Film ab: Autokino gestartet
Unsere Redakteurin war bei der Spätvorstellung am Premierentag dabei
TUTTLINGEN (lik) - Rascheln, quatschen oder laut kommentieren: Was sich während normalen Kinobesuchen eigentlich nicht gehört, ist im Autokino erlaubt. Dieses kulturelle Relikt aus vergangenen Tagen hat die
Corona-Krise wieder ans Licht gebracht – auch in Tuttlingen. Die Spätvorstellung beginnt um 22 Uhr, Einlass ist schon eine halbe Stunde früher. Der letzte Film am Premierentag? „Joker“.
Schon einige Zeit vor dem eigentlichen Einlass bildet sich vor der Einfahrt eine Warteschlange an Autos. „Ich war noch nie in einem Autokino. Freu mich schon darauf “, erklärt eine junge Frau durch das geöffnete Autofenster ihrem Vordermann. Pünktlich um 21.30 Uhr setzt sich die Kolonne schließlich in Bewegung. Per Name wird am Eingang kontrolliert, wer sich zuvor eine Karte für die Vorstellung gekauft hat.
Auto für Auto rollt in einer Reihe über den Kies auf dem Tuttlinger Donauspitz. Wer sich wo hinstellen soll, teilen die Veranstalter ein. Dabei gilt: besonders große Autos müssen weiter nach hinten oder an die Seite stehen. Bevor der Film beginnt, gibt es für die Veranstalter noch einiges zu tun. Sie arbeiten schnell, sind gut organisiert. „Wir würden gerne eine Decke über die Scheinwerfer Ihres Autos hängen“, erklärt ein Ordner einem Mann, der mit seinem Auto in der ersten Reihe steht.
Das Scheinwerferlicht, das zuvor in Richtung Leinwand gestrahlt hat, erlischt unter dem Stoff.
Plötzlich erscheint auf dem großen LED-Bildschirm der Zauberkünstler Sebastian Rosenbaum. Er soll die Besucher durch die Werbung moderieren. „Bevor wir mit dem Autokino starten, gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, über die wir reden müssen“, sagt er und erklärt die Verhaltensregeln. Wer ein Problem mit der Radiofrequenz hat, über die man den Ton des Films hören kann, soll eine Notfallnummer anrufen. Essen und Getränke dürfen zwar nicht verkauft, aber mitgebracht werden. Pünktlich um 22 Uhr beginnt dann der eigentliche Film und bringt damit ein Stück Normalität in Zeiten von Corona. Und während der Joker auf der Leinwand lacht, fühlt man sich fast wie im normalen Kino, nur ein bisschen privater und mit ein bisschen mehr Gequatsche und Geraschel.