„In Tuttlingen kann man sich sicher fühlen“
Polizei präsentiert Kriminalstatistik 2019 – Straftaten sinken, Aufklärungsquote steigt
LANDKREIS TUTTLINGEN - Bürger aus dem Landkreis Tuttlingen könnten sich allgemein sicher fühlen. So resümiert Gerold Sigg, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Konstanz die Kriminalstatistik 2019 bei einer Telefonkonferenz am vergangenen Freitag. Die Kriminalität sei im Vergleich zu anderen Landkreisen eher niedrig, die Aufklärungsquote hingegen hoch.
Mit 64,4 Prozent liege die Aufklärungsquote der Straftaten im Landkreis Tuttlingen „erheblich“über dem Landesschnitt. Zum Vergleich: In ganz Baden-Württemberg werden 60,8 Prozent der Fälle aufgedeckt. „Es zeigt, dass trotz der zusätzlichen Belastung aus der Projektstruktur im Jahr 2019 und vielen Pensionierungen eine hohe Motivation der Polizeibeamten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Landkreisen vorhanden ist“, sagt er.
Allerdings hätten besonders Wohnungseinbrüche die Beamten im vergangenen Jahr beschäftigt. „Denn solche Delikte beeinträchtigen das persönliche Sicherheitsgefühl der Bürger“, erklärt Sigg. Insgesamt 35 Wohnungseinbrüche habe es laut Statistik im Jahr 2019 gegeben. Das seien zwar 13 Einbrüche mehr als im Jahr 2018, trotzdem liege der Wert noch weit unter dem Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre von 57 Einbrüchen. „Allgemein sinkt der Wert seit 2009. Damals verzeichneten wir 110 Wohnungseinbrüche. Mittlerweile scheitern die Täter in rund 50 Prozent. Sie gelangen erst gar nicht in den Wohnraum“, so der Polizeipräsident.
Einen weiteren Anstieg gebe es außerdem im Bereich der Straftaten „gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. So wurden im Landkreis Tuttlingen mit 87 registrierten Fällen 25 Fälle mehr als im Vorjahr zur Anzeige gebracht. „Diese Straftaten haben insgesamt zugenommen. Auffällig ist auch, dass sich Opfer und Täter in vielen Fällen bereits vor der Straftat
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kannten“, sagt Sigg.
Sorge bereitetet dem Polizeipräsidenten auch die Betrugsfälle von falschen Polizeibeamten. Die meist im Ausland sitzenden Täter geben sich als Polizisten aus und erschleichen sich unter dem Vorwand, dass die Angerufenen selbst Opfer eines Einbruchs werden könnten, Wertgegenstände und Geld. „Die Polizei ist da in einer misslichen Situation. Denn wir müssen die Bevölkerung quasi vor uns selbst warnen“, erklärt Sigg. Erfreulich sei aber, dass die Betrugsversuche zum Großteil nicht zum Erfolg führen würden. „Wenn es den Tätern aber doch einmal gelingt ihre Opfer zu täuschen, verursachen sie damit bei den Betroffenen einen hohen Schaden. Viele trauen sich dann auch nicht, sich bei der Polizei zu melden, weil sie auf einen Trick reingefallen sind“, erzählt der Polizeipräsident.
Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte nehme immer mehr zu. So verdoppelten sich die Fallzahlen von 50 im Jahr 2019 gegenüber noch 25 Fällen im Jahr 2018. Mit diesen 50 Fällen von Gewalt gegen Polizeibeamte liegt der Landkreis im Jahr 2019 deutlich über den Durchschnittswerten der vorangegangenen Jahre.
Eine positive Entwicklung sieht Sigg hingegen im Bereich der Gewaltkriminalität. Nachdem die Zahl der Fälle im Jahr 2018 deutlich auf 196 anstieg, entwickelte sich die Gewaltkriminalität im Jahr 2019 mit 156 Fällen wieder auf das Niveau des Jahres 2017 zurück. „Damit liegen wir deutlich unter den Durchschnittszahlen der vorangegangenen Jahre“, fasst der Polizeipräsident zusammen.
Erfreulich sei auch der Rückgang der Straßenkriminalität. Die Delikte sanken laut Statistik auf 897 Fälle. Noch 2018 bilanzierte das Polizeipräsidium mit 1045 Fällen einen Anstieg von über 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2017. Eine ähnliche Tendenz sieht Sigg auch bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum. Hier entwickelten sich die Fallzahlen von 290 Fällen im Jahr 2018 auf 258 Fälle im Jahr 2019.
Insgesamt sinken die Gesamtstraftaten zum Vorjahr im Landkreis um 5,7 Prozent auf 5197 Straftaten. „Noch weniger Straftaten ereigneten sich im Landkreis Tuttlingen in den vergangenen 25 Jahren nur im Jahr 2012. Das ist wirklich erfreulich“, resümiert Landrat Stefan Bär.