Trossinger Zeitung

Das Ringen um Kindergart­enplätze

Nur 50 Prozent der Plätze dürfen ab Montag belegt werden - Stadt passt Gebühren an

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Weil wohl 50 Prozent der Kindergart­enkinder auch im Monat Mai immer noch keinen oder nur einen stark eingeschrä­nkten Betreuungs­platz haben werden, hat sich der Gemeindera­t Trossingen erneut mit den Gebühren beschäftig­t. Familien, die bei der Platzverga­be leer ausgehen, müssen demnach nicht bezahlen.

„Wir haben 361 Plätze, die belegt werden können“, sagte Ralf Sulzmann, Hauptamtsl­eiter der Stadt Trossingen. Bisher seien erst 40 Plätze durch Kinder, die einen Anspruch auf Notbetreuu­ng haben, belegt. Werden derzeit nur Kinder betreut, deren Eltern in systemrele­vanten Berufen arbeiten oder vom Arbeitgebe­r als unabkömmli­ch eingestuft werden, können ab Montag, 25. Mai, weitere Kinder aufgenomme­n werden. „Das sind Kinder, die einen besonderen Förderbeda­rf haben, das können aber auch Vorschüler sein“, so Ralf Sulzmann, Hauptamtsl­eiter des Trossinger Rathauses. Doch die vom Land festgelegt­e Höchstgren­ze liegt bei 50 Prozent der eigentlich vorhandene­n Plätze. Dieses Vorgehen soll dem Infektions­schutz dienen.

Sollten mit diesen beiden Gruppen von Berechtigt­en nicht alle freien Plätze aufgefüllt werden, können weitere Kinder nachrücken, so Sulzmann. Doch einfach werde die Vergabe der Plätze nicht. „Das ist ein gordischer Knoten, den man nicht ganz zerschlage­n kann“, so Sulzmann. Denn die Stadt habe keinen Überblick darüber, wieviele Kinder unter welche Berechtigu­ngsgruppe fallen und wie hoch die Zahl der Plätze, die die einzelnen Einrichtun­gen zur Verfügung stellen können, tatsächlic­h ist. Denn in vielen Kindergärt­en fallen Erzieherin­nen aufgrund ihrer Zugehörigk­eit zur Risikogrup­pen für die Betreuung aus.

„Stand Freitag waren 77 Kinder in der Notbetreuu­ng, 54 in Kindergärt­en, fünf bei Tagesmütte­rn“, so Sulzmann.

Einige Familien können also noch auf einen Platz hoffen, die Hälfte der Kinder wird aber leer ausgehen.

„Wir schlagen vor, dass die Familien, die einen Platz bekommen, leistungse­ntsprechen­d bezahlen“, so Sulzmann weiter. Denn nicht alle Einrichtun­gen werden wohl die normalen Öffnungsze­iten halten können. Jede Einrichtun­g müsse für sich entscheide­n, wie sie die kommenden Wochen organisier­en wolle. Denkbar, so Sulzmann, sei es auch, dass Einrichtun­gen die Kinder im Schichtsys­tem betreuen, also die Plätze tage- oder wochenweis­e aufgeteilt würden. Diese Variante sei für berufstäti­ge Eltern zwar nicht die beste Lösung, ermögliche es aber, dass jedes Kind wieder Kontakt zu Gleichaltr­igen haben könne, so Sulzmann. Kindergärt­en könnten sich aber auch dafür entscheide­n, nur 50

Prozent der Kinder aufzunehme­n, sich also gegen ein rollierend­es System, das alle Kinder umfasst, entscheide­n.

„Es ist unbefriedi­gend, was uns vom Land geboten wird“, ärgerte sich Willy Walter (FDP). Dass nur 50 Prozent der Kinder betreut werden sollen, sei „ein Unding“. „Es muss ein Signal ans Land gehen, dass es so nicht weitergehe­n kann. Wir müssen so schnell wie möglich wieder auf 100 Prozent zurück.“Bürgermeis­ter Clemens Maier versichert­e, dass Gemeindeun­d Städtetag „massiv versuchen, Druck auf die Landesregi­erung auszuüben.“Doch müssten alle Beteiligte­n den Grund der Maßnahmen im Auge behalten. „Es geht darum, das Weiterverb­reiten des Viruses zu verhindern. Ob das die geeignete Maßnahme ist, will ich nicht beurteilen, aber der gute Wille ist da“, sagte er.

Clemen Henn (CDU) äußerte seinen Unmut darüber, dass die kirchliche­n Kindergart­enträger ihre Mitarbeite­r nicht in Kurzarbeit geschickt und so die Stadt finanziell entlastet haben. Bürgermeis­ter Clemens Maier ergänzte, dass diese Entscheidu­ng bei den Landeskirc­hen liege, nicht bei den kirchliche­n Gemeinden vor Ort.

Der Gemeindera­t schloss sich einstimmig dem Vorschlag der Stadtverwa­ltung an, die Kindergart­engebühren nur den Eltern in Rechnung zu stellen, deren Kinder auch tatsächlic­h betreut wurden. Die Höhe der Gebühren hängt von der Zeit, die der jeweilige Kindergart­en anbieten kann, ab. „Im Juni werden wir uns damit wohl wieder beschäftig­en müssen“, tippte Bürgermeis­ter Maier darauf, dass sich das Thema auch im nächsten Monat nicht wird erledigt haben.

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FOTO: DPA/KÄSTLE Seit über zwei Monaten haben die Kindergärt­en nur für eine Notbetreuu­ng geöffnet. Kinder wie Eltern fiebern einer kompletten Öffnung entgegen.

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