Belebung in den Innenstädten
Gewerbeverband spricht von „stark branchenabhängiger“Nachfrage – Kritik an der Stadtverwaltung
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Am Ende von Woche eins nach den ersten Lockerungen der CoronaMaßnahmen genossen die Menschen auch in Villingen-Schwenningen einen frühsommerlichen Samstag endlich wieder zum Einkaufen. In den beiden Stadtkernen herrschte emsiges Treiben, hier und da waren die seit Montag vorgeschriebenen Mund- und Nase-Masken schon im Einsatz.
Ins Modehaus Götz in Schwenningen kam man ohne Maske schon am Samstag gar nicht erst hinein. Am Eingang sorgte ein junger Mann dafür, dass zum einen nicht mehr als 35 Personen das Erdgeschoss betraten und er bot zum anderen maskenlosen Kunden kostenlos ein EinmalExemplar an.
Noch-Inhaber Rudi Götz hatte schnell reagiert und nach der Erlaubnis, die auf 800 Quadratmeter begrenzte Verkaufsfläche in größeren Häusern auch abzutrennen, sein Erdgeschoss nach fünf Wochen Schließung für den ersten Verkaufssamstag vorbereitet. Zwar kamen hierbei aus Platzgründen die modisch orientierten Herren nicht zum Zug, dafür erhielten die Damen aber jedes Stück zum halben Preis. Nach dem Verkauf des Hauses schließt Götz zum 31. Mai.
Auch die beiden großen Schwenninger Sportgeschäfte, Müller und Intersport, hatten wieder geöffnet, bei C&A blieben die Lichter allerdings noch aus. „Stark branchenabhängig“sei die Nachfrage in der letzten Woche gewesen, resümiert Gunter Welzer, einer der beiden Sprecher der Sparte Handel im Gewerbeverband Oberzentrum (GVO). Während sich bei den einen lange Schlangen vor der Ladentür bildeten, sei der Kundenverkehr bei anderen, wie in seinem eigenen Möbelhaus, eher verhalten gewesen.
Doch Welzer zeigte sich zufrieden mit dem Online-Interesse und damit, dass in der Stadt „wieder etwas los ist“. Nicht unerwähnt ließ er aber, dass die Stadt in seinen Augen nach Bekanntwerden der Öffnungsmöglichkeiten auch für größere Geschäfte zu lange gebraucht habe, um die genauen Vorgaben zu kommunizieren.
Auch in Villingen war angesichts des schönen Wetters jede Menge los. Die Menschen achteten zwar auf Abstand voneinander und viele waren – obgleich erst seit Montag dazu verpflichtet – schon mit Schutzmaske unterwegs. Hier und da war es an engeren Stellen dennoch herausfordernd, die in Kleingruppen sich unterhaltender Menschen abstandsvoll zu umkurven.
Stefan Kleyling zog nach einer Woche Wiedereröffnung für Uhren + Schmuck Grießhaber ein durchwachsenes Fazit. Zum einen sei er natürlich froh, dass sein Geschäft wieder öffnen durfte, zum anderen beunruhige ihn die Sorge, dass die Menschen jetzt möglicherweise leichtsinnig werden und alle Händler dann eventuell noch einmal und dann auch länger schließen müssen. Spannend werde es in den nächsten Monaten zudem, was sich die Menschen mit reduziertem Einkommen künftig noch leisten wollen oder können.
Optiker Klaus Haas hat seinen systemrelevanten Betrieb zwar gar nicht schließen müssen, seine Öffnungszeiten bis vergangene Woche dennoch reduziert und seine Mitarbeiter nach Hause geschickt. Jetzt ist er froh, dank gestiegener Nachfrage wieder in Vollzeit für seine Kunden da sein zu können.
Erst seit ein paar Tagen nutzt Rudi Fürst-Maschek für sein „Café am Riettor“die Möglichkeit, Getränke zum Mitnehmen anzubieten. Was ihn dabei innerlich zerreiße, so bekannte er, sei der Spagat zwischen den beiden Wünschen, wenigstens die Fixkosten zu erwirtschaften und Müll zu vermeiden: Er muss jetzt wieder Wegwerf-Becher ausgeben.