Der NBA-Star denkt an seine Wurzeln
Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder übernimmt angeschlagenen Heimatclub
BRAUNSCHWEIG (SID/dpa) - Nationalspieler Dennis Schröder wird alleiniger Gesellschafter seines Heimatvereins Basketball Löwen Braunschweig. Der Club aus der Bundesliga war durch die Corona-Krise in Insolvenzgefahr geraten und hatte seine Mannschaft nicht für das Finalturnier der BBL ab dem 6. Juni in München angemeldet. Für den bisherigen Geschäftsführer dürfte es keine Zukunft bei den Löwen geben.
Es ist gar nicht so lange her, da knirschte es heftig zwischen Dennis Schröder und den Basketball Löwen Braunschweig. Der Profi aus der nordamerikanischen Profiliga NBA, der in Braunschweig groß geworden ist, zürnte wegen der Entlassung seines Entdeckers Liviu Calin, drohte während der Weltmeisterschaft aus China mit Konsequenzen. Jetzt wird Schröder aber zum Retter in der Not und zum 1. Juli alleiniger Gesellschafter des Bundesligisten.
Das Aufatmen in Braunschweig ist deutlich zu vernehmen. „Ich bin ganz begeistert, dass der Standort gesichert ist“, sagte Trainer Pete Strobl, der mehrere Jahre Co-Trainer bei Ratiopharm Ulm war, den „Braunschweiger Nachrichten“. „Es ist doch ein Superding, dass der Heimheld zurückkommt und die Situation rettet.“Calin betonte, dass er stolz auf Schröder sei und auf dessen „Sentimentalität und Emotion unserem Standort gegenüber. Ich finde es sehr gut, wie er sich positioniert hat und dass er diese Initiative übernommen hat.“In der durch die Corona-Krise „wirtschaftlich angespannten Situation“hatten die Löwen zuvor auf ihrer Homepage „Existenz gesichert“getitelt. Es gebe eine Lösung: Dennis Schröder. Der Nationalspieler von Oklahoma City Thunder gehört seit zwei Jahren zu den Gesellschaftern des Vereins, bei dem er groß wurde.
Durch das Engagement des schwerreichen Profis, der 2016 in Nordamerika einen mit 70 Millionen Dollar dotierten Vierjahresvertrag unterschrieben hatte, ist nach Clubangaben
„die Teilnahme am Lizenzierungsverfahren für die kommende BBL-Saison sichergestellt“. Die Pandemie hatte den Braunschweigern wirtschaftlich zugesetzt und die Zukunft des Erstligastandorts infrage gestellt. Daraufhin folgten mehrere Verhandlungsrunden unter den bisherigen vier Gesellschaftern, zu denen auch der 26-jährige Schröder gehörte. Dabei beschlossen die drei anderen Parteien, für eine „einheitliche strategische Ausrichtung“ihre Gesellschaftsanteile an der GmbH „in eine Hand zu geben“. Also alles für Schröder in Braunschweig.
Dabei hatte es im Spätsommer noch nach einem Bruch ausgesehen. Die Löwen kündigten Calin nach 28 Jahren, der Talententwickler wehrte sich juristisch. „Euer Ernst? Schämt euch!“, kritisierte NBA-Spielmacher Schröder seinen Heimatclub. „Wer Liviu nicht respektiert, respektiert auch mich nicht.“Die Löwen wehrten sich. Schröder habe Gesprächsangebote „nicht wahrgenommen oder ignoriert“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende
Paul Anfang. „In dieser Form tut er dem Braunschweiger Basketball ganz gewiss keinen Gefallen.“Schröders möglichem Ausstieg sah Anfang damals gelassen entgegen: „Wir können auf eine starke finanzielle Basis der Hauptsponsoren bauen, zu denen Dennis Schröder im Übrigen nicht gehört.“Calins Kündigung wurde aber zurückgenommen.
Nun erhielt Schröder die ganze Macht. „Braunschweig ist meine Heimatstadt, ich möchte der Region etwas zurückgeben. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Standort zu einem Topclub in der Liga machen können“, sagte Schröder. Die Komplettübernahme durch den NBA-Star wird erste personelle Konsequenzen haben. Laut „Braunschweiger Zeitung“steht der zuletzt mehrfach mit Schröder aneinandergeratene Geschäftsführer Sebastian Schmidt vor dem Aus. „Man kann ja nicht so naiv sein und glauben, dass alles so weitergeht“, sagte Schmidt. „Es werden Gespräche geführt, dann wird man sehen.“