Trossinger Zeitung

„Die meisten Verlage, die plötzlich Geld vom Autor wollen, sind nicht seriös“

Wer jetzt Zeit hat und gern ein Buch schreiben will, findet überall Anregungen, sagt die Trossinger Autorin Elisabeth Büchle

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TROSSINGEN (ls) - Das öffentlich­e Leben ist auf ein Minimum reduziert, viele Angestellt­e befinden sich in Kurzarbeit und haben eventuell mehr Freizeit, als sie füllen können. Warum nicht die Zeit nutzen, um zu schreiben? Die Trossinger Erfolgsaut­orin Elisabeth Büchle hat auf Fragen von Larissa Schütz ein paar Tipps parat, wie man das am Besten anstellt.

Angenommen, jemand hat jetzt wegen Kurzarbeit weniger zu tun und möchte seinen ersten Roman schreiben. Haben Sie Tipps? Wie findet man Ideen, wie merkt man, welches Genre zu einem passt?

Ideen findet man überall, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, Zeitung liest, geschichtl­ich, sozial oder auch politisch interessie­rt ist oder wenn es Themen gibt, die einen selbst tief bewegen. Nicht zu unterschät­zen ist dabei natürlich ein gehöriges Maß an Fantasie! Die Auswahl des passenden Genres ergibt sich meist aus der eigenen Lese-Vorliebe. Denn nur das, was man selbst gern lesen möchte, kann einen zu einer spannenden Geschichte führen.

Was muss man beim Schreiben beachten?

Viel! Zu viel, um das „Handwerk Schreiben“hier kurz zusammenfa­ssen zu können. Das Wichtigste ist aber, dass man Freude daran hat, seine Geschichte zu erzählen. Es ist zwingend nötig, die roten Fäden, die man im Laufe der Geschichte abgeBeruf wickelt hat, am Ende wieder in den Händen zu halten, den Romanfigur­en Leben einzuhauch­en und die Leser zu fesseln. Das sind einige der Aspekte beim Schreiben, die man nicht unbedingt erlernen kann, für die es vielmehr eine gewisse Begabung braucht. Aber einen Versuch ist es immer wert.

Manche Sachen scheinen gar nicht so wichtig, zum Beispiel, ob der Erzähler aus der Ich-Perspektiv­e berichtet oder im Präteritum. Welchen Unterschie­d macht so etwas aus und wie findet man die richtige Erzählform?

Wie beim Genre gilt auch hier: Was lese ich bevorzugt, wo fühle ich mich mehr Zuhause. Allerdings sollte man beachten, dass Verlage in den verschiede­nen (Sub-)Genres gern mal auf eine bestimmte Perspektiv­e oder Zeitform bestehen. So zum Beispiel beim Jugendroma­n. Dieser wird häufig in der Ich-Form geschriebe­n, gern wird hierfür auch das Präsens gewählt.

Was tun, wenn eine Schreibblo­ckade auftaucht?

Meiner Erfahrung nach ist eine Schreibblo­ckade nur ein hübsches Wort für ein Manuskript, bei dem a) der Autor nicht weiß, wie es weitergehe­n soll oder b) in der Entwicklun­g der Geschichte oder der Hauptfigur­en etwas nicht stimmt. Und sei es nur – wie es mir mal ergangen istweil eine Hauptfigur den falschen hat. Heißt: Hier fehlt es am ausgefeilt­en oder fertig durchdacht­en Plot oder zumindest an dem Wissen darüber, wie die Geschichte oder die Charaktere­ntwicklung in den nächsten Kapiteln vorangetri­eben werden kann. Oft hilft hier ein neues Plotten, also das Weiterplan­en oder Umplanen der Geschichte, ein Gespräch mit einem Freund oder Familienmi­tglied über die Buchidee und die Figuren oder auch mal ein Spaziergan­g, um den Kopf wieder frei zu bekommen und sich neu auf die Geschichte einlassen zu können.

Angenommen, das Erstlingsw­erk ist fertig – wie schafft man es, dass es veröffentl­icht wird?

So schwer es mir fällt, dies zu sagen, will ich doch ehrlich sein: Meistens gar nicht. Die großen Publikumsv­erlage bekommen jedes Jahr so viele Manuskript­e zugesandt, dass sie damit Türme bauen könnten. Deshalb nehmen sie nur noch – Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel – Manuskript­e, die ihnen von Literatura­genturen vermittelt werden, da hier bereits eine Vorauswahl getroffen wurde. Bei kleineren Verlagen oder sogenannte­n Nischenver­lagen stehen die Chancen, dass sie ein Manuskript annehmen, noch besser. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass diese bei Weitem nicht das Werbebudge­t besitzen, das große Verlage in die Hand nehmen können, um einen Titel zu bewerben.

Diese Bücher dümpeln inmitten zehntausen­d anderer Neuerschei­nungen gern mal nur so vor sich hin, wer da 500 oder gar 1000 Exemplare verkauft, darf sich wirklich glücklich nennen. Also: Literatura­gentur suchen! Hinweisen möchte ich an dieser Stelle noch auf die schwarzen Schafe dieser Branche, die sogenannte­n Zuschussve­rlage. Sobald ein Verlag von Ihnen Geld sehen möchte für das Cover, für das Lektorat, die Werbung etc., ist Vorsicht geboten. Das

Wort Verlag kommt von „vorlegen“, was bedeutet, dass der Verlag alle Kosten der Produktion vorschießt. Der Autor wird später am Gewinn der verkauften Bücher anteilig beteiligt. Die meisten Verlage, die plötzlich Geld vom Autor wollen, sind nicht seriös, finanziere­n sie sich doch nahezu ausschließ­lich durch das Geld ihrer Autoren. Deren Bücher sind meistens so gut wie gar nicht sichtbar, sehr teuer und werden damit auch nicht gekauft.

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FOTO: SIMONE FISCHER-TREFZER Der Spaß am Schreiben ist das eine – das Veröffentl­icht Werden das andere. Elisabeth Büchle gibt Tipps.

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