Waldkindergarten bietet 20 Plätze für Kinder ab drei
Schutzhütte für Feuerwehr schwer zu erreichen – Es besteht weiterhin Bedarf für Kleinkindplätze
SPAICHINGEN - Schon von Weitem ist der helle Schotterweg in der Landschaft am Dreifaltigkeitsberg zu sehen. Er führt zu einem Holzhaus, das die Schutzhütte zum neuen Waldkindergarten Waldkäferle bilden soll. Dort sollen ab 15. Juni bis zu 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren altersgemischt betreut werden. Den großen Bedarf an Kleinkindplätzen fängt das nicht auf. Da ein bereits beschlossener weiterer Neubau bis zu drei Jahre Vorlauf brauchen könnte, plant Bürgermeister Markus Hugger eine schnelle Behelfslösung für Kleinkinder, die er demnächst mit dem Gemeinderat besprechen will.
Doch zurück zum Waldkindergarten. Das Projekt ist weitgehend ohne Beteiligung des Gemeinderats und der Öffentlichkeit geplant worden. Der zuerst beauftragte Zimmermann hat sich vermutlich wegen Verzögerungen zurückgezogen. Den Auftrag übernommen hat dann die Firma, die für die Stadt die Obdachlosenunterkünfte in der Eisenbahnstraße auf der Basis eines langfristigen gesicherten Mietvertrags gebaut hatte.
Im Haushalt wurden für den Bau des Gebäudes, der Außenanlagen, der Komposttoilette, den Ofen und der weiteren Ausstattung 220 000 Euro eingestellt, informiert Bauamtsmitarbeiter Gerold Honer auf Anfrage dieser Zeitung. Derzeit sind nach Begleichung von zwei kleineren, noch ausstehenden Rechnungen rund 200 000 Euro ausgegeben. Für die Ausstattung seien 25 000 Euro angesetzt, die nach dem bisherigen Stand aber nicht in voller Höhe benötigt würden, so Honer. Dazu kommen rund 35 500 Euro für den Zufahrtsweg, der bisher auf einer separaten Haushaltsstelle gebucht sei, und eine Zisterne für Löschwasser von 20 000 Euro.
Der Schotterweg und die Hütte seien mit dem Landratsamt abgestimmt, so Honer, der Ausgleich vom Ökokonto gedeckt.
Der Schotterweg habe als Baustraße fungiert, und würde künftig für die Feuerwehr, die Rettungsdienste und zum An- und Abtransport für die Hütte benötigt, so Honer. Wegen der Steilheit wäre eine Zufahrt über einen Wiesenweg für Rettungsfahrzeuge nicht möglich.
Das ist es aber für große Fahrzeuge sowieso nicht, auch nicht mit dem neuen Schotterweg, sagt Feuerwehrkommandant Patrick Heim auf unsere Anfrage. Die Feuerwehr sei im Vorfeld aber nicht einbezogen gewesen. Die Bestimmungen einzuhalten sei ohnehin Aufgabe des Bauamts. Fest stehe, dass bei den zwei möglichen Zufahrten – Wasserhäusle von unten oder über den Trimmdich-Pfad – vor allem im Winter beides unmöglich sei. Der Schotterweg sei für die großen Fahrzeuge generell nicht befahrbar, sondern es müsse vom Trimm-Dich- Pfad aus agiert werden im Fall des Falles. Eine jetzt geplante Zisterne erleichtere die Sache aber. In den kommenden Wochen werde die Feuerwehr ausprobieren, wie sie mit ihren Fahrzeugen dort hin kommt, so Heim.
Dass dieser Schotterweg zunächst ohne Genehmigung eines betroffenen Grundstücksbesitzers gebaut und dann rückgebaut worden sein soll, war in der Recherche nicht zu verifizieren.
16 Kinder stehen auf der Anmeldeliste, Plätze gebe es 20, so die künftige Leiterin des Kindergartens, Bianca Molsner, auf unsere Anfrage. Viele Eltern hielten sich die Möglichkeit des Schnupperns offen und würden sich erst danach fest entscheiden.
Von Molsner stammte die Idee zum Waldkindergarten. 2015 habe sie sich gewundert, dass es ein solches
Angebot in der Stadt für ihren Sohn nicht gegeben habe. Sie habe eine Ausbildung zur Natur- und Walderzieherin gemacht und den damaligen Bürgermeister Schuhmacher angesprochen. Es seien Plätze gebraucht worden und nach Herumfragen mancher Gemeinderäte in der Bevölkerung sei schnell klar gewesen, dass noch mehr Bürger Interesse an einem naturpädagogischen Konzept hätten. Regelmäßig in der Natur spielen fördere fundamentale Fähigkeiten, die vielen Kindern heute fehlten, bereits angefangen bei sicherem Gehen auf unebenem Boden.
Tatsächlich würden sich die Kinder 70 bis 80 Prozent unter freiem Himmel aufhalten. Die Ausstattung belaufe sich auf einen Lagerraum für Gerätschaften, Holz für den Ofenherd, eine Komposttoilette und die Möglichkeit, sich aufzuwärmen, Wechselkleidung vorzuhalten und anderes. Der Bau in seiner Art sei dem Ansatz geschuldet, es gleich von Anfang an richtig zu machen. Den Planungen seien Besuche in verschiedenen Waldkindergärten voraus gegangen, so Molsner. Geplant ist, dass der Waldkindergarten mit zwei Facherzieherinnen und einer Zusatzkraft betrieben wird.