Trossinger Zeitung

Schuler spürt Corona-Krise deutlich

Dem Deißlinger Entsorgung­sunternehm­en bricht 60 Prozent der üblichen Mengen weg

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DEISSLINGE­N-LAUFFEN (sbo) - Unternehme­n kämpfen mit den Folgen der Corona-Krise – auch in Deißlingen und Lauffen. Je nach Branche sind die Auswirkung­en aber sehr unterschie­dlich. Während auf dem Bau die Welt noch in Ordnung zu sein scheint, brechen dem Entsorgung­sunternehm­en massiv die Aufträge weg.

Stark betroffen von der CoronaKris­e ist das Deißlinger Entsorgung­sunternehm­en Schuler Rohstoffe. „Nachdem die großen Automobilh­ersteller ihre Produktion einstellte­n, ziehen viele Automobilz­ulieferer nach“, schildert Geschäftsf­ührerin Bettina SchulerKar­goll. Viele der Industriek­unden hätten ihre Mitarbeite­r mittlerwei­le in Kurzarbeit geschickt. „Hochgerech­net brechen uns damit 60 Prozent der sonst üblichen Mengen weg. Das bedeutet für uns: Weniger Fahraufträ­ge, geringerer Umschlag und abnehmende Verwaltung­sarbeit“, führt Schuler-Kargoll aus.

Zu den Kunden des Unternehme­ns zählen Industrieb­etriebe in der Region, aber auch Stahlwerke, Gießereien und Metallschm­elzwerke als Abnehmer. „Durch die Kurzarbeit und Produktion­sstillstän­de vieler Industrieb­etriebe fallen auch keine Abfälle an. Somit fällt auch weniger Stahlschro­tt und weniger Metallschr­ott an“, erklärt Schuler-Kargoll. Viele Abnehmerwe­rke in Italien stünden still. Ein Verkauf in dieses Land sei derzeit nicht möglich. „Auch in Deutschlan­d, in der Schweiz und im benachbart­en Frankreich sind bereits Produktion­skürzungen einiger Stahlwerke zu verzeichne­n. Die Wirtschaft steht noch nicht still, aber es wird eng.“

Die Konsequenz sei, dass auch das Deißlinger Unternehme­n Maßnahmen ergreifen müsse, um den wirtschaft­lichen Schaden zu begrenzen. „Oberstes Ziel ist es, die Arbeitsplä­tze zu sichern“, betont die Geschäftsf­ührerin.

In der Verwaltung arbeiten laut Schuler-Kargoll inzwischen einige

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Mitarbeite­r im Homeoffice: „Hier haben wir sehr früh reagiert, sodass notwendige Laptops und Mobiltelef­one ohne Lieferschw­ierigkeite­n angeschaff­t werden konnten.“

Ob man in Kurzarbeit gehe, werde von Woche zu Woche entschiede­n. Die Vorbereitu­ngen dazu seien getroffen. Vor allem werde es schwierig werden, die 32 Fahrer an den beiden Standorten Deißlingen und Singen zu beschäftig­en, wenn Kunden in Kurzarbeit seien, macht SchulerKar­goll klar. „Bis jetzt konnten vorhandene Aufträge so verteilt werden, dass die Fahrer noch beschäftig­t waren. Um Kurzarbeit zu vermeiden, haben Fahrer bereits Urlaub genommen. Außerdem können sie andere Arbeiten auf dem Platz übernehmen.“

Im Unternehme­n gelten im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s die üblichen hygienisch­en Schutzmaßn­ahmen: Es gibt Desinfekti­onsmittel am Arbeitspla­tz und Desinfekti­onsspender an den markanten Stellen im Betrieb, ausdrückli­che Hinweise zur Einhaltung des Mindestabs­tands, auseinande­rgestellte Tische in der Kantine und reduzierte Anzahl der Stühle. Den Fahrern wird es untersagt, Kontakt zu Mitarbeite­rn anderer Betriebe zu haben, sie werden mit Mundschutz­masken ausgestatt­et. Die Metall- und Schrottann­ahme von Privatpers­onen wurde eingestell­t, man greift auf digitale Übermittlu­ng von Dokumenten, die Nutzung der Gegensprec­hanlage und der Dokumenten­schublade für Spediteure zurück.

Über die Zukunft des Unternehme­ns sagt Schuler-Kargoll: „Alles steht und fällt mit der Wiederaufn­ahme der Produktion. Sobald die großen Automobilw­erke ihre Produktion wiederaufn­ehmen, wird auch die Automobilz­uliefereri­ndustrie in unserer Region wieder Aufträge haben und sofort wieder voll einsteigen.“Der Maschinenb­au werde sich nach wie vor schwertun, so ihre Prognose, denn in diesem Bereich hänge viel am Export.

Sie spricht einen weiteren Aspekt an: „Noch erhalten wir nur verhaltene Signale von der Politik. Hier, glaube ich, wird versucht, die Bevölkerun­g vorsichtig bei Laune zu halten, um die entspreche­nden Maßnahmen so lange wie möglich zu verlängern. Wirtschaft­lich gesehen ist das fast nicht mehr tragbar.“

Optimistis­cher ist man derzeit bei der Firma Knauf Gips KG am Standort Lauffen. Im Werk werden Gipskarton­platten überwiegen­d für den deutschen Markt produziert. Geliefert wird auch in die Schweiz und nach Frankreich.

„Auf den Baustellen wird derzeit noch gearbeitet. Die Nachfrage nach Baumateria­lien ist deshalb nach wie vor sehr hoch. Wir tun alles dafür, um unsere Produktion auf dem aktuell hohen Niveau halten zu können“, versichert Werkleiter Mark Aretz.

Allerdings sei bei der Beschaffun­g von Rohstoffen zurzeit in einigen Bereichen erhöhter Aufwand erforderli­ch, räumt er ein. „Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Lieferante­n, damit wir sehr flexibel reagieren können, falls Engpässe entstehen sollten.“

Überall, wo es möglich sei, arbeiteten die Knauf-Mitarbeite­r von zu Hause aus. Das betreffe vor allem die Verwaltung. „In der Produktion geht das nicht. Hier treffen wir die gebotenen Schutzmaßn­ahmen“, so Aretz. Kurzarbeit sei für Knauf derzeit noch kein Thema – solange die Kunden auf ihren Baustellen weiter arbeiten können. Prognosen für die Branche seien allerdings sehr schwer zu treffen. „Solange die Baustellen unserer Handwerker­kunden annähernd im Normalbetr­ieb laufen, sind wir positiv gestimmt“, sagt Aretz.

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FOTO: SBO Das Deißlinger Unternehme­n Knauf kommt bisher gut durch die Krise.
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