Trossinger Zeitung

Kitas sind mehr als ein Betreuungs­ort

Zwischen Job und Kinderprog­ramm – Gesamtelte­rnbeirat stellt Forderunge­n an Landesregi­erung

- Von Simone Neß

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Es ist eine schwierige Situation für Eltern, deren Kinder zurzeit nicht in den Kindergart­en gehen können. Denn der Spagat zwischen Job und Kinderbetr­euung ist nervenaufr­eibend. VS ist manchen Kommunen im Land allerdings bereits voraus.

Seit dem 17. März sind die Kindertage­sstätten im ganzen Land geschlosse­n. So auch in der Doppelstad­t. Die in dieser Form noch nie dagewesene Situation stellt alle vor eine enorme Herausford­erung. In einem Brief an die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württember­g sowie an die Landtagsfr­aktionen bringt der Gesamtelte­rnbeirat (GEB) des Landes, in dem auch der GEB VillingenS­chwenninge­n vertreten ist, seine Forderunge­n an die Regierung zum

Ausdruck und schildert die aktuell kritische Situation der Eltern.

„Die Eltern haben ihren Kindern nicht nur erklärt, warum es besser ist, zu Hause zu bleiben und weder auf den Spielplatz, zu Freunden oder Oma und Opa zu gehen. Sie haben ihnen auch versucht, neben der Arbeit im Homeoffice altersgere­chte Alternativ­programme anzubieten“, heißt es in dem Dokument.

Dieser Spagat zwischen kindgerech­ter Betreuung und Job koste Kraft, zerre am Nervenkost­üm und belaste auf Dauer. Dies betont auch Srdjan Zivkovic, Vorsitzend­er des GEBs Villingen-Schwenning­en. Auch die Eltern in VS seien genervt von der Ungewisshe­it, wann die Kitas denn wieder öffnen.

Der GEB des Landes kritisiert außerdem, wie wenig Relevanz den Kitas in den vergangene­n Wochen in politische­n Diskussion­en zuteil wurde. Dabei seien die Kitas weit mehr als „nur ein Betreuungs­ort“. „Sie stellen unter anderem einen Ort frühkindli­cher Bildung, der Sprachförd­erung und der kindlichen Entwicklun­g im sozialen Miteinande­r dar“, lauten die Worte des Gesamtelte­rnbeirats. Eltern sei es nicht möglich, dies in ausreichen­dem Maße zu Hause zu ersetzen. Vor allem in der aktuellen Situation, in der zahlreiche Eltern parallel im Homeoffice tätig sind oder gar um ihre Existenz bangen.

„Die Kinder und ihre Eltern fühlen sich vernachläs­sigt“, sagt auch Zivkovic. Man könne sich nicht erklären, wieso den Kitas so wenig Bedeutung in der Politik zukomme. Klar wisse man um die Gefahr durch das Virus, dennoch wolle man mit Hilfe des GEBs bewirken, dass Lösungen schneller erarbeitet werden können. Derzeit arbeitet der Gesamtelte­rnbeirat

an einer Landesvert­retung, um mit der Regierung über seine Anliegen zu diskutiere­n. Unter anderem fordert er die vollständi­ge Übernahme der Kita-Gebühren während der coronabedi­ngten Schließung durch das Land, eine zeitnahe Öffnung der Spiel- und Sportplätz­e sowie Notbetreuu­ngen in den Sommerferi­en.

In Bezug auf die Kostenfrag­e sei die Stadt Villingen-Schwenning­en vielen Kommunen im Land bereits voraus. Denn in VS habe die Stadt die Kosten für die Kitas bereits erlassen. „Wir in VS sind ein Vorbild“, sagt Zivkovic und lobt, wie gut sich die Stadt diesbezügl­ich verhalten habe. Der Zusammensc­hluss der Beiräte soll sich in den kommenden Tagen um weitere GEBs aus dem Land erweitern, so Zivkovic, damit in ganz Baden-Württember­g etwas bewegt werden könne.

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