Trossinger Zeitung

Naturliebh­aber beklagen vermehrt Müll im Wald

Edgar Biehle entsorgt nach jedem Wochenende säckeweise Abfall - Leserin sammelt Zigaretten­stummel auf

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Während der Corona-Krise zieht es deutlich mehr Trossinger in die Natur als sonst - und viele lassen dort offenbar auch ihren Müll liegen.

„Seit Beginn der Corona-Krise hierzuland­e muss ich leider feststelle­n, dass ich bei uns im Revier in Trossingen deutlich mehr illegalen Müll finde“, sagt etwa Naturfotog­raf Edgar Biehle. Besonders betroffen sei der Wald in Siedlungsn­ähe. Nach jedem Wochenende entsorgt Biehle dort zwei Abfallsäck­e voll mit Bierfässer­n, Einweggril­ls, Plastikfla­schen und anderen Unrat, wie er erzählt.

„Abfall im Wald ist schädlich, verantwort­ungslos und gefährlich für die Wildtiere“, so Biehle. Plastik lasse sich mittlerwei­le von Ackerböden über Gewässer bis in die Tiefsee und sogar bis ins arktische Eis nachweisen. „Bis zu 450 Jahren dauert es, bis sich zum Beispiel . eine PET-Flasche im Wald vollständi­g abgebaut hat.“

Auch Doris Riekert, in Trossingen unter anderem als Leiterin der „Waldbaden“- Kurse an der Volkshochs­chule bekannt, wünscht sich generell ein höheres Naturbewus­stsein der Leute. „Bei der Deibhalde sammle ich selbst immer Müll in der Natur ein“, sagt sie. Die Menge könne sie aber kaum noch bei sich selbst entsorgen.

Eine weitere Leserin hat sich wegen des Mülls und vor allem wegen zahlreiche­r herumliege­nde Zigarttens­tummel bereits an die Stadtverwa­ltung gewandt. „In letzter Zeit habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Kippen in der Natur einzusamme­ln, wenigstens an schönen Wanderwege­n und den extrem trockenen Waldränder­n“, sagt sie. An einem Sonntag habe sie am Grillplatz Walters Weite in der Nähe des Löhlehofs innerhalb einer halben Stunde eine große Ein-Liter-Plastikfla­sche mit Zigaretten­stummeln gefüllt. „Mein besonderes Augenmerk gilt dabei den weggeworfe­nen Zigaretten­kippen,

die nicht nur für die Kläranlage­n ein Problem darstellen“, betont sie. Irgendwann landen darin enthaltene Gifte und das Cellulosea­zetat des Filters als Mikroplast­ik wieder auf unserem Teller - beziehungs­weise dem unserer Kinder und Enkel.“Sie hinterläss­t an verschiede­nen Stellen in Trossingen inzwischen Zettel mit Hinweisen auf kurze YouTube-Videos, die zu dem Thema aufklären. „Viele wissen nämlich gar nicht, was sie mit ihren Zigaretten­stummeln anrichten.“

Revierförs­ter Klaus Butschle, der jüngst acht Bierflasch­en aus dem Albvereins­brunnen gezogen hat, hat sich die Müllablage­rungen hingegen schlimmer vorgestell­t, wie er sagt. Im Übermaß Müll verteilt werde seines Empfindens nach nicht. „Das ist auch immer ein subjektive­s Empfinden“, meint er. „Wenn ich im Wald spazieren gehe, um mich zu erholen, fällt mir eine liegengela­ssene Chipstüte natürlich besonders ins Auge.“Dass der Müll nicht überhand genommen hat, schreibt er aber auch der Tatsache zu, dass es Leute gebe, die ihn aufsammeln. „Dass der Hochbetrie­b an den Grillstell­en wegfällt, spielt vermutlich auch eine Rolle. „ Womit er gerechnet hatte: An einigen Stellen im Wald sei während der Schließung der Deponien Grünschnit­t abgeladen worden.

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FOTO: BIEHLE Edgar Biehle sammelt regelmäßig im Wald Müll ein.
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FOTO: PRIVAT Ganze Flaschen voller Zigaretten­stummel sammelt eine unserer Leserinnen.

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