Direkter Probleme bekämpfen
TUTTLINGEN (maj) - Es ist die Selbsthilfe zur Hilfe: Seit 2008 gibt es im Landkreis Tuttlingen den Förderverein für Kriminalitätsvorbeugung und Verkehrsprävention. Unbürokratisch sollen Hilfsangebote finanziell unterstützt werden. „Einen Bedarf an Prävention gab es schon immer und wird es auch in Zukunft geben“, sagt Michael Ilg, Geschäftsführer des Vereins und hauptberuflich Polizeibeamter.
Präventionsarbeit kostet Geld. Das ist Michael Ilg klar. Dem Tuttlinger Polizisten war aber auch bewusst, dass es daran nicht scheitern darf. Auf die Unterstützung vom Land Baden-Württemberg, dem Bund oder der Europäischen Union wollte er sich aber auch nicht verlassen, wenn es darum ging, gesellschaftlichen Problemen etwas entgegen zu setzen. Man habe den Verein nach langer Vorbereitungszeit im Jahr 2008 gegründet, weil die Vertreter von Polizei, Stadt und Landkreis Tuttlingen gemerkt hatten, dass die Mittel für Präventionsprojekte „nicht oder nicht in ausreichendem Umfang vorhanden“gewesen sind.
„Förderanträge erfordern sehr viel Zeit und Aufwand, der oft nicht im Verhältnis zu später tatsächlich gewährten Fördermitteln steht“, sagt Ilg, der als stellvertretender Leiter im Referat Prävention in Tuttlingen tätig ist. Mit dem gemeinnützigen Förderverein, der als „Ergebnis der guten Zusammenarbeit“zwischen Ordnungshütern sowie der städtischen und Kreisverwaltung ein „Kind der kommunalen Kriminalprävention“sei, habe man einen Gegenpol geschaffen. „Das ist uns mit dem Förderverein sehr gut gelungen“, sagt Ilg.
Man schaue sich die Projekte schon an, ob sie sinnvoll sind, erklärt er. Die Förderung erfolgt dann aber doch direkter. Die Mittel erhält der Verein in erster Linie aus den Mitgliedsbeiträgen. Diese fallen „sehr moderat“aus, findet er. Eine Einzelperson zahlt im Jahr 20 Euro, eine juristische Person – wie die Industrieund Handelskammer SchwarzwaldBaar-Heuberg, die Handwerkskammer Konstanz, die Kirchen, Kommunen oder Firmen – ist mit 100 Euro in zwölf Monaten dabei.
„Unser zweites Standbein bei der Finanzierung sind Geldauflagen der Gerichte, die in Strafverfahren ausgesprochen werden und uns zu Gute kommen“, sagt Ilg, der seit der Gründung Geschäftsführer ist. Gleichberechtigte Vorsitzende sind Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck und Landrat Stefan Bär, dessen Vorgänger Guido Wolf die Gründung mitinitiierte. Der damalige Leiter der Polizeidirektion Ralf Thimm ist weiter Stellvertretender Vorsitzender.
Projekte hat es schon einige gegeben. Ob gegen Ladendiebstahl, gegen Alkoholmissbrauch durch Jugendliche oder zur Vermeidung von tödlichen Unfällen im Straßenverkehr. Zuletzt engagierte sich der Verein mit einem Coolness-Training. Kinder und Jugendliche, die durch aggressives und unangepasstes Verhalten den Schulalltag störten, hatten die Verantwortlichen auf den Plan gerufen. Zwölf Heranwachsende wurde ein respektvoller Umgang, Toleranz und das Aushalten körperlicher Nähe beigebracht. Durch Fitness und Kampfsport, aber auch Trainingsmethoden zur Konfliktlösung und Gewaltvermeidung wurden die zuvor problematischen Schüler dazu gebracht, ihr Verhalten zu verändern.
Für Ilg sind die Projekte immer ein Ergebnis der „lokalen polizeilichen Erkenntnisse“. Diese dienen dann wie ein „Thermometer“, um Probleme in der Gesellschaft zu erkennen. Durch den Förderverein für Kriminalitätsvorbeugung und Verkehrsprävention können die Projekte dann schneller umgesetzt werden. „Es ist gut und effektiv, nicht auf die Lösung eines Problems von übergeordneter Stelle zu warten“, betont Ilg den Vorteil der lokalen Initiative. Er wünscht sich neben mehr Mitgliedern, die den Verein unterstützen, auch Impulse für kriminal- und verkehrspräventive Projekte.