Paradies mit Alpenblick
Ein blühender Privatpark in Wangen trägt die Handschrift von Monika Hewel
Ein Garten Eden auf Erden tut sich dem Besucher auf, wenn er das große Tor im Wangener Robert-KochWeg hinter sich lässt. Im 5000 Quadratmeter großen Park schaltet und waltet Monika Hewel. Sie hat ihre vielen Stauden, Zwiebelpflanzen, Rosen, Rhododendren, Bäume und Sträucher immer im Blick, kennt unzählige Pflanzen mit Namen, weiß genau, was ihnen bekommt – und zeigt ihre prachtvollen Schätze auch gerne anderen.
Pracht und Praxis gehen hier eine enge Verbindung ein. „Rosen werden vor dem Austrieb immer mit Schachtelhalmbrühe besprüht. Das hilft gegen Mehltau“, erklärt die leidenschaftliche Gärtnerin. Wer mit ihr durch die riesige Anlage spaziert, erfährt nebenbei viele praktische Tipps für einen gesunden, biologisch versorgten Garten. Da er im Frühjahr und im Sommer an bestimmten Tagen auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist, weisen kleine Schildchen einen Rundgang aus. Dieser startet bei einer üppig angelegten Rabatte oberhalb des Hauses. Da findet sich alles, was das Herz des Staudenfreundes entzückt: Akelei und Agastache, Nachtviole und Silbertaler, Phlox und Rudbeckia, Storchschnabel und Sonnenbraut, Schlangenkopf und Rittersporn ... Dazwischen recken im Frühjahr anmutig Kugellauch und Sternchenlauch ihr Haupt, und im Spätjahr wiegen sich die Herbstanemonen im Wind.
Man staunt! Über die Vielfalt, für die zum einen die fleißige Gärtnerin sorgt, zum anderen die Natur selbst. „Bei mir darf sich alles aussäen“, sagt Hewel. Staunen aber auch darüber, dass einige Stauden, wie etwa der Rittersporn, nicht dem Schneckenfraß zum Opfer fallen. Die engagierte Blumenfreundin hat eine Erklärung parat: Sie versorgt die Pflanzbeete reichlich mit Bodenaktivator und gibt zusätzlich ein homöopathisches Pflanzenstärkungsmittel
sowie effektive Mikroorganismen, damit die Pflanzen ohne Mangel in das Gartenjahr starten können. Schnecken sind in diesem blühenden Park also nicht das Problem. Viel mehr ärgert sich die Besitzerin über das Wüten der Wühlmäuse, die es besonders auf die Tulpen abgesehen haben. Rund 2000 Stück wurden im Herbst gepflanzt, und davon haben etliche ein vorzügliches Winterfutter für die Mäuse abgegeben – trotz Knoblauch und jenen speziellen, kleinen Windmühlen, die im Boden Klopfgeräusche verursachen, um die Nager zu vertreiben.
Wer diesen Garten besucht, kann es kaum glauben, dass da unterirdische Plagegeister zugange sind. Oberirdisch bietet sich nämlich ein Fleckchen Erde, das einfach zum Verweilen einlädt. Immer wieder finden sich kleine Sitzgruppen zum Rasten – an Besuchstagen sogar bei Kaffee und Kuchen. Das Auge darf dann in aller Ruhe über die perfekt komponierte Anlage mit Baumriesen, Blumeninseln, Gartenteich, Rhododendron-Wald, Rosenparterre, Blütensträuchern und akkurat geschnittenen Eiben schweifen, um sich dann in den Gebirgszügen der Alpen am Horizont zu verlieren.
Dass so ein irdischer Garten Eden beständige Präsenz verlangt, steht außer Zweifel. Für die Hewels ist deswegen ein Urlaub im Sommer undenkbar, denn sie lassen Jacques Cartier, Jenny Duval, John Clare, Ghislaine de Feligonde, William Lobb und die anderen der 300 Rosen nicht allein. Von Mitte Mai bis in den Herbst hinein blühen sie in Rot und Rosé um die Wette und hüllen den Park in eine Duftwolke. Sogar ein ganzer Laubengang ist von Rosen umrankt. Wer hindurch flaniert, ist fasziniert vom Wohlgeruch.
Doch damit nicht genug. „Ich pflanze zu Rosen sehr gerne Waldreben“, sagt Hewel. Besonders schätzt sie die kleinblütige, ausdauernde Clematis viticella. Sie ist pflegeleicht, absolut winterhart und blüht bis September.
Absolute Hingucker sind im Frühjahr auch die duftigen blauen Vergissmeinnicht-Polster, wobei es Hewel vor allem das Kaukasus-Vergissmeinnicht der Sorte Jack Frost angetan hat. Da sind zum einen die filigranen blauen Blüten, zum anderen fallen die Blätter mit ihrer silbrigen Zeichnung ins Auge. Sie zieren im Schatten den Garten auch noch nach der Blüte.
Groß heraus kommen im Moment die Rhododendren, die in diesem Park bis zu stattlichen vier Metern Höhe herangewachsen sind. Einige davon befanden sich schon auf dem Grundstück, als die junge Familie 1988 das Haus bezogen hat. Inzwischen sind viele weitere hinzugekommen, sodass jetzt rund 60 Exemplare ihre Blütenpracht entfalten und zum Magneten für Gartenbesucher werden – auch für geflügelte wie Hummeln und Bienen.
Pfingstrosen, Fuchsien in verschiedenen Größen und Farben, Flieder und Weigelien, Finger- und Spierstrauch – man wandert durch den Garten, trifft Bekanntes und Unbekanntes, unter anderem auch Buchskugeln, die mit Knoblauch besprüht und mit Algenkalk bestäubt werden, damit dem lästigen Zünsler die Lust am Knabbern vergeht. Die Lust am Garten ist Hewel dagegen noch nie vergangen. Und so entdeckt sie auch immer wieder Neues, das ihren Park zieren könnte. Deshalb ist er in der letzten Woche um neue Rosenpflanzen bereichert worden: Zepeti nennt sich der Neuankömmling: Rot. Pflegeleicht. Blühwillig. Wenig krankheitsanfällig. Winterhart. Der Steckbrief klingt vielversprechend.
In der Vegetationsphase ist das Leben der ehemaligen Lehrerin, Hobbygärtnerin, Ehefrau, Mutter von vier Kindern und mehrfachen Großmutter gut ausgefüllt. Wenn es dann ruhiger ums Haus wird, zieht sie sich in ihr Atelier zurück – und näht. Langeweile ist für Monika Hewel ein Fremdwort.