„After Life“feiert das Leben
Die Serie bei Netflix ist trotz des Themas „Trauer“ein großer Erfolg
BERLIN (dpa) - Manchmal liegen Glück und Trauer nah beieinander. Man wischt sich in einem Moment die Tränen aus dem Gesicht und lacht im nächsten laut auf – wie bei der Serie „After Life“von Ricky Gervais. Der britische Komiker, der mit „The Office“seinen Durchbruch feierte und mit seinen herben Sprüchen bei der Moderation der Golden Globes für Schlagzeilen sorgte, widmet sich hier einem ungewöhnlichen Thema: dem Sterben und Abschiednehmen – und landet damit den Hit bei Netflix.
Lisa ist an Krebs gestorben und ihr Mann Tony (Gervais, der hier auch die Hauptrolle spielt) sieht ohne seine Frau keinen Sinn mehr im Leben. Die erste Staffel der Serie erzählte im vergangenen Jahr noch, wie Tony seine Trauer mit Ruppigkeit an seinen Mitmenschen ausließ. Nun, in der zweiten Staffel, merkt er, dass er andere nicht ständig von sich stoßen kann. Tony fängt an, etwas zurückzugeben für die Anteilnahme, die sie ihm entgegengebracht haben.
Wie in seinen früheren Werken zeigt Gervais in den neuen Episoden wieder sein Herz für Außenseiter und schräge Typen. Bei aller Eigenwilligkeit sind es häufig einsame Seelen, auf der Suche nach Glück und ihrem Platz im Leben.
Hin und wieder schießt Gervais dabei zwar übers Ziel hinaus, wenn er etwa den Psychiater als Sprüche klopfenden Übermacho karikiert. Im Kern aber geht es ihm um das Gute in den Menschen, das Miteinander – und die Liebe. Wie Tony mit dem Verlust seiner großen Liebe Lisa zurechtkommen muss, das erzählt Gervais so treffend, so ehrlich, so tieftraurig, dass einem immer wieder die Tränen kommen. Dabei beschreibt er nicht nur die Leere und Trauer, sondern auch das Glück, das Tony mit Lisa hatte. Beide Aspekte dieser Liebe berühren.
Hinzu kommen zahlreiche einfühlsame Szenen mit weiteren Charakteren: die Gespräche mit der älteren Witwe Anne (Penelope Wilton aus „Downton Abbey“), die vorsichtige Annäherung an die lebenslustige Altenpflegerin Emma (Ashley Jensen), und nicht zuletzt Tonys Besuche bei seinem dementen Vater (David Bradley). In nur wenigen Einstellungen erfasst Gervais dabei auch die Gefühle, die der Abschied von den alternden Eltern mit sich bringt.
Trotz aller Traurigkeit findet „After Life 2“allerdings auch immer wieder zurück zur Leichtigkeit und zum Humor. Diese Gratwanderung begeistert viele Zuschauer: Auch „After Life 2“gehört zu den erfolgreichsten Serien der vergangenen Wochen bei Netflix. Laut Gervais hat der Streamingdienst schon eine dritte Staffel bestellt.