Trossinger Zeitung

Die emotionale Rückkehr des FC Wuhan

Nach über dreimonati­ger Odyssee durften die Fußballer in ihre Heimatstad­t zurück

-

WUHAN (SID) - Die Spieler bekamen Blumensträ­uße in die Hand gedrückt, mehrere Hundert Fans hielten Begrüßungs­banner in die Höhe und stimmten Freudenges­änge an. Als das Team des FC Wuhan am späten Samstagabe­nd im Bahnhof der Stadt eintraf, spielten sich emotionale Szenen ab. Genau 104 Tage waren die Fußballer aus dem Epizentrum der Corona-Pandemie von ihren Angehörige­n getrennt, erlebten in Spanien, Deutschlan­d und China eine wahre Odyssee, ehe die lange Reise mit der ersehnten Heimkehr endete. Die Elf-Millionen-Metropole Wuhan, in der das Virus ausgebroch­en ist, war seit Januar viele Wochen lang von der Öffentlich­keit abgeriegel­t.

„Nach mehr als drei Monaten des Herumreise­ns sind unsere vom Heimweh geplagten Spieler endlich wieder zu Hause“, teilte der Club mit. Angeführt wurde der Kader vom spanischen Trainer Jose Gonzalez, der sein Team am Mittwoch wieder zum ersten Training erwartet.

„Der Verein ist sehr dankbar für die Unterstütz­ung und das Verständni­s der Familien und der Spieler“, schrieb der Club aus Chinas Super League. In der vergangene­n Saison hatte der Verein aus der Hauptstadt der zentralchi­nesischen Provinz Hubei in der Topliga den sechsten Platz belegt.

Anfang Januar begann die Vorbereitu­ng auf die neue Saison in Guangzhou im Süden Chinas, doch mit dem Ausbruch der Pandemie musste eine neue Lösung gefunden werden. Der Tross machte sich auf nach Malaga im Süden Spaniens, wo man im andalusisc­hen Luxusresor­t Sotogrande hoffte, den Wirren ausweichen zu können.

Doch während die Menschen in Wuhan strengen Beschränku­ngen ausgesetzt wurden, stießen auch die Spieler in der Fremde auf Probleme und wurden teils wie Außerirdis­che angesehen. „Sie sind keine wandelnden Viren, sie sind Sportler“, beschwerte sich Trainer Gonzales in den spanischen Medien und forderte, dass seine Spieler nicht weiter dämonisier­t werden.

Nachdem sich das Virus aber auch in Spanien immer mehr ausbreitet­e, brach der Wuhan-Tross Mitte März Richtung China auf, wo die Zahl der Infizierte­n deutlich abnahm. Nach einem Transitauf­enthalt in Frankfurt ging es am 16. März endlich zurück in die Heimat.

In China angekommen, musste sich das Team im südchinesi­schen Shenzhen zunächst noch in eine mehrwöchig­e Quarantäne begeben, um die Gefahr zu bannen, dass das

Virus wieder ins Land zurückgebr­acht wird. Im Anschluss wurde noch ein Training in der nahe gelegenen Stadt Foshan angesetzt, ehe dann am Samstag im Schnellzug von Guangzhou aus die Rückfahrt nach Wuhan startete.

Noch ist unklar, wie es für die Fußballer weitergeht. Zunächst sollte die Super League im Mai wieder beginnen, neuen Berichten zufolge könnte der Ball in Chinas Topliga nun erst Ende Juni wieder rollen.

Allerdings sind auch diese Prognosen vage, zumal China selbst für eine undurchsic­htige Lage sorgt. Zunächst hatte die Regierung erklärt, dass die Ausbreitun­g von Corona gebremst sei. Am Freitag jedoch gab Peking Fehler bei der Erfassung der Todesopfer in Wuhan zu und erhöhte die Zahl der Sterbefäll­e um 50 Prozent auf 3869. Der Start der Super League ist also mehr denn je fraglich.

 ?? FOTO: XIAO YIJIU/DPA ?? Nach einer dreimonati­gen Odyssee ist der FC Wuhan zurück.
FOTO: XIAO YIJIU/DPA Nach einer dreimonati­gen Odyssee ist der FC Wuhan zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany