffice bedeutet meist auch, die bewusste Entscheidu­ng zu treffen, dass noch nicht Erledigtes auch Zeit bis morgen hat“, sagt Slaghuis. Man sollte ein Ende seiner Arbeit definieren und Laptop sowie Diensthand­y dann weglegen. Sich mit endlos langen Arbeitstag­en nicht auszubeute­n, habe mit Selbstdisz­iplin zu tun, betont Bölke. Es sei eine Illusion, dass man am Ende des Tages mit der Arbeit fertig sei. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Ordnung ist das halbe Leben: Wer im Homeoffice effizient arbeiten will, braucht Struktur.
 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Sich alle zwei Stunden Zeit für eine Pause nehmen: Erholung gerät bei der Arbeit im Homeoffice schnell ins Vergessen.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Sich alle zwei Stunden Zeit für eine Pause nehmen: Erholung gerät bei der Arbeit im Homeoffice schnell ins Vergessen.
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