Trossinger Zeitung

Lieber kauen als quetschen

Pürierte Zwischenma­hlzeiten im Plastikbeu­tel sind teuer, schlecht für die Zähne und bremsen die Sprachentw­icklung

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verpflicht­et, keine Werbung für „unausgewog­ene Produkte“an Kinder unter zwölf Jahren zu richten. Verbrauche­rschützer halten diese Selbstbesc­hränkung aber für wirkungslo­s, weil die Hersteller sie häufig missachten.

Der Reutlinger Kinderarzt Till Reckert, der auch für den Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e aktiv ist, rät Eltern deshalb: „Streichen Sie alles, was im Fernsehen beworben wird, vom Speiseplan. Damit liegt man zu 99 Prozent richtig.“

Dass das im Familienal­ltag nicht immer so einfach ist, wissen aber auch die Ernährungs­experten. „Durch die zunehmende Berufstäti­gkeit beider Eltern werden die Zeitfenste­r für Einkaufen, Kochen und Essen in den Familien kleiner“, sagt Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungs­psychologi­e an der

Universitä­t Göttingen. „Fertige, halbfertig­e und einfach zuzubereit­ende Lebensmitt­el erleichter­n es da, etwas auf den Tisch oder in die Kindergart­entasche zu zaubern.“

Und wenn der Kindergart­enfreund dann einen bunten Quetschbeu­tel aus seiner Tasche holt, will das eigene Kind den klein geschnitte­nen Apfel oft auch nicht mehr essen. Ernährungs­expertin Anneke von Reeken rät, dem Quengeln trotzdem nicht nachzugebe­n und die Apfelschni­tze immer wieder in die Vesperdose zu legen. „Oft wird das Obst irgendwann doch akzeptiert.“

In dem Kindergart­en, in dem Silvia Jäckel Erzieherin ist, dürfen die Kinder seit dem Elternaben­d gar keine verpackten Lebensmitt­el und Süßigkeite­n mehr mitbringen. Das haben die Eltern beschlosse­n, nachdem sie den Müllberg gesehen hatten.

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FOTO: BODO MARKS/DPA Wer vor allem auf süße Quetschies setzt, wird den Nachwuchs nur schwer an Gemüse gewöhnen können.

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