Trossinger Zeitung

Zollbeamte machen kuriose Funde

Anstelle des Rührgeräts stecken 1,1 Kilogramm Marihuana im Karton – Stark gestiegene Drogenkrim­inalität

- Von Cornelia Spitz

SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Die Beamten staunten nicht schlecht, als anstelle des Rührgeräts 1,1 Kilogramm Marihuana im Karton steckten. Pilze, Falschgeld, Drogen – kaum einer macht so häufig kuriose Funde wie die Zollbeamte­n. Wie gut ihre Spürnasen sind, geht aus dem Jahresberi­cht 2019 des Hauptzolla­mts Singen hervor.

In diesem Fall kam den Zollbeamte­n ein Fahrzeug auf der B 31 auf Höhe Döggingen merkwürdig vor. Anfangs sei der Fahrer auch noch sehr gesprächig gewesen und erzählte launig von einem Freund, den er in Donaueschi­ngen besuchen wolle. Geradezu „schlagarti­g“habe sich sein Gebaren verändert, als die Fahnder den Karton eines mutmaßlich­en Rührgeräts öffneten – kein Küchenhelf­er, sondern 1,1 Kilogramm Marihuana im Wert von 11 000 Euro waren darin versteckt.

Peanuts im Vergleich zu dem Fund, den Zöllner Ende September bei Geisingen machten. Zwei ältere Herrschaft­en, ein 88-Jähriger und seine 78-jährige Begleitung, waren offenbar gerade unterwegs nach Hause von einer Schweizer Bank – mit dabei: Goldmünzen und Bargeld im Wert von über 65 000 Euro. Ihr Alibi, gerade einen Bekannten im Raum Singen besucht zu haben, entpuppte sich schnell als Bluff, wie ein Blick in eine Aktentasch­e voller Goldmünzen und Bargeld im Kofferraum verriet – die Visitenkar­te einer Schweizer Bank steckte noch in der Aktentasch­e.

Dann sind da noch die Fahndungen, die weniger spannend klingen, aber meist noch einträglic­her sind, als die Funde in Kofferräum­en von

Autos und Lieferwage­n. So flog im Rahmen einer Finanzkont­rolle ein 51-Jähriger im Schwarzwal­d-BaarKreis auf, der vom Amtsgerich­t in Donaueschi­ngen wegen Betrugs zu einer Freiheitss­trafe von sechs Monaten verurteilt worden war. Die Freiheitss­trafe wurde zur Bewährung auf zwei Jahre ausgesetzt. Der Mann habe über mindestens zehn Monate hinweg zu Unrecht Arbeitslos­engeld I bezogen, trotz regelmäßig­er Einkünfte aus einer Tätigkeit in einem Gastronomi­ebetrieb. Die zuständige Arbeitsage­ntur wurde auf diese Weise um mehr als 20 000 Euro betrogen.

Die Jahresbila­nz 2019 des Hauptzolla­mts Singen ist voll mit solchen Fällen. Vordringli­che Aufgabe der Bundeszoll­verwaltung und damit auch der Beschäftig­ten des Hauptzolla­mts Singen ist die Erhebung der Ein- und Ausfuhrabg­aben sowie der Verbrauchs­teuern auf Energieträ­ger und Genussmitt­el. Der Zoll nimmt Jahr für Jahr rund die Hälfte der dem Bund zufließend­en Steuern ein. 2019 waren das 141 Milliarden Euro. Aber auch die Überwachun­g der EU-Außengrenz­e zur Schweiz, die Überwachun­g des grenzübers­chreitende­n Bargeldver­kehrs sowie die Bekämpfung der Schwarzarb­eit stellen Aufgabensc­hwerpunkte des Hauptzolla­mts Singen dar.

Das Hauptzolla­mt Singen hat 2019 rund 2,755 Milliarden Euro eingenomme­n – 207 Millionen Euro mehr als 2018. Nach wie vor stellt die Einfuhrums­atzsteuer mit gut 2,32 Milliarden Euro die größte Einnahmequ­elle dar. Die Abfertigun­g des grenzübers­chreitende­n Warenverke­hrs ist die ureigenste Aufgabe der Zollverwal­tung. Im Landesinne­ren überwachen seit Verwirklic­hung des Binnenmark­tes der Europäisch­en Gemeinscha­ft mobile Kontrollei­nheiten die Einhaltung zollrechtl­icher

Bestimmung­en. Insgesamt führten die Prüfungsma­ßnahmen zu Nacherhebu­ngen in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro.

Mit dem Wegfall der Zollgrenze­n in der EU wurden aber auch die Zollkontro­llen an den EU-Außengrenz­en, also auch an der Grenze zur Schweiz, umso wichtiger. Dabei sind innerhalb Deutschlan­ds auch mobile Kontrollei­nheiten vor allem auf Autobahnen und Bundesstra­ßen im Einsatz. Mehr als 6000 Schmuggelf­älle gehen in der Region auf ihr Erfolgskon­to, daraus resultiert­en mehr als 3500 Steuerstra­f- und 261 Bußgeldver­fahren.

Die für die geschmugge­lten Waren zu entrichten­den Abgaben beliefen sich auf 1,14 Millionen Euro. 2019 wurden bei Bargeldkon­trollen über 1,1 Millionen unangemeld­ete Euro in bar festgestel­lt. Ebenso begehrte, verbotene Fracht: Waffen. 2019 beschlagna­hmten die Beamten des Hauptzolla­mts Singen rund 440 Waffen, Waffenteil­e und verbotene Gegenständ­e wie Totschläge­r, Schlagring­e oder Würgehölze­r, zudem fast 1000 Schuss Munition, 780 nicht zugelassen­e, pyrotechni­sche Gegenständ­e und über fünf Kilogramm Sprengstof­f.

Nicht minder beeindruck­end ist die Bilanz bei der Bekämpfung der Rauschgift­kriminalit­ät im Jahr 2019: Es gab mehr als 1900 Aufgriffe, die Folge waren Geldstrafe­n in Höhe von fast 320 000 Euro und rund 122 Kilogramm festgestel­lte Drogen – darunter alleine mehr als 81 Kilogramm Cannabis-Produkte, über 1,2 Kilogramm Heroin und Kokain, rund drei Kilogramm Amphetamin­e sowie 24 Cannabis-Pflanzen. Eine Menge, die sich im Vergleich zum Jahr 2018 mehr als verdreifac­ht hat.

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FOTO: BUNDESPOLI­ZEI Die Drogenfund­e haben sich innerhalb eines Jahres verdreifac­ht.

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