Trossinger Zeitung

Eltern dürfen unperfekt sein

- Von Sabine Felker

Das mit der Langeweile ist so eine Sache. Wenn man als Mutter oder Vater gezwungen ist, von zuhause aus zu arbeiten, den Haushalt am Laufen zu halten und die Kinder zu bespaßen, dann hat man oft das Gefühl, den Alltag nur noch im Dauerlauf bewältigen zu können. Nur leider empfinden die Kinder die derzeitige Situation meist ganz anders, nämlich als schrecklic­h langweilig. Deshalb hier drei Tipps für Eltern:

1. Wer Ruhe zum Arbeiten braucht, das Kind im Kindergart­enoder Grundschul­alter sich aber zu Tode langweilt, der kommt leicht in die Versuchung, das Problem mit einem neuen Spielzeug zu lösen. Das hilft für eine Weile, geht aber auch ganz schön ins Geld. Mindestens genauso gut, aber kostenlos, ist ein Gang in den Keller oder auf den Speicher. Dort hat jede Familie längst vergessene­s

Spielzeug.

Und plötzlich ist das alte Schaukelpf­erd wieder hoch interessan­t, das ferngesteu­erte Auto kommt zu neuen Ehren oder die weggepackt­e Holzeisenb­ahn von Weihnachte­n darf wieder ihre Runden durchs Wohnzimmer ziehen. Wer das Spielzeug nicht in Massen freigibt, sondern nur ein zusätzlich­es pro Tag, kommt schon ein gutes Stück voran.

2. Es ist illusorisc­h zu glauben, acht oder neun Stunden, fünf Tage die Woche mit kleinen Kindern im Homeoffice arbeiten zu können. Ab und zu muss man sich Zeit freischlag­en und die kann man sinnvoll nutzen. Eine Radtour zum nächsten Eier- oder Milchautom­aten eines Direktverm­arkters bringt das Kind und einen selbst schon mal in Bewegung, das hebt auch die Stimmung. Zuhause wird dann überlegt, welcher Kuchen daraus gezaubert wird. Wer keine Zeit oder Nerven für große Backaktion­en hat, der spannt das Kind ins Kochen des Mittagesse­ns ein. Und wenn

gute Laune machen, dann gibt’s eben die.

3. Der nächste Tipp stammt von einer sehr kompetente­n, kinderund elternfreu­ndlichen Erzieherin: „Ein guter Film schadet nicht.“Und genau so ist es: Wer im Trubel des Arbeits- und Familienal­ltags nicht mehr das Licht am Ende des Tunnels sieht, der darf unperfekt sein und einen anwerfen. Dann sind eineinhalb Stunden zum Arbeiten gewonnen und das Kind hat seinen Spaß. Nein, keinen pädagogisc­h wertvollen, aber immerhin Spaß.

Wenn am Ende eines Tages jedes Familienmi­tglied einen schönen Moment benennen kann, kommen alle gut durch die Krise.

Kinderfilm Pommes

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