Investition mit überschaubarem Risiko
Aktienanleihen sind eine Option für vorsichtige Anleger
STUTTGART - Sie sind so etwas wie eine Kreuzung aus Anleihen und Aktien und verfügen wie Rentenpapiere allesamt über einen festen Kupon: Aktienanleihen, deren Reiz in einem hochprozentigen Kupon liegt, der eine Verzinsung aufweist, die über dem üblichen Marktniveau liegt. Im Normalfall werden sie am Laufzeitende nach einem, maximal zwei Jahren zu 100 Prozent wieder zurückgezahlt.
Genau genommen sind Aktienanleihen nur bedingt als Anleihen zu bezeichnen. Bei den Papieren handelt es sich vielmehr um eine Kombination aus hochverzinslicher Anleihe und einer Inhaberschuldverschreibung. Sie beinhalten aber auch eine Aktienkomponente, die sich in der bedingten Rückzahlung des Nominalbetrags ausdrückt. Diese Kombination macht die Aktienanleihe zu einem Wertpapier, das vorsichtigen Anlegern die Möglichkeit bietet, etwa in der aktuellen, von Corona geprägten Situation mit überschaubarem Risiko zu investieren. Aktienoder Indexanleihen bieten derzeit Aussichten auf Renditen zwischen zwei und acht Prozent.
Aktienanleihen beziehen sich auf einen sogenannten Basiswert, der eine Aktie, ein Aktienkorb oder ein Index wie der Dax sein kann. Die Rendite, die sich mit Aktienanleihen erzielen lässt, hängt wesentlich von der Entwicklung dieses Basiswerts ab. Denn die Anleger erhalten bei Fälligkeit nur dann den kompletten Nennwert ihrer Papiere zurück, wenn der Basiswert zu diesem Zeitpunkt über einer bestimmten Kursschwelle, der sogenannten Barriere, notiert. Dann gibt es für den Anleger eine zuvor fixierte Prämie oder Verzinsung auf das eingesetzte Kapital. Aktienanleihen sind damit so etwas wie eine Wette zwischen dem Anleger und der emittierenden Bank.
Die Barriere wird bereits bei Emission der Aktienanleihe von der herausgebenden Bank festgelegt und liegt in der Regel deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs. Notiert die Aktie bei Fälligkeit freilich unter ihrem Basispreis, erhält der Anleger statt des Nennwerts eine vorher festgelegte Anzahl an Aktien, deren Wert allerdings unter dem der Aktienanleihe liegt. Das Wahlrecht über die Art der Rückzahlung liegt bei der emittierenden Bank. Am Ausübungstag, einige Tage vor Fälligkeit, entscheidet sie sich für die Form der Rückzahlung, die für sie am günstigsten ist. Dadurch, dass dem Anleger maximal der Basispreis ausbezahlt wird, ist der Gewinn bei Aktienanleihen nach oben hin gedeckelt.
Den optimalen Erfolg erzielt man mit der Aktienanleihe, wenn sich der
Kurs der zugrunde liegenden Aktie seitwärts entwickelt. Besonders in solch stagnierenden Märkten dienen die hohen Zinsen auch als Risikopuffer, da sie mögliche Verluste ganz oder teilweise ausgleichen können. Damit stellen Aktienanleihen eine sinnvolle Alternative zur Direktanlage dar. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger den Nennwert der Aktienanleihe plus die überdurchschnittliche Verzinsung ausbezahlt, während er bei der Direktanlage in die Aktie keinen Gewinn erzielt hätte. Eine Direktanlage in die Aktie (oder in einen Index) ist erst dann vorteilhafter, wenn der Kursgewinn die Verzinsung der Aktienanlage übertrifft.
Aktienanleihen sind Wertpapiere, die von Banken herausgegeben und zu einem bestimmten Nominalbetrag, also in einer festgelegten Stückelung angeboten werden. Die Papiere werden in der Regel zu einem Nennbetrag von 1000 oder 5000 Euro emittiert. Jede Aktienanleihe hat eine
Laufzeit, läuft also bis zu einem festgelegten Datum und endet dann automatisch. Zur Veranschaulichung sei dies anhand einer Aktienanleihe von der Bank Vontobel auf Microsoft (WKN VP178N) erklärt, was aber keine Kaufempfehlung darstellen soll. Das Papier, das bis 26. März 2021 läuft, hat einen Zinssatz von fünf Prozent. Die Barriere liegt mit 105,4 US-Dollar weit unter dem aktuellen Kursniveau von rund 183 US-Dollar. Begrenzt ist der Gewinn aber durch den Basispreis, der fix bei 175,06 Dollar liegt.
Formal sind Aktienanleihen Inhaberschuldverschreibungen. Aber anders als Aktien oder normale Anleihen wird diese Assetklasse aus verschiedenen Instrumenten zusammengesetzt, um die von den Strategen der Bank gewünschte Eigenschaft zu erzielen. Die Aktienanleihe besteht daher aus einer Schuldverschreibung und einer Terminmarktkonstruktion (Verkaufsoption) und wird daher als strukturiertes Produkt bezeichnet.