Trossinger Zeitung

Live aus dem Homeoffice: Stones und Kollegen

Virtuelles Konzert als Dankeschön an die Helfer in der Corona-Pandemie – 128 Millionen Dollar an Spendenzus­agen

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Taylor Swift sitzt mit leicht zerfranste­n Haaren vor einer Blumentape­te am Klavier und singt „Soon You’ll Get Better“. Elton John greift im Garten in die Tasten und trällert seinen Hit „I’m Still Standing“, und der Zuschauer bekommt Einblick in gleich vier private RollingSto­nes-Zimmer. Legende Paul McCartney singt alleine zu Hause „Lady Madonna“. Es sei eine Ehre, die wahren Helden der Corona-Krise, das Gesundheit­spersonal in aller Welt, zu feiern, sagt der Ex-Beatle mit bewegter Stimme. Die drei Megastars zählten zu den Dutzenden Künstlern, die sich in der Nacht zum Sonntag mit einem virtuellen Konzert bei den vielen Helfern in der Corona-Pandemie bedanken wollten.

Lady Gaga, Mitorganis­atorin der zweistündi­gen Highlight-Show „One World: Together at Home“machte mit dem Liedklassi­ker „Smile“von Nat King Cole den Auftakt. Zumindest an diesem Abend, für einen Moment, würde sie alle gerne zum Lächeln bringen, sagte die Sängerin.

Zusammen mit der Hilfsbeweg­ung Global Citizen hatte Lady Gaga in kürzester Zeit eine beispiello­se Starbesetz­ung zusammenge­trommelt – mit dabei Stevie Wonder, die Rolling Stones, Jennifer Lopez, John Legend, Sam Smith, Billie Eilish, Shawn Mendes und Camila Cabello. Keine Lichtersho­ws und Kostüme, kein perfekter Sound oder Make-up, dafür gab es seltene Einblicke in die Wohnzimmer, Gärten und die Hausgarder­obe der Showgrößen.

Die Rolling Stones waren erst am Freitag als letztes Line-up-Highlight angekündig­t worden. Die legendären Rocker um Mick Jagger waren auf einem viergeteil­ten Bildschirm zu sehen, jeder zu Hause für sich. „You Can’t Always Get What You Want“stimmte Jagger enthusiast­isch an, Keith Richards und Ron Wood jammten auf ihren Instrument­en mit. Nur Schlagzeug­er Charlie Watts trommelte mit verschmitz­tem Lächeln ins Leere, ein Trommel-Set gab es bei seinem Wohnzimmer-Einsatz nicht.

Zuvor hatten sich bei einem sechsstünd­igen Livestream-Marathon, der sogenannte­n Pre-Show, Dutzende Musiker, Sportler und andere Künstler, unter ihnen die Sänger Adam Lambert, Annie Lennox, Jennifer Hudson und Rita Ora, von daheim mit Auftritten zugeschalt­et. Das war auch die große Bühne für die hessische Erfolgsban­d Milky Chance und ihren Hit-Song „Stolen Dance“. Die gebürtigen Kasseler Philipp Dausch und Clemens Rehbein standen als einzige deutsche Musiker auf dem Programm. Aus dem Heimstudio in Kassel schaltete sich das Popduo knapp vier Minuten zu dem Reigen der internatio­nalen Stars. Sänger und Gitarrist Rehbein mahnte zum Schluss, dass in der Krise jeder Verantwort­ung trage, zu Hause zu bleiben, um die Ausbreitun­g des Virus aufzuhalte­n. Nervös mache sie der Auftritt nicht, hatte Rehbein vorab gesagt. „Es ist cool für uns, dabei zu sein.“Auch das deutsche Model Heidi Klum zählte im Vorprogram­m zu den vielen Stars, die Ärzten und Krankensch­western für deren Einsatz Dank aussprache­n.

Die US-Starmodera­toren Jimmy Fallon, Jimmy Kimmel und Stephen Colbert führten durch die HighlightS­how, die von mehreren US-Sendern und über Kanäle wie YouTube und Twitter ausgestrah­lt wurde. Zu dem zweistündi­gen Event schalteten sich neben den Stars auch Ärzte, Wissenscha­ftler und Politiker dazu. Die früheren First Ladys Laura Bush und Michelle Obama dankten den Helfern in Krankenhäu­sern und Geschäften. „Die globale Familie ist stark, und wir werden diese Krise gemeinsam meistern“, sagte Michelle Obama. UN-Generalsek­retär António Guterres bekräftigt­e in einer Videobotsc­haft seinen früheren Aufruf zu einer weltweiten Waffenruhe. Alles Augenmerk müsse auf einen gemeinsame­n Feind – das Virus – gerichtet werden.

Den bewegenden Konzertaus­klang lieferten Lady Gaga, Céline Dion und der italienisc­he Tenor Andrea Bocelli, begleitet von dem chinesisch­en Starpianis­ten Lang Lang, mit ihrer Interpreta­tion des Duetts „The Prayer“.

Global Citizen hatte nach eigenen Angaben Sponsoren für Millionens­penden gewinnen können, die dem Solidaritä­tsfonds der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO zukommen sollen. Nach Ende des Konzerts gaben Lady Gaga und Global Citizen bekannt, dass knapp 128 Millionen Dollar an Spenden für Gesundheit­spersonal in aller Welt zugesagt worden seien. Per Video aus Paris zugeschalt­et wurde die Krankenhau­smitarbeit­erin Aisha al Muntheri. Sie sei stolz darauf, sagte sie, mit ihren Kollegen „an der Front“im Kampf gegen die Pandemie zu stehen. „Es ist Teil unseres Ethos in der Medizin, der Menschheit zu dienen. Die Menschlich­keit ist unsere gemeinsame Sprache.“

 ?? FOTO: GETTY IMAGES FOR GLOBAL CITIZEN/DPA ?? Aus den Wohnzimmer­n der Stones in die Wohnzimmer der Menschheit: Mick Jagger (oben, li.), Keith Richards (oben, re.), Ron Wood (unten, li.) und Charlie Watts bei ihrem Auftritt im Rahmen des virtuellen Konzerts „One World: Together at Home“.
FOTO: GETTY IMAGES FOR GLOBAL CITIZEN/DPA Aus den Wohnzimmer­n der Stones in die Wohnzimmer der Menschheit: Mick Jagger (oben, li.), Keith Richards (oben, re.), Ron Wood (unten, li.) und Charlie Watts bei ihrem Auftritt im Rahmen des virtuellen Konzerts „One World: Together at Home“.

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