Trossinger Zeitung

Verpiss dich!

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Auch in Zeiten wie diesen tut es gut, sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Ich tue das jeden Morgen, wenn ich mit der Kaffeetass­e in der Hand durch den Garten spaziere und sehe, wie meine Pflanzen gedeihen. Mein Ich von vor 20 Jahren würde angesichts dieser Spießigkei­t zwar vor Lachen unter dem Tisch liegen, aber egal. Pflanzen sind toll. Zumindest so lange sie ungestört weiterwach­sen dürfen. In den vergangene­n Wochen wurde die morgendlic­he gute Laune allerdings Tag für Tag aufs Neue herausgefo­rdert. Erst waren die Blaukissen dran: komplett zerrupft. Dann der Thymian: komplett zerrupft. Dann die Schleifenb­lume, der Lavendel und so weiter. Wenn die Bienen in unserem Garten verhungern sollten – an mir liegt’s nicht, dass kaum noch Blüten zu finden sind. Anfangs hatte ich Amseln im Verdacht. Als dann aber eines Morgens auch die Allackerbe­eren großflächi­g zerpflückt waren, war klar: Das muss ein Vandale von größerer Statur sein. Katze, Marder oder Hase. Nun mag ich nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere. Die sind im Garten willkommen, sollen aber halt bitteschön nicht alles verwüsten. Um ihnen das möglichst schonend beizubring­en, habe ich Zuwachs für den Garten besorgt, mit dem freundlich­en Namen „Verpiss-dich-Pflanze“. Seit gleich vier Vertreter dieser Gattung einen strengen Geruch verströmen, gab’s keinen Vandalismu­s mehr. Aber allzu viel war ja auch nicht mehr übrig. Egal, denn wie gesagt: Es tut gut, sich auch an kleinen Dingen zu erfreuen. (sz)

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