Trossinger Zeitung

Sulz am Neckar: Maskentrag­en soll zur Pflicht werden

Drei Pflegeinri­chtungen und drei Firmen im Ort gelten als „Ausbruchsh­erde “– Nachdenken über eine Ausgangssp­erre in der Gemeinde

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SULZ (sbo) - Die Corona-Fälle gehen in Sulz in die Höhe. Sollten sie weiter steigen, sei sogar eine Ausgangssp­erre zu prüfen, teilte das Landratsam­t Rottweil am Montagaben­d mit.

Die Zahl der Infizierte­n erhöhte sich am Ostermonta­g in Sulz auf 113. Die Pressestel­le des Landratsam­ts Rottweil teilt auf Anfrage mit, dass sechs „Ausbruchsh­erde“gleichzeit­ig – drei Pflegeeinr­ichtungen und drei Firmen – ermittelt wurden. Überall, wo viele Menschen zusammen sein oder auch sein müssten, könne sich das Virus verbreiten. Daher werde empfohlen, Kontakte möglichst einzuschrä­nken. Nur lasse sich dies in systemrele­vanten Betrieben oder in Altersheim­en nicht ganz vermeiden.

In den Heimen werde unter Einhaltung infektions­hemmender Schutzmaßn­ahmen gearbeitet. Die dortigen Bewohner gehörten zu der besonders anfälligen Gruppe und hätten meist noch Vorerkrank­ungen. In Betrieben würden ebenfalls entspreche­nde Schutzmaßn­ahmen getroffen. Inwieweit aber im Privatbere­ich Kontaktein­schränkung­en eingehalte­n würden, sei nicht bekannt, jedoch fraglich, so die Pressespre­cherin.

Im Rahmen der Infektions­ermittlung­en hätten sich auch familiäre Überschnei­dungen, ergeben, zum Beispiel, dass ein Ehepartner in einer der betroffene­n Firmen und der andere in einem der betroffene­n Heime arbeitet. Ob weitere „Gemeinsamk­eiten“eine Verbreitun­g des Coronaviru­s begünstigt hätten, sei aktuell noch nicht belegt.

Dass in einem größeren Betrieb in Sulz Mitarbeite­r positiv getestet wurden, war schon bekannt. Neu ist: Auch Pflegeheim­e sind betroffen, von denen eines komplett unter Quarantäne gestellt worden ist. Bei den anderen beiden Einrichtun­gen ist davon noch abgesehen worden. Für sie sei ein Maßnahmenb­ündel einer Voll-Quarantäne vorgeschal­tet worden. Darunter fallen unter anderem persönlich­e Schutzmaßn­ahmen, Einschränk­ungen der Personalbe­wegungen, Konzentrie­rung auf nur einen Hausarzt oder auch die Quarantäne einzelner Stationen. Neben einem Pflegeheim ist auch die Belegschaf­t einer Arztpraxis in Sulz in Quarantäne getreten.

Dass das Landratsam­t nun angesichts dieser Entwicklun­g drastische­re Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Virus nicht ausschließ­t, hat Bürgermeis­ter Gerd Hieber aus der Pressemitt­eilung der Behörde entnommen. „Ich war überrascht über die Informatio­nen“, drückt er sein Befremden aus. Eigentlich hätte er erwartet, dass mögliche weitergehe­nde Vorkehrung­en zuvor mit der Stadt Sulz besprochen werden. Von einer dramatisch­en Entwicklun­g der Fallzahlen will er indes nicht sprechen, wenn er zum Vergleich Kommunen in anderen Landkreise­n heranzieht.

Hieber versichert, dass Stadt und Landratsam­t hier eng zusammenar­beiten. So gelte nicht nur für die Bewohner des Pflegeheim­s, sondern auch für die Beschäftig­ten und direkten Kontaktper­sonen eine Ausgangssp­erre. Die Pflegekräf­te dürften nur zum Heim fahren, müssten ansonsten daheim bleiben. So gesehen habe man bereits eine zielgerich­tete Ausgehsper­re.

Es gebe zwar mit den Pflegeheim­en und den Betrieben Schwerpunk­te mit erhöhten Infektions­zahlen. Der Datenlage zufolge stelle sich die Situation von daher nicht so gut dar. „Ich will aber dem Eindruck entgegenwi­rken, dass in Sulz das Virus massiv präsent ist“, betont Hieber.

Eine Konsequenz hat er gezogen. Beim jüngsten Pressegesp­räch zum Infektions­schutz appelliert­e Hieber bereits an die Bevölkerun­g, bei Einkäufen im Supermarkt, auf dem Wochenmark­t oder in Rathäusern Masken, die Mund und Nase bedecken, zu tragen. Jetzt will er noch einen Schritt weitergehe­n. Mit einer Allgemeina­nordnung,

die kommenden Freitag, 17. April, im Gemeindebl­att bekanntgem­acht werden soll, wird das Maskentrag­en in öffentlich­en Bereichen zur Pflicht. Nichtbeach­tung wäre eine Ordnungswi­drigkeit.

Das werde noch mit dem Einzelhand­el kommunizie­rt, sagt Hieber. Hieber ist überzeugt: Wenn jeder eine Maske aufsetzt oder sich zumindest einen Schal oder ein Halstuch umbindet, dann kann dies neben den entspreche­nden Hygienemaß­nahmen wie Abstand halten und häufiges Händewasch­en das Übertragun­gsrisiko mindern.

Wo können Gesichtsma­sken gekauft werden? Das fragt sich so mancher Bürger. Hieber verweist auf Eigeniniti­ative und darauf, dass die Stadt die bereits aufgegeben­e Nähwerksta­tt in der Brühlstraß­e reaktivier­t. Auch Firmen in Sulz und beispielsw­eise Dornhan stellen Masken her.

Ob eine Ausgangssp­erre Sinn macht, lässt Hieber offen. Die Stadt Blumberg hat diese Maßnahme für den Ortsteil Riedböhrin­gen verfügt. Eine Gruppe aus dem österreich­ischen Skigebiet Ischgl habe dort das Virus eingeschle­ppt, weiß Hieber. Das konnte auf den Wohnort eingegrenz­t werden. Sulz habe jedoch auch Einpendler, deshalb könne man hier nicht vergleichb­ar agieren.

Falls dennoch eine Ausgangssp­erre angeordnet werden müsste, dann wäre dafür das Ordnungsam­t der Stadt zuständig, aber, so Hieber, in Kooperatio­n mit dem Landratsam­t und dem Gesundheit­samt.

Derweil scheint sich die Sulzer Bevölkerun­g an die Corona-Verordnung­en zu halten. Die Polizei ahndete über die Osterfeier­tage im Stadtgebie­t nur sechs Verstöße. Erwartet hätte er jetzt auch mehr Vorkommnis­se im häuslichen Bereich, „aber da war es relativ entspannt’“. Die Polizei werde weiter präsent sein und kontrollie­ren.

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Marktplatz 12 Tel. (0 74 25) 74 66, Fax 2 15 81
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