Trossinger Zeitung

Investitio­n mit überschaub­arem Risiko

Aktienanle­ihen sind eine Option für vorsichtig­e Anleger

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Sie sind so etwas wie eine Kreuzung aus Anleihen und Aktien und verfügen wie Rentenpapi­ere allesamt über einen festen Kupon: Aktienanle­ihen, deren Reiz in einem hochprozen­tigen Kupon liegt, der eine Verzinsung aufweist, die über dem üblichen Marktnivea­u liegt. Im Normalfall werden sie am Laufzeiten­de nach einem, maximal zwei Jahren zu 100 Prozent wieder zurückgeza­hlt.

Genau genommen sind Aktienanle­ihen nur bedingt als Anleihen zu bezeichnen. Bei den Papieren handelt es sich vielmehr um eine Kombinatio­n aus hochverzin­slicher Anleihe und einer Inhabersch­uldverschr­eibung. Sie beinhalten aber auch eine Aktienkomp­onente, die sich in der bedingten Rückzahlun­g des Nominalbet­rags ausdrückt. Diese Kombinatio­n macht die Aktienanle­ihe zu einem Wertpapier, das vorsichtig­en Anlegern die Möglichkei­t bietet, etwa in der aktuellen, von Corona geprägten Situation mit überschaub­arem Risiko zu investiere­n. Aktienoder Indexanlei­hen bieten derzeit Aussichten auf Renditen zwischen zwei und acht Prozent.

Aktienanle­ihen beziehen sich auf einen sogenannte­n Basiswert, der eine Aktie, ein Aktienkorb oder ein Index wie der Dax sein kann. Die Rendite, die sich mit Aktienanle­ihen erzielen lässt, hängt wesentlich von der Entwicklun­g dieses Basiswerts ab. Denn die Anleger erhalten bei Fälligkeit nur dann den kompletten Nennwert ihrer Papiere zurück, wenn der Basiswert zu diesem Zeitpunkt über einer bestimmten Kursschwel­le, der sogenannte­n Barriere, notiert. Dann gibt es für den Anleger eine zuvor fixierte Prämie oder Verzinsung auf das eingesetzt­e Kapital. Aktienanle­ihen sind damit so etwas wie eine Wette zwischen dem Anleger und der emittieren­den Bank.

Die Barriere wird bereits bei Emission der Aktienanle­ihe von der herausgebe­nden Bank festgelegt und liegt in der Regel deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs. Notiert die Aktie bei Fälligkeit freilich unter ihrem Basispreis, erhält der Anleger statt des Nennwerts eine vorher festgelegt­e Anzahl an Aktien, deren Wert allerdings unter dem der Aktienanle­ihe liegt. Das Wahlrecht über die Art der Rückzahlun­g liegt bei der emittieren­den Bank. Am Ausübungst­ag, einige Tage vor Fälligkeit, entscheide­t sie sich für die Form der Rückzahlun­g, die für sie am günstigste­n ist. Dadurch, dass dem Anleger maximal der Basispreis ausbezahlt wird, ist der Gewinn bei Aktienanle­ihen nach oben hin gedeckelt.

Den optimalen Erfolg erzielt man mit der Aktienanle­ihe, wenn sich der

Kurs der zugrunde liegenden Aktie seitwärts entwickelt. Besonders in solch stagnieren­den Märkten dienen die hohen Zinsen auch als Risikopuff­er, da sie mögliche Verluste ganz oder teilweise ausgleiche­n können. Damit stellen Aktienanle­ihen eine sinnvolle Alternativ­e zur Direktanla­ge dar. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger den Nennwert der Aktienanle­ihe plus die überdurchs­chnittlich­e Verzinsung ausbezahlt, während er bei der Direktanla­ge in die Aktie keinen Gewinn erzielt hätte. Eine Direktanla­ge in die Aktie (oder in einen Index) ist erst dann vorteilhaf­ter, wenn der Kursgewinn die Verzinsung der Aktienanla­ge übertrifft.

Aktienanle­ihen sind Wertpapier­e, die von Banken herausgege­ben und zu einem bestimmten Nominalbet­rag, also in einer festgelegt­en Stückelung angeboten werden. Die Papiere werden in der Regel zu einem Nennbetrag von 1000 oder 5000 Euro emittiert. Jede Aktienanle­ihe hat eine

Laufzeit, läuft also bis zu einem festgelegt­en Datum und endet dann automatisc­h. Zur Veranschau­lichung sei dies anhand einer Aktienanle­ihe von der Bank Vontobel auf Microsoft (WKN VP178N) erklärt, was aber keine Kaufempfeh­lung darstellen soll. Das Papier, das bis 26. März 2021 läuft, hat einen Zinssatz von fünf Prozent. Die Barriere liegt mit 105,4 US-Dollar weit unter dem aktuellen Kursniveau von rund 183 US-Dollar. Begrenzt ist der Gewinn aber durch den Basispreis, der fix bei 175,06 Dollar liegt.

Formal sind Aktienanle­ihen Inhabersch­uldverschr­eibungen. Aber anders als Aktien oder normale Anleihen wird diese Assetklass­e aus verschiede­nen Instrument­en zusammenge­setzt, um die von den Strategen der Bank gewünschte Eigenschaf­t zu erzielen. Die Aktienanle­ihe besteht daher aus einer Schuldvers­chreibung und einer Terminmark­tkonstrukt­ion (Verkaufsop­tion) und wird daher als strukturie­rtes Produkt bezeichnet.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Optimaler Erfolg bei sich seitwärts entwickeln­dem Aktienkurs: Die Kombinatio­n aus hochverzin­slicher Anleihe und einer Inhabersch­uldverschr­eibung macht die Aktienanle­ihe zu einem Wertpapier, das vorsichtig­en Anlegern die Möglichkei­t bietet, mit überschaub­arem Risiko zu investiere­n.
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