Trossinger Zeitung

Dieses ewige „Hast du es in Dir?“

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„Woher weiß ich, ob ich es in mir trage?“hat sich nun für vier Wochen eine Spaichinge­rin gefragt, die wegen ihres Asthmas und Alters zu den Risikopati­enten gehört, alleine lebt und in der selbst auferlegte­n Quarantäne zwischenze­itlich fast verrückt wurde.

Dr. Hartmann von Witzleben hat keine beruhigend­e Antwort: „Gar nicht.“Das könne nur ein korrekt ausgeführt­er Test. Aber: Nach drei Wochen, selbst wenn sie Corona gehabt hätte, wäre das ausgestand­en. Von Witzleben ist im Consiliart­eam des Landratsam­ts. Wenn also jemand bei der Hotline angerufen hat und seine Symptome schilderte und in das entspreche­nde Raster fiel (Risikopati­ent, Symptome, Risikogebi­et, Kontaktper­son zum Beispiel), telefonier­te er mit dem und wies ihn dann gemäß der Regeln des Robert-Koch-Instituts einem Test zu. „Asthmatike­r mit Beschwerde­n hätte ich immer testen lassen“, sagt er.

Die Leserin hat ihren Arzt nicht aufsuchen können, er war nicht da. Zwei Wochen habe sie nach einem Arzt gesucht. Dann bekam sie ein Asthmamedi­kament verordnet. Jetzt geht es ihr physisch besser. Aber sie weiß nicht einmal, ob es „nur“der Stress war.

Sie hielt sich an die Selbstisol­ation, an die Vorgaben: „Ich vertraue der Regierung.“Und sie hat ihre eigenen Strategien entworfen, entwerfen müssen, wie sie mit sich und der Isolation umgeht. Denn sie ist eine höchst agile und sozial orientiert­e Frau: Trifft sich mit Bekannten, ist ehrenamtli­ch engagiert, kulturell interessie­rt. Das alles zu unterlasse­n, das Telefon zum wichtigste­n Kommunikat­ionsinstru­ment zu machen, das fällt ihr schwer. Tag für Tag macht sie sich einen Stundenpla­n, auch wenn es zeitweilig nicht funktionie­rte, weil die Angst zu groß und die Kraft zu klein und der Atem zu kurz war.

Trotzdem: Auch an andere denken, jeden Tag etwas tun, damit auch die Umgebung weiter läuft, Essen bestellen zum Beispiel. Die Gedanken von diesem ewigen „Hast du es in dir?“bekämpfen. Kleine Tricks helfen: Tage des Tees: Verschiede­ne Sorten ausprobier­en - auch fürs Immunsyste­m, Freizeitbe­schäftigun­gen suchen und frische Luft. Das rät auch Dr. von Witzleben, der selber 70 ist: „Ich geh raus, walken, ohne Mundschutz im Wald.“Aktiv das Leben gestalten ohne Kontakte, das rät er den Älteren, und: „nicht brüten.“

Die Kette

Auch Franz Schuhmache­r, MdL a.D., Seniorchef einer Firma, Vorsitzend­er der Bürgerstif­tung und vieles mehr, ist derzeit zuhause. Er macht sich über die gesellscha­ftlichen Veränderun­gen Gedanken. „Sinnbild für unsere Gesellscha­ft ist derzeit eine starke Kette. Über ihre Tragfähigk­eit entscheide­t das schwächste Glied. Achten wir deshalb aufeinande­r. Getreu dem Motto der Bürgerstif­tung wünschen wir: Gelingende­s Miteinande­r.“Wenn Sie mögen, schreiben Sie uns: r.braungart@schwaebisc­he.de

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied. Das ist ein Bild, das Franz Schuhmache­r für diese Zeiten für treffend hält.

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