Kleines Immergrün – ein hübscher Anblick
Serie „Kontaktverbot? Raus in die Natur!“: Pflanze gehört zu den Burgflüchtlingen
HEUBERG - Bildhübsch und erstaunlich robust – das sind die Kennzeichen dieses Zwergstrauchs, der an sonnigen, warmen Stellen auf dem Heuberg in diesem Jahr bereits Anfang März zu blühen begonnen hat. Bis in den Frühsommer hinein zeigt es seine dekorativen Scheibenblüten. Die Rede ist vom Kleinen Immergrün (Vinca minor).
Die Pflanze hat es mithilfe des Menschen aus dem Mittelmeerraum und Kleinasien bis zu uns nach Mitteleuropa geschafft. Schon die alten Römer brachten den hübschen Bodenkriecher nach Germanien. Auch im Mittelalter war er beliebt und wurde eifrig in Burggärten angepflanzt. Offenbar fühlte er sich nördlich der Alpen ausgesprochen wohl. Denn selbst, wo die Burgen längst verfallen, die Gärten verlassen und alle Siedlungsspuren verschwunden sind, hält sich das Kleine Immergrün hartnäckig. Geobotaniker sprechen daher von einem „Burgflüchtling“oder manchmal auch von einem „Burggartenflüchtling“. Tatsächlich hat das zu den Hundsgiftgewächsen zählende Mini-Gehölz keine riesigen
Gebiete erobert, sondern ist im Wesentlichen dort geblieben, wo es einst angepflanzt wurde: nahe der einstigen Burg oder Siedlung. Wer bei einem Waldspaziergang fernab von Dorf und Stadt auf das Kleine Immergrün stößt, der kann sich ziemlich sicher sein: Hier stand mal eine Burg, eine Siedlung oder doch wenigstens eine Kirche oder ein Friedhof. Das Kleine Immergrün eignet sich auch im eigenen Garten als pflegeleichter, winterharter Bodendecker. Die Art ist in allen Pflanzenteilen hochgiftig, was heißt: Anders als früher, wo die Burgbewohner sie gerne als Arznei gegen Bluthochdruck und andere Leiden einsetzten, steht heute die dekorative Wirkung im Vordergrund. Von einer Verwendung als Heilpflanze ist abzuraten.