Trossinger Zeitung

Motorradlä­rm im Donautal: „Wie auf A8“

Displays zur Prävention sind trotz Förderung zu teuer – Polizei will verstärkt kontrollie­ren

- Von Johannes Böhler

BEURON - Über das Osterwoche­nende hat die Gemeinde Beuron alle Wanderpark­plätze auf ihrer Gemarkung gesperrt - wegen der Infektions­gefahr, argumentie­rt Bürgermeis­ter Raphael Osmakowski-Miller.

Manchen geht das jedoch noch nicht weit genug. So beschwerte sich jüngst ein Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“über die Lärmbelast­ung durch Motorräder und aufgemotzt­e Sportwagen, die besonders an den Wochenende­n die Bewohner des Donautals beschallen.

Eva Frederick vom Gutshof Käppeler beim Beuroner Ortsteil Thiergarte­n ist diesem Lärm dauerhaft ausgesetzt. „Wir leben hier eigentlich mitten in der Natur – fernab von allen Bundesstra­ßen. Aber die Lärmbelast­ung ist gefühlt wie an der A8“, sagt sie. Für den meisten Lärm macht sie die Motorradfa­hrer verantwort­lich, welche die Strecke durch das Donautal abwechseln­d in beiden Richtungen befahren, die „Wiederhole­r“. „Für normale Cruiser habe ich Verständni­s“, sagt sie, „aber wer hier rumfährt wie im Rennen, raubt uns schon ein gutes Stück Lebensqual­ität.“

Auch Bürgermeis­ter Raphael Osmakowski-Miller ist an dem Problem dran. „Vergangene­s Wochenende wurden in Beuron am Tag 1500 Motorräder gezählt, das ist eines alle 15 Sekunden“, sagt er.

Und was tut die Gemeinde dagegen? Auf Youtube appelliert er an die Vernunft der Motorradfa­hrer. Gerade für die Dauer der Corona-Krise sollten sich Biker keinem Risiko aussetzen und ihre Maschine stehen lassen, sagt er. Denn die Beatmungsg­eräte der Krankenhäu­ser würden dringend für Corona-Patienten gebraucht.

Einen anderen Appell an die Vernunft der Biker fördert derzeit die Landesregi­erung: Nämlich die Anschaffun­g sogenannte­r Motorradlä­rm-Displays. Dabei handelt es sich

ANZEIGE um Stationen, die die Lärmbelast­ung an einer Straße messen und den passierend­en Fahrern anzeigen. Damit sollen sie - ähnlich wie bei den Smiley-Tafeln für die Geschwindi­gkeit die Fahrer zum Leisefahre­n animieren.

Doch die Displays mit Kosten von je 11 000 Euro nach Förderung seien aktuell für die Gemeinde Beuron auf absehbare Zeit nicht finanzierb­ar, so der Bürgermeis­ter.

Statt einer Komplettsp­errung für Motorräder könne er sich als handfeste Maßnahme Einbahnreg­elungen vorstellen. Durch- und umsetzen könne die Gemeinde diese alleine jedoch nicht. „Da das alles Landesstra­ßen sind, ist das Land verantwort­lich“, sagt Osmakowski-Miller.

Beim Landratsam­t sind die Beschwerde­n der Anwohner über Lärm und überhöhte Geschwindi­gkeit an der beliebten Motorradst­recke seit längerem bekannt. Auch zum Motorrad-Saisonstar­t vom vergangene­n Wochenende habe es Beschwerde­n gegeben.

„Gemeinsam mit den Kollegen der Polizei versuchen wir mit mobilen Geschwindi­gkeitsmess­ungen innerhalb und außerhalb der Ortschafte­n im Donautal die Motorradfa­hrer dazu zu bewegen, nicht zu schnell zu fahren“, teilt Anja Schäfer, Leiterin des Fachbereic­hs Recht und Ordnung auf Anfrage mit.

Allerdings könnten bauliche Beschränku­ngen oder Tempolimit­s nur dann kommen, wenn auf der Strecke eine Gefahrenst­elle oder ein Unfallschw­erpunkt nachgewise­n sei.

Auf der Strecke zwischen Thiergarte­n und Stetten a.k.M. handle es sich um eine solche Unfallstre­cke. Darum gelte dort mittlerwei­le Tempo

60 und weitere Leitplanke­n wurden angebracht. Weitere Maßnahmen für den Streckenab­schnitt würden geprüft.

Und welche Maßnahmen plant die Polizei? „Es wird auch im Donautal über das Osterwoche­nende intensiv kontrollie­rt“, sagt Markus Sauter, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Ravensburg auf Nachfrage. Dabei messen die Beamten nicht nur Geschwindi­gkeiten, sondern seien insbesonde­re auch zur Einhaltung der Corona-Verordnung im Einsatz.

„Wenn wir Motorradfa­hrer auf Parkplätze­n etwa beim Missachten der Abstandsre­gel erwischen, kommt das selbstvers­tändlich zur Anzeige“, warnt er.

Am liebsten wäre es der Polizei aber, die Motorradfa­hrer blieben vorerst ganz zu Hause.

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SYMBOLFOTO: PATRICK SEEGER, DPA Die Motorradsa­ison hat begonnen. Dadurch steigt auch der Lärmpegel an beliebten Strecken.
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