„Schüler sind besonnen und vernünftig unterwegs“
Schulleiter Thomas Löffler berichtet, wie die Erwin-Teufel-Berufsschule unter Corona-Bedingungen wieder öffnet
SPAICHINGEN - Auch an der ErwinTeufel-Schule, der Kreisberufsschule in Spaichingen, wird seit Montag ein Teil der Schülerschaft wieder im Haus unterrichtet. Unser Redaktionsmitglied Frank Czilwa hat Schulleiter Thomas Löffler gesprochen, wie die Vermittlung von Lernstoff und die Einhaltung von Abstandsregeln miteinander in Einklang gebracht werden.
Herr Löffler, welche und wie viele Schüler sind jetzt in die ErwinTeufel-Schule zurückgekehrt?
Bei uns sind es alle Abschlussklassen, also diejenigen, die jetzt im Sommer ihre Abschlussprüfungen machen. Die Schülerzahl schwankt von Tag zu Tag zwischen 120 und 190, das hängt von der Einteilung der Klassen ab. Aber im Schnitt sind jeden Tag 160 Schüler in der Schule.
Wann finden die Prüfungen statt?
Die Prüfungen sind verschoben worden. Sie finden jetzt ab Mitte Mai statt, das geht jetzt also demnächst los. Dann schließen sich die mündlichen Prüfungen an, die könnten sich noch hinziehen bis Ende Juli, bis kurz vor den Ferien.
Wie wurde die Zeit der Schulschließungen überbrückt?
Wir haben Lernmaterialien über die Ausbildungsbetriebe beziehungsweise über das Internet verteilt. Einige Kollegen haben auch richtigen Live-Unterricht gemacht, den die Schüler über Handy oder Computer verfolgen konnten. Wobei die Schüler natürlich unterschiedlich ausgestattet sind. Aber ein Handy hat jeder. Es gab auch Kollegen, die haben Tutorials entwickelt, die sie auf Youtube eingestellt haben. Es ist aber höchst unterschiedlich, was für Erfahrungen die Lehrkräfte mit solchen Dingen jeweils mitbringen. Es gab ja keinen Vorlauf für diese Situation, um die Lehrkräfte entsprechend zu schulen. Aber als berufliche Schulen haben wir ohnehin eine gewisse Affinität zum ganzen IT-Bereich.
Konnte auf diese Weise der Lehrplan eingehalten werden oder gab es gewisse Einschränkungen?
Bei den Prüfungsschülern hat sich der Unterricht darauf beschränkt, den Inhalt der Prüfungsfächer zu vermitteln. Und das findet auch jetzt im Direktunterricht weiter statt. Bei den anderen Klassen, da waren im Grunde alle Fächer beteiligt. Was natürlich ein bisschen auf der Strecke bleibt, ist der praktische Unterricht in der Küche oder in der Werkstatt.
Gibt es auch Schüler, die nicht die technischen Voraussetzungen für den Online-Unterricht haben? Und wenn ja, wie fängt man das jetzt auf?
Ein Handy hat, wie gesagt, jeder. Ich habe auch nicht gehört, dass es da Defizite gäbe. Aber was jetzt PCs oder Drucker angeht, ist nicht jede Familie damit ausgestattet. Die kriegen die Materialien dann so verteilt. Wir haben auch angedacht, dass jeder Schüler bis zu den Sommerferien das Schulhaus nochmal mindestens einmal von Innen sieht. Aber wie wir das genau machen, müssen wir sehen.
Reichen die Lehrkräfte aus?
Wir haben natürlich auch Kollegen, die einer Risikogruppe angehören, und die dann nicht in die Schule dürfen. Die machen dann weiterhin Unterricht von zuhause aus. Aber im Grunde kriegen wir es hin, mit den Lehrkräften, die uns zur Verfügung stehen.
Wären die Voraussetzungen vorhanden, auch alle Schüler wieder in der Schule zu unterrichten?
