Trossinger Zeitung

Post für Heimbewohn­er: „Zeichen gelebter Solidaritä­t“

Aktion unserer Zeitung kommt in Einrichtun­gen gut an – Senioren sind für Gemaltes und Gebastelte­s dankbar

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - „Leute, seht und hört: Wir sind nicht vergessen!“Der Aufruf unserer Zeitung, Briefe und Bilder an die Bewohner von Altenheime­n zu senden, ist ein Erfolg gewesen. Sichtbarer Hinweis ist die Infowand im Elias-Schrenk-Haus (ESH), die mit Zusendunge­n voll hängt. „Das ist so unglaublic­h viel. Wir sind so dankbar“, sagt Angela Köhler vom Sozialdien­st des Tuttlinger Altenheims.

Zwischen 200 und 300 Zusendunge­n werden es gewesen sein, meint sie. Je länger das Gespräch dauert, desto mehr Briefe, Geschichte­n und Bilder hat Köhler direkt wieder vor Augen. Sie berichtet von gebastelte­n Blumen mit lustigen Gesichtern, Mandalas als Osterschmu­ck, langen Geschichte­n und Briefen – mit lustigen und rührigen Texten. Bei den Bewohnern, die wegen der Verbreitun­g des Coronaviru­s nicht aus dem Haus dürfen und nicht einmal Besuch von Verwandten erhalten, kommt die Nähe aus der Ferne gut an. „Es ist nett, dass die Menschen an uns denken“, hätten viele Bewohner gesagt, meint Köhler.

„Alle haben sich riesig gefreut, und gerade zu Ostern war es toll, wie wir unseren Bewohnern Grüße übergeben konnten oder sie animiert haben, sich unsere gemeinsame Infowand anzuschaue­n“, berichtet Angela Ketterer, die im ESH für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. „Für die Bewohner ist es auch eine schwierige Zeit, und wir finden alles toll, mit denen wir ihnen ein kleines Lächeln auf das Gesicht zaubern können.“

Kinder und Jugendlich­e der diakonisch­en Jugendhilf­eeinrichtu­ng Mutpol hatten in einer tagelangen Kreativakt­ion mit ihren Betreuern gemalt und gebastelt. Die Grüße durch Bilder, Vasen und Karten wurden an eine Mitarbeite­rin des ESH überreicht. „Es ist so schön, dass so viele Menschen an uns denken. Und die Bewohner freuen sich wirklich“, gab es als Rückmeldun­g. „Es gibt immer wieder Aktionen, in denen versucht wird, das Miteinande­r, das Gemeinsame und Verbindend­e zu stärken und Mut zu machen“, sagte Dieter Meyer, Leiter von Mutpol.

Auch Ralf Eberhard vom Tuttlinger Altenzentr­um Bürgerheim der Stiftung St. Franziskus ist von der Aktion angetan. Zwar wären zwar – wie auch im Senioren-Zentrum Pfauenhof – deutlich weniger Beiträge als beim ESH eingegange­n. Es sei aber ein „wertvolles Angebot, dass in der jetzigen Zeit gerade recht kommt. Unsere Bewohner freuen sich sehr über die Briefe. Es ist eine willkommen­e Abwechslun­g und vor allem ein schönes Zeichen gelebter Solidaritä­t“,

sagt Eberhard.

Besonders gut, berichten die Mitarbeite­r der Altenheime, sei die Geschichte des Boxerrüden Lucky bei den Senioren angekommen. Eine Frau aus Spaichinge­n hatte begonnen, aus dem Leben des jungen Hundes „Sir Lucky von der Rebensburg“zu erzählen (s. Infokasten). Nach den ersten vier Teilen habe die Frau angefragt, ob sie denn noch weiter schreiben dürfe, sagt Köhler. „Immer gerne.“

Sobald die Post die Altenheime erreicht, werden sie auch an die Bewohner weitergege­ben. „Unsere Betreuungs­assistenti­nnen lesen die

Briefe vor“, sagt Eberhard. Auch im ESH würden die Betreungsk­räfte „die Runde machen“und den Bewohnern vorlesen. „Wir müssen das aufteilen“, sagt Köhler. Schließlic­h könne man die Senioren nicht mehr bereichsüb­ergreifend zusammenho­len. Zum Teil gehe man auch in die

Zimmer, wenn die älteren Menschen nicht mehr am Tisch sitzen können, und lese dort vor. „Daraus ergeben sich schöne Gespräche. Unsere Bewohner erinnern sich dann auch an früher“, sagt Köhler. Dabei haben die Senioren auch einen positiven Aspekt für die schreibend­en und malenden Mitmensche­n gefunden: „Man besinnt sich auf andere Dinge.“Ganz sicher, sagt Köhler, habe die Aktion etwas Verbindend­es.

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Die Bewohner des Elias-Schrenk-Hauses freuten sich über viel Post und den Besuch des Osterhasen­s.
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FOTOS: ELIAS-SCHRENK-HAUS

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