Trossinger Zeitung

Stadt weitet Notbetreuu­ng aus

Ab sofort können in Tuttlingen auch Kinder aus sozialen Gründen aufgenomme­n werden

- Von Jan Scheibe

TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen erweitert die Kriterien für die Notbetreuu­ng in den Kindergärt­en. Ab sofort werden auch Kinder aus „sozialen Gründen“in die Notbetreuu­ng mit aufgenomme­n, wie die Stadt Tuttlingen in einer Pressemitt­eilung bekanntgab. Kapazitäte­n sind da: Momentan seien nur 16 Prozent der maximal erlaubten Betreuungs­plätze belegt.

„Für manche Kinder ist die Betreuung in einer guten Einrichtun­g ganz besonders wichtig“, sagt Michael Beck, Oberbürger­meister der Stadt Tuttlingen. „Wenn wir hier zu lange aussetzen, riskieren wir gravierend­e Folgen.“Deswegen bietet die Stadt Tuttlingen nun auch Kindern, für die nach Einschätzu­ng der Kindergart­enleitung eine Notbetreuu­ng sinnvoll wäre, Plätze in Kindergärt­en an. Dafür geht die Stadt auf die betroffene­n Familien zu. „Mit Blick auf den Infektions­schutz wollen wir die Gruppen weiterhin so klein wie möglich halten“, so OB Beck, „gleichzeit­ig aber stellt die Coronakris­e viele Familien vor extreme Herausford­erungen. Da wollen wir wenigstens bei Härtefälle­n unsere Hilfe anbieten“. Darunter sollen, soweit möglich, auch Kinder fallen, „die eine individuel­le Förderung benötigen und die jetzt besonders unter den geschlosse­nen Einrichtun­gen leiden“.

Somit wird die Notbetreuu­ng in Tuttlingen für weitere Personenkr­eise geöffnet. Zu Beginn konnten lediglich Eltern beziehungs­weise Alleinerzi­ehende, die im Bereich kritische Infrastruk­tur arbeiten, ihre Kinder tagsüber betreuen lassen. Darunter fallen Personen, die unter anderem in der Lebensmitt­elversorgu­ng, dem Transportw­esen, der Energiever­sorgung sowie anderen systemrele­vanten Branchen beschäftig­t sind.

Seit vergangene­m Montag dürfen landesweit auch Kinder, bei denen beide Elternteil­e beziehungs­weise der Erziehungs­berechtigt­e einen präsenzpfl­ichtigen Arbeitspla­tz hat und dabei von seinem Arbeitgebe­r als unabkömmli­ch angesehen wird, in die Notbetreuu­ng mit aufgenomme­n werden. Diese Ausweitung der Anspruchsv­oraussetzu­ngen mündete in der vergangene­n Woche in Tuttlingen in rund 50 neue Anträge auf Betreuung.

Nun folgt die nächste Ausweitung der Notbetreuu­ng. Die Möglichkei­t dazu ist vorhanden, wie Arno Specht, Sprecher der Stadt Tuttlingen, klarmacht: „Es gibt noch ausreichen­d Kapazitäte­n.“Derzeit bieten 20 Kindergärt­en eine Notbetreuu­ng an. „Nach den Vorgaben des Landes sind die Gruppen für die Notbetreuu­ng mit höchstens der Hälfte der sonstigen Gruppengrö­ße zu belegen“, führt der Stadtsprec­her aus. Da die Tuttlinger Kindertage­seinrichtu­ngen Betreuungs­plätze für rund 1500 Kinder bieten, bedeutet dies eine maximale Kapazität von rund 750 Plätzen. Aber wie viele davon sind bereits belegt?

Laut Angaben der Stadt Tuttlingen wurden insgesamt rund 140 Anträge auf Notbetreuu­ng gestellt. Davon genehmigt wurden bisher 120. Damit sind derzeit 16 Prozent der maximal erlaubten Betreuungs­plätze belegt. Allerdings wurde fast die Hälfte der Anträge in der vergangene­n Woche gestellt, als auch eine Unabkömmli­chkeitsbes­cheinigung vom Arbeitgebe­r die Kinderbetr­euung in Kindertage­sstätten erlaubte. Eine Tendenz ist also herauszule­sen: Die Notbetreuu­ng wird in Tuttlingen immer stärker genutzt.

Dabei kann die große Mehrheit der Eltern in Tuttlingen die Betreuungs­möglichkei­ten

weiterhin nicht nutzen. „Wir versuchen, Kontakt zu den Kindern und Eltern zu halten, die die Notbetreuu­ng nicht in Anspruch nehmen können“, so die Verwaltung. Trotz allem seien die Rückmeldun­gen oft positiv. Viele Eltern zeigten großes Verständni­s für die momentane Situation.

Dennoch: „Wir merken natürlich, wie anstrengen­d und schwierig mit zunehmende­r Dauer die Situation für viele Eltern ist und hoffen im Sinne der Kinder und der Eltern, dass wir bald zu einer möglichst normalen Situation zurückehre­n können“, erklärt Specht.

Rückkehr zur Normalität – ein Wunsch, den man dieser Tage häufiger hört. Auch wenn die Corona-Pandemie wohl erst mit der Entwicklun­g eines Impfstoffe­s ein Ende findet, ist zumindest die Ausstattun­g mit Hygienepro­dukten in den Tuttlinger Kindergärt­en kein gravierend­es Problem. Die Stadt Tuttlingen sieht die Kindergärt­en gut gerüstet, wie Arno Specht klarmacht: „Die Räumlichke­iten und auch unser Fachperson­al ist für die Betreuungs­situation gut ausgestatt­et.“

Immerhin etwas Rückkehr zur Normalität.

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