Das könnte nur stattfinden, wenn die Abstandsregelung nicht mehr gilt. Wir können noch ein, zwei Klassen aufnehmen, aber die normale Schülerzahl könnten wir in unseren Räumen nicht versorgen, oder es müsste eben andere Regeln geben und man müsste die Abstandspflicht abschaffen und dafür eine Maskenpflicht einführen. Aber das ist alles Spekulation und liegt in der Zukunft.
Gibt es eine Maskenpflicht in der Schule?
Nein, eine Maskenpflicht gibt es keine. Wobei wir aber den Lehrkräften gesagt haben, sie sollen darauf achten, wo es Probleme gibt, die Abstandsregeln von 1,5 Metern einzuhalten. Wenn das der Fall sein sollte, müssten wir in diesen Bereichen eine Maskenpflicht erlassen. Ansonsten haben wir so eine Art Einbahnstraßenverkehr eingeführt, was die Treppenauf- und Treppenabgänge angeht. In den Fluren und Gängen Rechtsverkehr. Das heißt, die Schüler sollten sich möglichst weit rechts an der Wand halten, Und an den Punkten, wo sich Ansammlungen bilden können, zum Beispiel vor dem Sekretariat oder vor den Toiletten, da haben wir Wartepunkte auf dem Boden angebracht.
Wie können die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden?
Wir haben die Klassen geteilt, so dass nur noch bis zu 15 Schüler in einem Raum sind. Da jetzt rund 160 Schüler im Gebäude sind statt wie normalerweise zwischen 600 und 700, ist das auch gut hinzukriegen. Manche Schulen nehmen Tische aus den Klassenzimmern raus. Aber wir haben alle Tische drin gelassen, weil es sonst das logistische Problem gäbe, wohin mit den ganzen Tischen. Statt dessen ist auf jedem zweiten Tisch jetzt ein grüner Punkt. Diese Tische werden dann besetzt und die dazwischen bleiben leer.
Wir haben an den Eingängen und in jedem Stockwerk Desinfektionsmittelbehälter aufgestellt aus rostfreiem Edelstahl. Dann gibt es Desinfektionsmittel für die Flächendesinfektion zum Beispiel für Tastaturen und PC-Mäuse. Das übernehmen Schüler mit Reinigungslappen im Rahmen ihrer Tafeldienste. Auch in den Werkstätten werden Material und Maschinen desinfiziert. Die meisten Werkzeuge sind sowieso personalisiert.
Die Putzintervalle sind angepasst worden und Oberflächen wie Lichtschalter werden besonders intensiv gereinigt.
Ist der Schulkiosk wieder eröffnet?
Nein, das darf noch nicht sein. Da hätten wir auch gewisse Probleme, weil wir im Pausenraum bis auf zwei Stühle je Tisch sämtliche Stühle ausgeräumt haben.
Sind die ÖPNV-Fahrpläne wieder so, dass alle Schüler rechtzeitig zu ihrem Unterricht kommen können?
Mein Stand ist, dass die Fahrpläne so weiter Bestand haben, wie sie vor dem Shutdown waren. Aktuell werden nochmal die Unterrichtszeiten abgefragt, so dass da eventuell noch eine Anpassung stattfindet. Dadurch, dass allgemein weniger Schüler unterwegs sind, ist es auch möglich, seinen Abstand zu halten.
Nach Ihrem Eindruck der ersten Stunden: Hat der Neustart gut geklappt?
Doch, doch. Das war erfreulich zu sehen, wie die Schüler doch relativ besonnen und vernünftig unterwegs waren. Ich war in der Pause im Schulhaus unterwegs, um zu sehen, wie es funktioniert, und ich bin ganz zufrieden. Der eine oder andere ist noch nicht so auf dem richtigen Pfad. Aber das wird sich schon einpendeln. Gute Freunde und Freundinnen, die sich wieder sehen, vergessen noch gelegentlich das mit den 1,50 Meter Abstand. Aber wenn man sie drauf anspricht, dann sind sie schon einsichtig.